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Prozess: Der "Maskenmann" wollte niemanden umbringen

Prozess

Der "Maskenmann" wollte niemanden umbringen

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    Der Prozess gegen den Maskenmann läuft.
    Der Prozess gegen den Maskenmann läuft.

    Im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Martin N. sitzen sie als Nebenkläger: Die Mütter oder Väter der drei getöteten Kinder Stefan J., Dennis R. und Dennis K. Als Zeugen erzählen sie vor dem Landgericht Stade über ihre Verzweiflung, Hoffnung, Trauer und Wut. Sie leiden bis heute. Der 40 Jahre alte Angeklagte indes zeigt gar keine Regung, selbst am Mittwoch nicht, als die Kammer überraschend aus dem polizeilichen Vernehmungsprotokoll zitiert, in dem Martin N. seine Morde und seine nächtlichen Besuche als "Maskenmann" in fremden Kinderzimmer schildert.

    Für die Familien von Stefan J., Dennis R. und Dennis K. ist seit dem Tag, an dem ihr Sohn nachts spurlos verschwand, nichts mehr wie es einmal war. Die Mutter von Dennis R. ist gesundheitlich angeschlagen. Sie bleibt dem Prozess fern. Es gehe ihr schlecht, sagte der von ihr getrennt lebende Ehemann und Vater . Er vermisst bis heute seinen Sohn und will eine lebenslange Haftstrafe und Sicherungsverwahrung.

    Der Angeklagte war erst 21 Jahre alt, als er im Frühjahr 1992 den 13 Jahre alten Stefan J. nachts aus einem Internat in Scheeßel (Landkreis Rotenburg) verschleppte, tötete und in den Verdener Dünen im Sand begrub. Drei Jahre später, im Sommer 1995, holte sich Martin N. den achtjährigen Dennis R. aus einem Zeltlager bei Schleswig, tötete ihn Tage später in einem Ferienhaus in Dänemark und begrub ihn im Dünensand. 2001 ging er im September in das Schullandheim Wulsbüttel in der Nähe von Bremerhaven. Der neun Jahre alte Dennis K. wurde sein drittes Opfer.

    Der Maskenmann hat den Jungen schlafend aus dem Zimmer getragen

    Der Junge ist nach dem Vernehmungsprotokoll das einzige Opfer, das sich heftig wehrte. Er habe den Jungen schlafend aus dem Zimmer getragen. Dann sei dieser aufgewacht und habe laut geschrien und "wollte seiner Lehrerin Bescheid sagen", gab der Angeklagte zu Protokoll. Er habe versucht, ihm den Mund zuzuhalten. "Der drehte seinen Kopf weg und schrie noch lauter, da hab' ich ihm den Hals zugedrückt." Das soll seine letzte Tat gewesen sein. Weitere Morde gebe es nicht. Er habe sich auch nie vorgenommen, jemanden umzubringen.

    Die beiden anderen Jungen sollen laut Protokoll freiwillig mitgekommen sein. Genau das bezweifeln die Eltern von Stefan J. und Dennis R. Sein Sohn sei nachts ein Angsthase gewesen, sagte Dennis' Vater. "Er wäre nie so mitgegangen." Und die Mutter von Stefan J. sagte als Zeugin, "der Junge wäre nicht freiwillig mit jemanden mitgegangen".

    Doch nicht nur die Geschehnisse von damals kommen im Prozess wieder hoch. Die 61 Jahre alte Mutter von Stefan und auch die 41 Jahre alte Mutter von Dennis K. sorgen sich um die Geschwister. Stefans acht Jahre jüngerer Bruder sei zwar inzwischen erwachsen, sagte seine Mutter, aber damals habe sie alles von ihm ferngehalten. Er erlebe es jetzt erst. Auch Dennis K. hat eine Schwester. Die damals Einjährige hat nach Angaben der Mutter keine Erinnerung an den Bruder. Erst nach der Festnahme von Martin N. habe sie ihr alles von Dennis und seinem Tod erzählt.

    Der lange als "Maskenmann" gesuchte Angeklagte hat im Gericht bislang nicht selbst von seinen Taten gesprochen. Das Geständnis ließ er von seinem Verteidiger vorlesen. Den Prozess verfolgt er geradezu stoisch mit gesenktem Blick. Sein Gesicht wirkt wie ein Maske - seine Gefühle bleiben verborgen. Noch vor Weihnachten will das Gericht das Urteil verkünden.  dpa

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