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Prostitution in Frankreich: Sex-Kunden sollen bestraft werden: Freier und Huren sind empört

Prostitution in Frankreich

Sex-Kunden sollen bestraft werden: Freier und Huren sind empört

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    Ein Gesetzesentwurf zu einem neuen Prostitutionsgesetz sorgt für eine Welle der Empörung in Frankreich.
    Ein Gesetzesentwurf zu einem neuen Prostitutionsgesetz sorgt für eine Welle der Empörung in Frankreich. Foto: Franck Fife, afp

    Ein neues Prostituitonsgesetz in Frankreich verärgert sowohl Huren als auch Freier. Der Gesetzentwurf, den zwei weibliche Abgeordnete der sozialistischen Regierungsmehrheit vorgelegt haben, sieht ein Bußgeld von 1500 Euro für Freier vor. Wird ein Freier wieder bei einer Prostituierten erwischt, soll ihm sogar das Doppelte an Bußgeld drohen. Das Gesetz erregt die Gemüter im katholischen

    Trotz neuem Gesetz: Prostitution wird nicht verboten

    Die Prostitution, die in Frankreich legal ist, wird dadurch nicht verboten. Es wird sogar der seit 2003 existierende Straftatbestand des "Kundenfangs" abgeschafft, der Prostituierte mit zwei Monaten Gefängnis bedroht, wenn sie öffentlich - auch  passiv - Freier anlocken.

    Einsatz für die Huren

    Die Kritiker des Gesetzentwurfs halten die Pläne für  scheinheilig. Den Prostituierten werde dadurch de facto die  Kundschaft und somit ihre Lebensgrundlage entzogen. Hoch schlagen die Wogen in Frankreich auch deshalb, weil sich eine Reihe von  Prominenten in die Debatte eingeschaltet haben, darunter die  Schauspielerin Catherine Deneuve und der Sänger Charles Aznavour, die sich gegen Strafen für Huren und Freier wandten.

    Frankreichs Prostituierte sind empört

    Empörung herrscht auch bei den Huren. Bei der platinblonden Priscilia etwa ist die Stimmung am Boden. In ihrem knappen, schwarzen Höschen und  Netzstrümpfen sitzt die Prostituierte in ihrer kleinen Wohnung im  Zentrum von Paris und klagt, dass sie schon jetzt "80 Prozent des  Umsatzes eingebüßt" habe. Grund sei eben das geplante neue Prostitutionsgesetz.

    "Die Kunden sagen mir: 'Ich hab' dich lieb, aber ich habe Angst'",  erzählt die etwa 40-jährige Priscilia in der berühmt-berüchtigten  Rue Saint-Denis in Paris. Ein Freier habe ihr gestanden, dass er  jetzt in die chinesischen Massage-Salons gehe, die diskreter seien.  "Dieses Gesetz legt mir die Schlinge um den Hals", habe ihr der Mann gesagt.

    "Fass' meine Hure nicht an!"

    Eine spektakuläre Aktion gegen das Prostitutionsgesetz starteten "343 Dreckskerle" - so  ihre eigene Bezeichnung - die im November öffentlich bekannten, die  Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen zu haben oder dazu  bereit zu sein. Zu den Unterzeichnern der Schrift mit dem Titel  "Fass' meine Hure nicht an!" zählten Schriftsteller wie Frédéric  Beigbeder oder der bekannte Journalist der Zeitung "Le Figaro",  Eric Zemmour.

    "Die Debatte wird lebendig werden", ist sich Maud Olivier,  Mitinitiatorin des Gesetzentwurfs, vor den Parlamentsberatungen  sicher. Die Abgeordnete der Nationalversammlung wollte eigentlich  eine Gefängnisstrafe für Freier im Wiederholungsfall. Damit  scheiterte sie aber am Widerstand ihrer sozialistischen Kollegen.

    Der französische Rat für Gleichstellungsfragen hatte kürzlich dafür  plädiert, das Aufsuchen einer Prostituierten zumindest als Straftat  und nicht nur als Ordnungswidrigkeit einzustufen - auch wenn keine  Gefängnisstrafe verhängt wird. Mit einem Bußgeld werde das Kaufen  sexueller Dienste "weniger schwer bestraft als ohne zu Zahlen eine  Café-Terrasse zu verlassen", bemängelt auch Grégoire Théry vom  Prostituierten-Hilfsverein Nid.

    Offiziell mindestens 20.000 Prostituierte in Frankreich

    Mindestens 20.000 Frauen gehen in Frankreich laut Innenministerium  regelmäßig der Prostitution nach, laut Sexarbeiter-Gewerkschaft  Strass sind es 400.000. Anders als noch vor etwa 20 Jahren ist die  große Mehrzahl von ihnen inzwischen aus dem Ausland: 80 bis 90  Prozent kommen vor allem aus Osteuropa, Afrika, China oder  Lateinamerika. Viele sind Opfer von Menschenhandel und  Zwangsprostitution. Der Gesetzentwurf sieht daher auch Hilfen zum  Ausstieg aus der Prostitution für die Frauen vor.

    Vorbild für Frankreich ist Schweden, wo die Freier seit 1999  bestraft werden. Doch viele befürchten, dass verschärfte  Polizeikontrollen der Freier die Prostituierten dazu zwingen  werden, im Verborgenen und somit weniger geschützt zu arbeiten. Für  die 46-jährige Nanou in Paris, die einen Kredit abzubezahlen hat  und zwei Kinder in der Ausbildung, ist aber jetzt schon klar: "Ich  bleibe hier, egal was passiert." afp/AZ

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