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Prinz Johan Friso: Prinz Friso: Königsfamilie muss über seine Zukunft entscheiden

Prinz Johan Friso

Prinz Friso: Königsfamilie muss über seine Zukunft entscheiden

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    Johan Friso mit seiner Frau Mabel. Sie und die Königsfamilie müssen über die Zukunft des Prinzen entscheiden.
    Johan Friso mit seiner Frau Mabel. Sie und die Königsfamilie müssen über die Zukunft des Prinzen entscheiden. Foto: dpa

    Nach einem Lawinenunfall in Österreich bleibt der zweitälteste Sohn von Königin Beatrix womöglich dauerhaft im Koma. Seine Frau, Prinzessin Mabel, und die Königsfamilie müssen nun über die Zukunft des im Volk beliebten Friso entscheiden. Am Donnerstag wurde der Prinz von Österreich nach London geflogen. Dort kam er in eine Spezialklinik. Man werde versuchen, mit der Rehabilitation zu beginnen, teilte das Königshaus mit. Friso werde optimal versorgt.

    Die Leiden des niederländischen Königshauses

    Die niederländische Königsfamilie hat schon viel Leid ertragen müssen.

    2. Februar 2002: «Traumhochzeit» des Thronfolgers Willem-Alexander und seiner Braut Máxima aus Argentinien. Die Regierung untersagt die Teilnahme ihres Vaters, weil er einst der Militärdiktatur in Argentinien diente. Aus Solidarität bleibt auch Máximas Mutter der Zeremonie fern. Die Braut weint bei der Trauung bitterlich.

    6. Oktober 2002: Tod von Beatrix' Mann, Prinz Claus. Der frühere deutsche Diplomat stirbt nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Seine Leidenszeit begann bereits Anfang der 80er Jahre: Depressionen, später die Parkinsonkrankheit. Einer Prostataoperation folgt die Entfernung einer Niere. Schließlich erliegt er einer Lungenentzündung.

    24. April 2004: Johan Friso heiratet Mabel, deren Vergangenheit ihn protokollarisch herabstuft. In den 80er Jahren hatte Mabel ein Verhältnis mit einem Drogenboss. Weil sie die Bekanntschaft mit dem Kriminellen zu verheimlichen suchte, ist die Regierung verärgert und fragt das Parlament nicht um Zustimmung zu der Hochzeit. Das fehlende Ja der Volksvertreter kostet Friso seinen Platz in der Thronfolge.

    30. April 2009: Attentat auf Königin Beatrix: Ein schwarzer Kleinwagen rast am Königinnentag in der Stadt Apeldoorn auf den offenen Bus der Monarchin zu. Vor den Augen der königlichen Familie tötet er dabei sieben Menschen und prallt gegen ein Denkmal. «De Koningin, de Koningin», stammelt der Attentäter (38) blutüberströmt und stirbt. Nur Stunden später hält die geschockte Beatrix eine Fernsehansprache - sie wirkt um Jahre gealtert.

    Januar 2012: Ende der Mosambik-Affäre von Willem-Alexander. Für einen symbolischen Preis hat der Thronfolger eine 2007 erworbene Luxus-Villa am Indischen Ozean an eine Entwicklungskooperative verkauft. Das kostspielige Anwesen in dem armen afrikanischen Land löste vor dem Hintergrund der Finanzkrise heftige Kritik aus.

    17. Februar 2012: Johan Friso wird beim Skifahren in Österreich von einer Lawine verschüttet und erst nach etwa 20 Minuten befreit.

    24. Februar 2012: Schreckliche Diagnose: Der niederländische Prinz Johan Friso hat bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden erlitten und bleibt womöglich lebenslang im Wachkoma. Am 12. August 2013 stirbt er in Den Haag.

    Vor zwei Wochen erlitt der Prinz bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden. Der 43-Jährige bleibt womöglich lebenslang im Koma. Der Sauerstoffmangel habe das Gehirn schwer geschädigt, teilten seine Ärzte mit. Eine Lawine hatte ihn beim Skifahren nahe Lech am Arlberg verschüttet. Selbst wenn er aus dem Koma aufwachen würde, werde seine Wiedereingliederung viele Monate dauern, wenn nicht gar Jahre, sagten die Ärzte.

    Prinz Friso: Niederlande geschockt

    Der Unfall hat eine Debatte über die Behandlung von Komapatienten angestoßen. Die einzige Reha-Klinik, das "Leijpark"-Klinikum in Tilburg, ist auf jüngere Patienten spezialisiert und behandelt nur Patienten, die jünger als 25 sind. Vincent Buitendijk von der Klinikverwaltung "Libra Zorggroup" erklärt, warum: Das Gehirn höre ab dem Alter von 25 Jahren auf, sich zu entwicklen. Es gebe dann auch keine Regeneration von Gehirnzellen mehr, sagte Buitendijk der Online-Nachrichtenseite "NU.nl".

    Frisos Frau Mabel und der Rest der Familie müssen sich auch mit der schwierigen Entscheidung befassen, ob lebenserhaltende Geräte abgeschaltet werden sollen, falls die Behandlung keine Wirkung zeigt. Für die Königsfamilie wäre diese Entscheidung aufgrund ihres besonderen Status in der Öffentlichkeit wohl noch schwieriger als sie eh schon ist, meinen Beobachter.

    Passive Sterbehilfe in Niederlanden erlaubt - Königsfamilie unter Druckt

    Passive Sterbehilfe, der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen, ist in Großbritannien und den Niederlanden möglich. In den Niederlanden dürfen Ärzte lebensverlängernde Maßnahmen aussetzen, wenn sie überzeugt sind, dass ein Hirntod vorliegt. Wird ein Patient künstlich beatmet, dann tritt der Tod bald ein. In England dagegen brauchen Ärzte nach Angaben der britischen Medizinervereinigung BMA die ausdrückliche Genehmigung der Familie des Patienten.

    Auch in Deutschland kann passive Sterbehilfe zulässig sein, wenn sie dem mutmaßlichen oder in einer Patientenverfügung erklärten Willen entspricht. Bei Zweifeln müssen sich die Ärzte aber für das Leben entscheiden.

    Frisos Rehabilitation im Mittelpunkt

    In Deutschland regt sich Kritik an der Sterbehilfe-Debatte. "Dass schon wenige Tage nach dem Unfall von Prinz Friso die Frage der Sterbehilfe für ihn öffentlich diskutiert wird, ist entsetzlich", sagt Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Der Prinz habe zuallererst ein Anrecht auf Therapie und Fürsorge, sagte er. Friso müsse nun erstmal Zeit zur Rehabilitation gegeben werden, bevor über Sterbehilfe diskutiert werde. dpa/AZ

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