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Prinz Johan Friso: Johan Friso im Wachkoma: Niederlande unter Schock

Prinz Johan Friso

Johan Friso im Wachkoma: Niederlande unter Schock

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    Prinz Friso hat bei dem Lawinenunglück schwere Hirnschäden erlitten. Sein Herz blieb 50 Minuten lang stehen.
    Prinz Friso hat bei dem Lawinenunglück schwere Hirnschäden erlitten. Sein Herz blieb 50 Minuten lang stehen. Foto: dpa

    Die Diagnose ist niederschmetternd und schockierend: Ärzte zweifeln, ob der niederländische Prinz Johan Friso je wieder zu Bewusstsein kommt. Der 43-Jährige habe bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden erlitten und bleibe womöglich lebenslang im Koma, gaben die Mediziner am Freitag in Innsbruck bekannt. Der Sauerstoffmangel habe das Gehirn schwer geschädigt.

    Prinz Friso erlitt einen Herzstillstand

    Eine Lawine hatte den zweitältesten Sohn von Königin Beatrix vor einer Woche beim Skifahren in Lech am Arlberg verschüttet. Die Königsfamilie sucht nun nach einer Reha-Klinik. Der Sender ORF berichtete, Prinz Friso liege im Wachkoma.

    Johan Friso erlitt Herzstillstand

    Friso erlitt einen Herzstillstand, der 50 Minuten lang dauerte, erklärte der Leiter der traumatologischen Intensivstation an der Innsbrucker Klinik, Wolfgang Koller. Eine lange Zeit, während der sein Gehirn nicht mit genügend Sauerstoff versorgt wurde. "Zu lange", fügte der Arzt in der Pressekonferenz nach einer kurzen Pause hinzu. Über Tage hinweg hegte das Ärzteteam die Hoffnung, die milde Unterkühlung des Prinzen während seiner langen Zeit im Schnee hätte vielleicht als Schutz für das Gehirn gewirkt.

    Prinz Friso lag länger als 20 Minuten unter den Schneemassen

    Die Leiden des niederländischen Königshauses

    Die niederländische Königsfamilie hat schon viel Leid ertragen müssen.

    2. Februar 2002: «Traumhochzeit» des Thronfolgers Willem-Alexander und seiner Braut Máxima aus Argentinien. Die Regierung untersagt die Teilnahme ihres Vaters, weil er einst der Militärdiktatur in Argentinien diente. Aus Solidarität bleibt auch Máximas Mutter der Zeremonie fern. Die Braut weint bei der Trauung bitterlich.

    6. Oktober 2002: Tod von Beatrix' Mann, Prinz Claus. Der frühere deutsche Diplomat stirbt nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Seine Leidenszeit begann bereits Anfang der 80er Jahre: Depressionen, später die Parkinsonkrankheit. Einer Prostataoperation folgt die Entfernung einer Niere. Schließlich erliegt er einer Lungenentzündung.

    24. April 2004: Johan Friso heiratet Mabel, deren Vergangenheit ihn protokollarisch herabstuft. In den 80er Jahren hatte Mabel ein Verhältnis mit einem Drogenboss. Weil sie die Bekanntschaft mit dem Kriminellen zu verheimlichen suchte, ist die Regierung verärgert und fragt das Parlament nicht um Zustimmung zu der Hochzeit. Das fehlende Ja der Volksvertreter kostet Friso seinen Platz in der Thronfolge.

    30. April 2009: Attentat auf Königin Beatrix: Ein schwarzer Kleinwagen rast am Königinnentag in der Stadt Apeldoorn auf den offenen Bus der Monarchin zu. Vor den Augen der königlichen Familie tötet er dabei sieben Menschen und prallt gegen ein Denkmal. «De Koningin, de Koningin», stammelt der Attentäter (38) blutüberströmt und stirbt. Nur Stunden später hält die geschockte Beatrix eine Fernsehansprache - sie wirkt um Jahre gealtert.

    Januar 2012: Ende der Mosambik-Affäre von Willem-Alexander. Für einen symbolischen Preis hat der Thronfolger eine 2007 erworbene Luxus-Villa am Indischen Ozean an eine Entwicklungskooperative verkauft. Das kostspielige Anwesen in dem armen afrikanischen Land löste vor dem Hintergrund der Finanzkrise heftige Kritik aus.

    17. Februar 2012: Johan Friso wird beim Skifahren in Österreich von einer Lawine verschüttet und erst nach etwa 20 Minuten befreit.

    24. Februar 2012: Schreckliche Diagnose: Der niederländische Prinz Johan Friso hat bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden erlitten und bleibt womöglich lebenslang im Wachkoma. Am 12. August 2013 stirbt er in Den Haag.

    Diese Hoffnung zerschlug sich am Donnerstag, als erstmals eine Untersuchung möglich war, wie der Arzt berichtete. Die Prognose der Ärzte ist erschütternd: "Es kann derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob Prinz Friso jemals wieder das Bewusstsein erlangen wird", erklärte Koller.

    Johan Friso war mit einem Begleiter Florian Moosbrugger abseits der Piste unterwegs gewesen. Die beiden fuhren im Tiefschnee in einen Steilhang ein, als sich ein Schneebrett löste und den Prinzen verschüttete. Sein Begleiter, der einen Lawinen-Airbag trug, konnte sich retten und Hilfe rufen. Friso lag länger als 20 Minuten unter den Schneemassen, bevor er geborgen und in die Klinik gebracht wurde.

    Frisos Frau Mabel besucht ihren Mann jeden Tag im Krankenhaus

    In Lech, dem traditionellen Urlaubsort der Königsfamilie, löste die Nachricht einen Schock aus. "Wir sind alle tief betroffen und traurig", sagte Bürgermeister Ludwig Muxel der Nachrichtenagentur dpa. "Mit einer so schlechten Nachricht haben wir nicht gerechnet". Die Familie halte sich nach wie vor im Urlaubsort auf.

    Königin Beatrix und Frisos Frau Mabel waren seit dem Unfall jeden Tag von Lech nach Innsbruck gefahren, um den Verunglückten zu besuchen. Ihnen konnten die Mediziner keine günstige Prognose geben. Zwar hieß es, der Prinz wirke rein äußerlich gesund und habe auch keine organischen Schäden erlitten. Selbst wenn er aus dem Koma zurückkehren würde, werde eine Rehabilitation aber Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.

    "Prinz Friso eigenhändig ausgegraben", sagt Florian Moosbrugger

    Florian Moosbrugger hatte sich in der "Bild"-Zeitung geäußert. Er gab an, Friso eigenhändig aus den Schneemassen ausgegraben zu haben. Moosbrugger: "Ich habe sofort alles getan, um das Leben des Prinzen zu retten."

    Moosbrugger selbst wurde durch einen Lawinen-Airbag gerettet. Zur "Bild" sagte er: "Die Staatsanwaltschaft hat mich gerade befragt. Es laufen Ermittlungen. Ich darf zum Unfallhergang jetzt nichts mehr sagen."

    Moosbrugger: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Hotelier

    Der 42 Jahre alte Hotelier fuhr mit dem Prinzen Ski, als sich eine Lawine löste und Friso unter sich begrub. Zu den Ergebnissen der Befragung von Moosbrugger wollte sich die zuständige Staatsanwaltschaft Feldkirch am Mittwoch aber nicht äußern. Das Königshaus teilte mit, die gesundheitliche Situation sei unverändert.

    Prinz Johan Friso: Ermittlungen laufen

    Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Unglück am Freitag gegen den Hotelbesitzer Moosbrugger wegen fahrlässiger Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen. Dabei geht besonders um die Frage, welcher der beiden Skifahrer die Lawine auslöste. (dpa, AZ)

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