"Polizeiruf 110" behandelt bevorzugt schwierige, gesellschaftspolitische Themen. Dieser Tradition bleibt auch "Kindeswohl" treu. In der Rostocker-Folge geht es heute um Heimkinder und -Jugendliche, die an Pflegefamilien ins Ausland vermittelt werden. Darüber hinaus stehen überlastete Jugendämter und überforderte Heimmitarbeiter im Focus.
Der neue Fall aus Rostock erntet bei Kritikern allerdings nicht nur Lorbeeren. Allem Zweifel erhaben ist die Leistung der Darsteller. Drehbuch und Spannung bleiben dagegen hinter den Erwartungen. Die Pressestimmen.
Kritik zum Polizeiruf heute: "Selbstverliebt" mit "konstruierter Handlung"
"Überzeugend ist Junis Marlon in der Rolle des Heimjungen Keno, dem das Leben übel mitgespielt hat, der hart rüberkommen will, keinem Erwachsenen über den Weg traut und gerade dadurch verletzlich wirkt. Auch Charly Hübner überzeugt als Bukow, dem seine Probleme mit Ex-Frau, pubertierendem Sohn und Kollegin König über den Kopf wachsen - nicht zuletzt wegen seiner Unfähigkeit, über Probleme und Gefühle zu sprechen. [...] Doch Marlons und Hübners starke schauspielerische Leistungen können nicht über die konstruierte Handlung hinwegtäuschen." Stern
"Regisseur und Co-Autor Lars Jessen, der im Bereich des Fernsehkrimis zuletzt einen voll verkifften 'Tatort' über die Skulptur.Projekte-Schau in Münster gedreht hat, inszeniert den 'Polizeiruf' als entfesselte Jagd nach den beiden ausgerissenen Teenagern. Dabei verschiebt sich der emotionale Schwerpunkt beim Ermittlerteam mal wieder auf Hübners Bukow, der sich auf der Suche nach seinem Sohn mit Kopfnussblick den Weg durchs deutsch-polnische Verwaltungs- und Verwahrungsdickicht schlägt. Dem Schnell-essen-schnell-vögeln-Credo von Kollegin König fügt er ein Schnell-Zuschlagen hinzu. Das ist alles angemessen physisch dargestellt. Und doch stört, dass bei der großen Bukow-Show Katrin König mal wieder unweigerlich ins Hintertreffen gerät." Spiegel Online
"Der Rostock-Krimi ist sehr spannend, aufwühlend, sozialkritisch, nicht sehr blutig, stellenweise allerdings ziemlich brutal. Auch werden die Schockmomente meist nicht direkt gezeigt, im Kopfkino sind sie dafür umso intensiver. Bei aller Wiedersehensfreude über die beiden seltenen, aber stets grandios spielenden und herrlich schnörkellos kommunizierenden Stars im Sonntagskrimi, sei dennoch schon mal verraten, dass Kommissar Bukow selten fertiger war. Und auch Kollegin König, die sich in diesem Film nebenbei ein bisschen dem Online-Dating-Wahnsinn hingibt, wirkt ernster denn je." Bild der Frau
"Mir fehlt es an Spannung, denn man ahnt, wie es ausgeht: So einer wie Bukow, der Mann-gewordene Ego-Trip, findet natürlich seinen Sohn. Und dass ich das ahne, tut dem Film nicht gut. Dabei muss man sagen: Wie im Rostocker Polizeiruf üblich, sind die Rollen wieder toll gespielt, alles erdig, dreckig, wahrhaftig, die Figuren wirken lebendig, das Leben quillt aus jeder Pore. Aber: Es packt mich nicht, es ist kein Krimi. Im Gegenteil: Der Polizeiruf wirkt selbstverliebt, als hätte ordentlich was von Bukow abgefärbt. Ich bin gespannt, wie viele Zuschauer das anders sehen werden, aber von mir gibt für diesen Rostock-Polizeiruf nur zwei von fünf Elchen." SWR
Pressestimmen: "Polizeiruf 110 aus Rostock liefert diesmal nur Durchschnitt"
"Es gibt eine richtig starke Szene in diesem „Polizeiruf“, die deutlich macht, wie gut die Schauspieler Sarnau und Hübner sind und wie spannend ihre Figuren König und Bukow: Sie kommen bei der Suche nach Samuel und Keno nicht weiter, und als König ihre Nachrichten von einer Partnerbörse checkt, flippt erst Bukow aus, dann sie. Er schnauzt sie an, dass das ja wohl nicht der richtige Zeitpunkt sei, sie schnauft vor Wut, er äfft sie nach. Und dann bricht es aus ihr raus. „Wegen Leuten wie Ihnen sind wir hier! Immer schön harte Kante, immer schön drauf, was für eine qequirlte Scheiße!“, haut König ihm um die Ohren. „Wie wäre es mal mit zuhören? Oder mal mit Schnauze halten?“ Die beiden knallen mit einer Wucht aufeinander und kriegen sich dann noch mit einer gewissen Sanftheit füreinander wieder ein. Es ist leider der einzige, große Moment in diesem Krimi. Rostock ist immer eine Bank für einen spannenden Fall, diesmal liefern Bukow und König nur Durchschnitt." RP Online
"Rostock wird gewohnt düster gezeigt: Es ist meist dunkel, kalt und Innenräume sehen aus, als ob der Mauerfall fünf und nicht fast 30 Jahre her ist. Ärgerlich sind auch unerklärliche Volten des Drehbuchs und logische Schwächen (Christina Sothmann, Lars Jessen und Elke Schuch), etwa wenn Bukow und König zu einem Haus fahren, das die beiden Jungs kurz zuvor verlassen haben. Anstatt die Verfolgung mit dem Auto aufzunehmen, rennen die Ermittler zu Fuß los - natürlich erfolglos. Zuvor war Bukow offiziell von den Mordermittlungen ausgeschlossen worden, schließlich zählt sein Sohn zu den Verdächtigen. Inoffiziell jedoch bekommt König die Anweisung, ihn zu beteiligen, er lasse sich sowieso nicht bändigen. Auch warum nach zwei vermissten minderjährigen Mordverdächtigen nicht in größerem Stil gefahndet wird, bleibt offen. So werden Möglichkeiten für eine spannende Inszenierung vergeben." Focus Online
"Auch wenn dies nicht die stärkste aller Rostocker Ausgaben ist: Bukow und König bleiben eines der interessantesten Ermittlerteams im deutschen Fernsehkrimi." Der Tagesspiegel
Polizeiruf-Kritik: Schwerer Stoff aus Rostock mit einigen Schwächen im Drehbuch
"Schwerer Stoff, zu dem man sich mehr Informationen wünschte als den dürren Satz im Abspann: 'Derzeit leben etwa 850 Kinder aus Deutschland in Pflegefamilien im europäischen Ausland.' Generell macht es sich das Drehbuch (Christina Sothmann, Lars Jessen, Elke Schuch) nicht einfach: Bukow selbst war schon lang an dem Punkt, an dem er Sami vor Hilflosigkeit nur anbrüllte. Jetzt verfolgt er seinen Sohn wie einen Täter und leidet wie ein Hund." Süddeutsche Zeitung
Und wir schreiben in unserer Kritik zum Polizeiruf heute aus Rostock"Kindeswohl": So wird der "Polizeiruf 110" heute aus RostockPolizeiruf Kritik : "Bukow und König aus Rostock sind das vielleicht beste Kommissar-Duo im deutschen Fernsehen, so faszinierend und vielschichtig frustriert sind die Charaktere gespielt."