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Pressestimmen: Kate & William: Pracht, Kitsch und Steinzeit

Pressestimmen

Kate & William: Pracht, Kitsch und Steinzeit

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    William und Catherine verlassen die Kirche als Mann und Frau. dpa
    William und Catherine verlassen die Kirche als Mann und Frau. dpa

    Die Pressestimmen zur Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton:

    "General-Anzeiger": "Was staatliche Prachtentfaltung angeht, schlagen in der Brust vieler Deutscher, ach, zwei Herzen. Uniformen, Orden und Epauletten, Krönchen, Diademe und rauschende Kleider sehen wir woanders gerne. Aber im eigenen Land, in unserer durch und durch rationalen, bürgerlichen, pragmatischen Republik eine solche Repräsentation staatlichen Selbstbewusstseins wie gestern durch das britische Königshaus? Schlicht unvorstellbar. Ein DIW-Wirtschaftsforscher meinte sogar vorrechnen zu müssen, dass die royale Hochzeit die deutsche Wirtschaft wegen der Ablenkung der Arbeitnehmer mit 30 Millionen Euro belastet. Und nun? Schadenersatz einfordern?"

    "Frankfurter Rundschau": "William und Kate können nichts dafür. Was das Brimborium ums Brautpaar uns vor Augen führt, ist das Desaster in unserer Unterhaltungskultur. Seit Helmut Kohls Regierung dem Privatfernsehen in den 1980er Jahren die Käfigtür aufgemacht hat, glotzen wir uns dumm und dümmer. Sorry, Kate und William, dass ihr das jetzt abkriegt. Es war eine schöne Hochzeit mit sehr schöner Musik. Unsere Langeweile in euren Flitterwochen könnten wir nutzen, um einen deutschen König einzuführen. Thomas Gottschalk hätte ja bald Zeit."

    "Berliner Zeitung": "Es ist die Gesellschaft selbst, die Phänomene wie die  königliche Hochzeit scheinbar über Gebühr aufbläht, um in ihrer  Zelebrierung für einen Moment Zusammenhang zu finden. Fast die  ganze Welt feiert mit einem der ältesten Rituale der Menschheit,  der Hochzeit, ihre eigene Vitalität. Sie sucht sich für ihren  Mythenbedarf das geeignete Paar aus und verehrt in dessen ritueller  Vermählung das Leben an sich: die Jugendlichkeit und die  Zeugungskraft, die Zukunft und die Hoffnung, kurzum: die Erotik des  Daseins. Nicht umsonst rühmt man die Natürlichkeit der beiden. Kate  ist Kult, in der Tat. Mithilfe der modernsten Medien benehmen wir  uns wie die Stämme der Ur- und Frühgeschichte."

    Die Gäste der royalen Hochzeit"Westdeutsche Zeitung": "Es waren 0,4 Sekunden, im zweiten Versuch etwas mehr: Man mochte mit noch so viel analytischem Verstand über die Länge des Hochzeitskusses und seine Bedeutung für das Liebesleben des Paares sinnieren - Kate und William gingen gestern nicht daran, mit Ungestüm die Marke Windsor zu revolutionieren."

    "Der neue Tag": "Catherine Middleton, die frisch gebackene königliche Hoheit und Herzogin, wird wissen worauf sie sich einlässt. Zehn Jahre lang war sie die ewige Freundin, bis ihr William als Verlobungsring den Ring der Lady Diana ansteckte. Soviel Ausdauer lässt auf Disziplin und Zielstrebigkeit schließen. Eine Glücksgarantie ist auch das nicht. Aber die britische Monarchie hat die Eskapaden des Thronfolgers Prinz Charles überstanden. Und schlimmer kann es mit Kate und William eigentlich nicht kommen."

    "Nordsee-Zeitung": "Die guten alten britischen Royals -  ein beständiger Faktor in unserem Bedürfnis nach Drama, tragischen Geschichten und ihrem glücklichem Ende. Heute haben wir es hinter uns. Und nun, wo aber wirklich jeder alles über die Traum-, wahlweise Märchenhochzeit weiß, setzt allmählich doch eine gewisse erschöpfte Mattigkeit ein. Wir haben uns ein paar Stunden lustvoll am Schmalz gelabt und das Brimborium genossen. Der 0,7-Sekunden-Kuss, ein Küsschen so kurz wie die Haare des Prinzen. Da hätten wir sicher mehr erwartet. Sonst aber: Tipptopp, diese Eheschließung. Bloody good show, wie der Engländer wohl zu einer doch verdammt guten Sause sagen würde."

    Kate und William heiraten"Leipziger Volkszeitung": "Im windzerzausten walisischen Eiland Anglesey will das frischvermählte Paar nach der Traumhochzeit nun Quartier nehmen. Eine kluge Entscheidung für eine halbwegs normale Beziehung. Vom Windsor verweht, sozusagen. Bis die Pflicht der Erbmonarchie unbarmherzig ruft. Bis dahin gilt es auch, den guten Rat des Bischofs von London zu beherzigen: Niemand sollte in der Ehe dem Ehrgeiz erliegen, den Ehepartner zwanghaft zu einem besseren Menschen zu machen. Wenn sich zur Gelassenheit noch eine gewisse Geschicklichkeit gesellt, den notwendigen royalen Wandel ohne Anbiederung zu gestalten, dann könnte es eines Tages was werden, mit König William und seiner Königin Catherine."

    "Dithmarscher Landeszeitung": "Dazu gehören Ereignisse wie gestern. Die königliche Hochzeit mit all ihrem Pomp ist mehr als eine Seifenoper, die Alltagsprobleme ein paar Stunden in den Hintergrund rücken lässt. In ihr kommt auch die Magie zum Ausdruck, die der Monarchie innewohnen muss, um täglich erfolgreich neu um das Volk zu werben und einen in Republiken so gut wie nie erreichten Identifikationsgrad zu erzielen. Gestern hat die Magie so gut funktioniert, dass sie nicht nur aktuelle und ehemalige Untertanen der britischen Krone, sondern auch massenhaft Deutsche in ihren Bann zog. Mehr als 90 Jahre ohne eigenen Monarchen zum Trotz ist die Faszination unübersehbar, die eine Staatsform mit gekrönter Spitze ausstrahlt."

    "Neue Westfälische": "Der Moment wird kommen, wo das Paar sich dem Ritual des höfischen Pomp and Circumstance stellen muss und in einen Palast umzieht. Das bringt sein Status zwangsläufig mit sich. Denn verliert das britische Königshaus seinen Mythos, das Geheimnisvolle, den in Jahrhunderten gewachsenen und akzeptierten Abstand zum Volk, dann gibt es sich der Beliebigkeit preis. Eine weitgehend glanzlose und bürgernahe Monarchie wie in den Niederlanden oder in Teilen Skandinaviens kommt für die Briten nicht infrage. Sie haben neben einer starken Königin jetzt ein hoffnungsvolles junges Thronfolgerpaar in zweiter Reihe. Mehr als Charles und Camilla es vermögen, repräsentiert es das erfolgreiche Fortbestehen des Hauses Windsor."

    William & Kate: zwei Küsse für das Volk"Lübecker Nachrichten": "Klar könnte man auch gleich wieder die Nase rümpfen. Darüber, dass das ganze Theater verachtenswert ist, historisch überholt und widerlich verschwenderisch sowieso. Viel Geld, viel Pomp, ja, ja, ja. Aber was soll's. Ein Hoch dem Königreich. Ein Hoch dem Paar. Ein Hoch den Träumen. Es war doch nur für einen Tag. Wir haben zwar keine Monarchie, aber wir lieben Märchen. Statt sich also beleidigt in die Ecke zu stellen, kann man sich alle Jubel-Jahre auch mal mitreißen lassen. Und zugucken, wie ein Prinz mit schütteren Haaren seiner Braut die Welt zu Füßen legt. Lang leben Kate und William, God save das Brautpaar!"

    "Neue Presse": "Es gibt - berechtigte - Zweifel, ob die Monarchie noch zeitgemäß ist, ob viele hundert Millionen für eine Prinzenhochzeit nicht pure Verschwendung sind. Dennoch: Dieser Tag ist Großbritannien zu gönnen! Seit den Anschlägen vom Juli 2005, als der Terror London erschütterte, hat sich das Land nicht aufrappeln können. Die Wirtschaft steckt - im Gegensatz zu Deutschland - tief in der Rezession. Die Infrastruktur, vom Gesundheitssystem über das Straßen- und Bahnnetz bis zu den Schulen, ist eine Katastrophe. Ob zwei moderne Monarchen ausreichen, England in die Zukunft zu führen, darf bezweifelt werden. Statt symbolischer Gesten sind harte Arbeit, wirtschaftliche Einschnitte und seriöse Politik notwendig. Ein Traum sieht anders aus."

    William & Kate: Kutschfahrt ins Eheglück"Märkische Oderzeitung": "Wenn eine Krise die andere jagt, kann ein bisschen heile Welt nicht schaden. Diese lässt sich am besten über schöne Bilder mit jungen Menschen als Protagonisten transportieren. Die bürgerliche Kate und der adlige William sind als Paar wie geschaffen für eine Inszenierung als globale Megastars, zugänglich und volksnah. Sie entfalten wie zuletzt vor 30 Jahren Diana und Charles das eigentlich irrationale und sentimentale Faszinosum Monarchie."

    "Mittelbayerische Zeitung": "Die Briten jedenfalls sind überzeugt, dass dieser Märchenhochzeit ein Happy End gegönnt ist. Man freut sich auf bald einstellenden Nachwuchs, womit sich das Königshaus eine weitere Generation fortpflanzen würde. Und damit wäre nicht nur die Zukunft der Familie, sondern auch der Institution selbst gesichert. Selten war die Zustimmung zu den Royals größer als dieser Tage. Die wenigen Republikaner im Land haben den Kampf um die Abschaffung der konstitutionellen Monarchie vorerst vertagt. Der Volkswille ist eindeutig. Und das liegt nicht nur daran, dass sich das Königshaus wieder einmal durch eine perfekt inszenierte Show legitimieren konnte."

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