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Pressestimmen: "Ein alter Mann darf seinen Beruf aufgeben, auch wenn er Papst ist"

Pressestimmen

"Ein alter Mann darf seinen Beruf aufgeben, auch wenn er Papst ist"

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    Nach nur acht Jahren als Papst kündigte Benedikt XVI. jetzt überraschend seinen Rücktritt an.
    Nach nur acht Jahren als Papst kündigte Benedikt XVI. jetzt überraschend seinen Rücktritt an. Foto: dpa

    Am Montagvormittag kündigte Papst Benedikt XVI. überraschend seinen Rücktritt an. Viele zollen dem scheideneden Papst Respekt für seine Entscheidung, blicken aber auch kritisch auf seine acht Jahre als Kirchenoberhaupt zurück. Hier die Pressestimmen zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.

    "Er wollte das Amt nicht und bekam es doch: Joseph Ratzinger wurde gegen seinen Willen Papst, er fügte sich der Entscheidung des Konklaves. Benedikt XVI. verprellte die Protestanten, erzürnte die Muslime - und scherte sich kaum um die Moderne. Nur mit seinem Abgang wird er in die Geschichte eingehen." Spiegel Online

    "Mit seinem Rückzug, der in der jüngeren Kirchengeschichte einzigartig ist, wird Benedikt selbst Avantgarde. Ein alter Mann darf seinen Beruf aufgeben, auch wenn er Papst ist. An diesem Tag zieht ein Stückchen Moderne in die Mauern der Vatikanstadt." Sueddeutsche.de

    "Stattdessen machte Benedikt XVI. die Katholische Kirche zur Wagenburg gegen „die Moderne“, zur Gemeinschaft derer, die treu und glaubensfest an den alten Dogmen festzuhalten bereit sind, zu einer Diasporakirche der Standhaften. So darf, ihm zum Dank, auch die lateinische Messe wieder gefeiert werden, samt Bitte, „die Juden zu erleuchten“." taz.de

    "Mit dem ersten wahrscheinlich völlig freiwilligen Rücktritt eröffnet Benedikt XVI. dem Protokoll-Büro des Vatikans auch neue Perspektiven. Als "Papst emeritus" bleibe er eine ganz wichtige Person für die Kirche, sagt der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Ein neuer Titel, das wäre ein schönes Abschiedsgeschenk an die Verwaltung." welt.de

    "Wenn nun Kardinäle und Politiker von einem „Blitz aus heiterem Himmel“ sprechen, zeugt das von keiner genauen Kenntnis dieses sonderbar uneitlen, angenehm geschäftsmäßigen, letztlich einsamen Papstes, dem die Sakralisierung seines Amtes nie ganz geheuer war und der zuweilen von der Amtskirche wie von einem internationalen Konzern sprach - was seiner frommen Vergeistigung freilich keinen Abbruch tat." faz.net

    Papst Benedikt: Stationen seines Lebens

    Joseph Aloisius Ratzinger wird am 16. April (Karsamstag) des Jahres 1927 in Markl (Oberbayern) geboren.

    Ratzinger wächst mit seinen beiden Geschwistern Georg und Maria in einem religiös geprägten Elternhaus auf.

    Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird Joseph Ratzinger 1945 als Flakhelfer eingezogen.

    Ratzinger studiert von 1946 bis 1951 Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising und an der Universität München.

    1951 wird Joseph Ratzinger im Freisinger Mariendom zum Priester geweiht. Als Priester leitete er 30 Jahre die Regensburger Domspatzen.

    Ratzinger habilitiert 1957 in München über "Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura". Ab 1959 ist er Professor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.

    1977 beruft Papst Paul VI. Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Er wählt als bischöfliches Motto "Mitarbeiter der Wahrheit".

    Papst Johannes Paul II. betraut ihn 1981 mit der Leitung der Römischen Glaubenskongregation, durch die er sich den Ruf eines Hardliners erwirbt.

    Nach dem Tod des Papstes Johannes Paul II zelebriert Ratzinger 2005 die Totenmesse für den Verstorbenen und leitet das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.

    Ratzinger wird nach nur 26 Stunden im vierten Wahlgang zum 265. Papst gewählt. Er trägt fortan den Namen Benedikt XVI.

    2013 tritt er nach acht Jahren im Amt freiwillig von seinem Pontifikat zurück - ein bisher einmaliger Vorgang. Benedikt wohnt fortan zurückgezogen in einem Kloster im Vatikan.

    2020 besucht Ratzinger seinen schwer erkrankten Bruder in Regensburg. Dieser stirbt kurz darauf.

    "Er wurde als Pontifex des Übergangs betrachtet, und nur wenige knüpften an sein Pontifikat die Hoffnung, dass es ihm gelingen könnte, den von seinem Vorgänger hinterlassenen Reformstau zu verkleinern oder gar abzubauen. Jene Auguren sollten im Wesentlichen Recht behalten. Keines der großen Probleme, die Benedikt XVI. aus der der Amtszeit des polnischen Papstes geerbt hat, packte er ernsthaft an, geschweige denn löste er es vollständig." Frankfurter Rundschau

    "85 Jahre ist der als Joseph Ratzinger geborene Papst Benedikt XVI. alt. Wenn es ein Wort gibt, das sein Pontifikat zusammenfasst, dann heißt dies „Kontinuität“. Und die Maxime, die Benedikt daraus ableitet, die er mit aller Kraft, beinahe ängstlich verfolgt, sie lautet: „Vermeide jedweden Bruch!“" WAZ

    "Seine Kirche könnte diesen Akt als Zeichen verstehen: mit einer quasi revolutionären, souveränen Geste gibt das Oberhaupt zu verstehen, dass Vernunft und Glauben sehr wohl auf einen Nenner gehen. Nur derart reformiert und belebt wird die katholische Kirche im Auftrag von Jesus Christus im 21. Jahrhundert ankommen können, ohne sich mit der Zeit gemein machen zu müssen." Stuttgarter Zeitung

    "Tatsächlich schenkt Benedikt seiner Kirche die Chance zur Wandlung und zur Veränderung. Diese scheinen dringender denn je. Natürlich ist der Wechsel auf dem Römer Bischofsstuhl weder ein Trainerwechsel noch die Wahl eines neuen Parteivorsitzenden. Die Kirche gründet auf die Lehre Christi und eine zweitausendjährige Tradition. Sie wird und soll nicht jede Mode mitgehen." Hamburger Abendblatt

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