John F. Kennedy hatte als Präsident Sex mit einer Praktikantin, die nicht mal alt genug war, um zu wählen. Er nötigte sie, Drogen zu probieren, und überredete sie zum Sex mit seinem Assistenten: Tagelang haben Vorabveröffentlichungen aus einem Buch der Betroffenen beim Boulevard den Appetit auf mehr Details gekitzelt. Nun ist Mimi Alfords Bericht erschienen und stößt auf ratloses Schweigen: „Once Upon A Secret“ ist nicht der erwartete Skandal, sondern ein Text über die lähmende Kraft der Lüge. Das Buch ist, 50 Jahre nach einem Praktikum im Weißen Haus, letztlich ein Ringen um Fassung.
Alford, die auf einer Mädchenschule in Connecticut den Spitznamen „Affe“ ertrug, erlebte die damals 97-Jährige 1961 mehrere Wunder: Erst hatte sie die Idee, für die Schülerzeitung Jackie Kennedy zu interviewen – diesen Wunsch erfüllte man ihr nicht, wohl aber durfte sie ins Weiße Haus reisen, eine Mitarbeiterin der First Lady treffen und kurz auch den Präsidenten. Ein Jahr später erhielt sie die Einladung zu einem Praktikum in der Pressestelle, obwohl sie sich gar nicht beworben hatte. Und vier Tage später lag sie unter Kennedy im Bett seiner Frau. Sie hatte bis dahin nur einen Jungen geküsst – einmal. Die Einladungen in den chronisch überheizten Präsidentenpool durch Kennedys persönlichen Assistenten Dave Powers, die großzügigen Daiquiri-Cocktails vor dem ersten Sex legen ein zielgerichtetes Arrangement nahe. Powers war es auch, der die Logistik organisierte, samt Wochenend-Transporten vom College nach Washington. Alford machte ihre Hausaufgaben in Limousinen und in Flugzeugen, von Gleichaltrigen zog sie sich zurück.
Kennedy benutzte keine Verhütungsmittel
Erstaunlicher ist Kennedys Sorglosigkeit: Er benutzte keine Verhütungsmittel, ließ die Ex-Praktikantin im Weißen Haus übernachten, nahm sie mit auf Reisen. Er aß mit ihr Roastbeef und Spiegelei in seiner Küche und veranstaltete in der Badewanne Rennen mit Gummienten. Es war ein Märchen. Andererseits musste sie im Gepäckflugzeug reisen und ständig auf ihn warten. Sie bekam nie einen Kuss und nannte ihn bis zum Schluss „Mr. President“. Und es gab eine dunkle Seite an Kennedy, die es genoss, anderen seine Macht über sie zu zeigen.
„Es war, was es war“, sagt die 68-Jährige heute. Die zweite Hälfte ihres Buches beschreibt eine lange Reise zu sich selbst, zu einer Person, die sie nach Kennedys Ermordung abgeschafft hatte: Ihr erster Mann heiratete sie nur unter der Bedingung, dass sie nie über die Affäre reden muss. Wie die Sprachlosigkeit zur verschlingenden Stille wurde, beschreibt das Buch eindrucksvoll, ebenso die emotionale Verkümmerung einer Frau, die ihre heftigsten Jugendeindrücke verdrängt.
Über Kennedy sagt das Buch nicht viel aus
Das Ende des Werks klingt allerdings unheimlich: Der neue Gatte überzeugt durch eine Vorliebe für Rosenkohl und Haushaltspläne. Dass er „die größte Liebe meines Lebens“ ist, pfeift hohl durch ein Buch, in dem der Schmerz über den Verlust des Ritters im Weißen Haus mit Händen zu greifen ist.
„Once Upon A Secret“ ist ein Märchentitel, und die Danksagung, die die Autorin am Ende über dem Grab des Präsidenten flüstert, ist das bizarre Eingeständnis, wie schwer es fällt, auf Märchen zu verzichten. Über Kennedy sagt das Buch nicht allzu viel aus. Als Psychogramm könnte es aber bleibenden Wert haben für eine Gesellschaft, die heute offen über Politiker-Fehltritte debattiert, die betroffenen Frauen aber kaum thematisiert.