Rund zwei Jahre ist es her, dass Tina Turner ihren 80. Geburtstag feierte. Das Feuilleton sang ein Loblied, „lebende Legende“ hieß es da, oder „Queen of Rock“. Mit Welthits wie „We Don’t Need Another Hero“ (auf Deutsch: Wir brauchen keinen anderen Helden) ersang Turner sich den Status einer Ikone. Nun, 35 Jahre nach seiner Veröffentlichung, ist ebenjener Songtitel aktueller denn je.
Die braune Mähne, das verschmitzte Lächeln. Ist sie das wirklich? Die Frau auf den Konzertplakaten sieht aus wie Tina Turner in ihren besten Jahren. Das hat „Dorothea „Coco“ Fletcher eine Menge Geld eingebracht, seit einiger Zeit tourt die Musicaldarstellerin als Tina-Turner-Double durch die Welt. Das passte Turner, die ihre Karriere bereits vor Jahren beendet hatte, ganz und gar nicht. Eine andere Heldin? Unerwünscht. Das Original zog gegen die Kopie vor Gericht.
Der Auslöser des Streits ist ein Plakat des Turner-Doubles
Der Auslöser des Streits war ein Plakat, mit dem das Passauer Unternehmen Cofo Entertainment vor rund drei Jahren für die Bühnenshow „Simply the best – die Tina Turner Story“ warb. Die Heldin der biografischen Show: Coco Fletcher. Tina Turner allerdings sah bei ihrem Plakat-Double Verwechslungsgefahr. Wer aber ist diese Frau, die einen Weltstar zur Weißglut bringt?
Coco Fletcher ist ein Kind der Bühne. In einem Interview erzählte sie einmal, geprägt von Blues, Jazz und Gospel habe sie schon als junges Mädchen beschlossen, sich ganz der Musik zu widmen. Mit Erfolg. Die in Alabama im Südosten der USA geborene Musicaldarstellerin stand schon mit Jermaine Jackson (Jackson Five) und mehrmals mit Udo Jürgens auf der Bühne. Coco Fletcher sieht aus wie Tina Turner, ja. Dabei vergisst man jedoch schnell, dass sie auch außerordentlich gut singen kann. Ihr warmes, dunkles Timbre ist Turners Stimmfarbe derart ähnlich, dass sie in Las Vegas 2020 einen Preis als beste Tina-Turner-Doppelgängerin gewann. Das brachte ihr Live-Auftritte in amerikanischen Shows wie „Legends in Concert“ und „American Superstar“ sowie in der RTL-Fernsehsendung „Let’s Dance“.
Coco Fletcher findet ausschließlich Lob für Tina Turner
Wie alt sie ist, das verrät Coco Fletcher nicht. Man kann jedoch annehmen, dass sie mehr als ein halbes Jahrhundert jünger ist als das Original.
Während die eine vor Gericht klagt, findet die andere nur ehrfürchtiges Lob für das berühmte Original. „Ich war schon immer von Tina Turners unglaublicher Energie und Bühnenpräsenz fasziniert“, sagt Coco Fletcher. Ob sie nach diesem Donnerstag immer noch in solche Schwärmereien verfällt? Dann nämlich wird der Bundesgerichtshof über den Streit entscheiden. Nach einer jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzung soll er die Frage klären, ob in einem solchen Fall die Kunstfreiheit oder das Recht am eigenen Bild und Namen höher zu bewerten ist.