Immer wieder stößt Barbara John bei ihrer Arbeit auf Unglaubliches: Zum Beispiel, wenn viele Behörden den Angehörigen der Opfer des Zwickauer Neonazi-Trios noch immer Hilfen versagen, weil sie von deren Schicksalen nichts wissen oder wissen wollen. Dann muss die 75-Jährige vermitteln: zwischen den Familien, die sie als Ombudsfrau der Bundesregierung vertritt, und einer oftmals kalten Bürokratie.
Barbara John ist hartnäckig
John kann dann sehr hartnäckig sein. Immer wieder fordert sie Gedenktafeln, mehr Geld, aber vor allem Respekt und Anerkennung für die 70 Angehörigen. Sie will ein breites Bewusstsein für das Ausmaß der Verbrechen in der deutschen Gesellschaft schaffen. Entsprechend wichtig ist ihr und vor allem den Hinterbliebenen der Termin, der heute ansteht: Bundespräsident Joachim Gauck empfängt John und die Opferfamilien im Schloss Bellevue.
Seit etwas mehr als einem Jahr vertritt Barbara John die Angehörigen. Als die Bundesregierung bei ihr angefragt habe, sei ihr sofort klar gewesen: „Das musst du machen“, sagte sie kurz darauf in einem Interview. John ist keine, die zu einer solchen Aufgabe Nein sagt.
John kümmert sich mütterlich um die Opferfamilien
Fast „mütterlich“ kümmert sie sich nun um die Opferfamilien, heißt es immer wieder. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht mit mindestens einem der Hinterbliebenen telefoniert. Dann geht es meistens um ganz konkrete, alltägliche Probleme: Opferrenten, die Suche nach einer Wohnung oder einem neuen Job.
Die Autorität ihres Amtes hilft laut John den Menschen, sich nicht mehr ganz hintanstellen zu müssen.
Barbara John ist Migrationsexpertin
Die Berlinerin beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit Problemen von Migranten: 22 Jahre lang war die Tochter schlesischer Einwanderer Ausländerbeauftragte in der Hauptstadt. 1981, im Jahr ihres Antritts, war das die erste Stelle dieser Art in Deutschland. Sie habe das Amt inhaltlich erst erfinden müssen. Schon damals galt sie als Expertin für Menschen mit Migrationshintergrund. An der FU Berlin unterrichtete sie „Deutsch als Fremdsprache“, noch heute berät sie Bund und Länder in einem Expertengremium für Sprachkurse. Im Tagesspiegel äußert sie sich außerdem regelmäßig als Kolumnistin, wenn es um migrationspolitische Themen geht.
John geht immer wieder an die Öffentlichkeit, um den Opferfamilien, die sie vertritt, eine Stimme zu geben. Und so das zu erreichen, was ihnen die Gesellschaft in vielen Fällen bisher verwehrt hat: den guten Ruf und die persönliche Ehre der Opfer und ihrer Familien wiederherzustellen.