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Porträt: Schauspielerin Nadine Sauter: Aus Schwaben nach Hollywood?

Porträt

Schauspielerin Nadine Sauter: Aus Schwaben nach Hollywood?

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    In "Und morgen die ganze Welt" spielt Nadine Sauter Peppa, eine gemäßigte Sprecherin der Antifa, die sich gegen Gewalt ausspricht.
    In "Und morgen die ganze Welt" spielt Nadine Sauter Peppa, eine gemäßigte Sprecherin der Antifa, die sich gegen Gewalt ausspricht. Foto: Alamode Film

    Der Belag, mit dem sie den Highway nach Hollywood asphaltieren, ist ein fieses Gemisch – ein tragischer Mix aus geplatzten Träumen und geplatzten Egos. Der Weg führt über geliftete Gesichtslandschaften und Schauspielerseelen, zermürbt von Lebensjahren in Schauspielschulen und Casting-Warteschlangen. Doch es gibt auch Erfolgsgeschichten wie die von Nadine Sauter – eine Schwäbin aus Bubenhausen bei Weißenhorn, Quereinsteigerin und Senkrechtstarterin.

    Schauspielunterricht? Hatte sie nie. Bei ihrem Bühnendebüt in ihrem Heimatdorf soll sie aber schon ziemlich überzeugend die Rolle einer Großmutter gespielt haben – da war sie 13. Auch später trat sie mit kleinen Theatergruppen auf, doch die Erfolgswelle, auf der sie seit zwei Jahren surft, scheint geradezu drehbuchreif: 2018 landet sie als "Rosa" in dem Low-Budget-Film "Landrauschen", fast unabsichtlich, einen Überraschungserfolg. 2020 betritt die 31-Jährige nun den roten Teppich der Filmfestspiele von Venedig und präsentiert dort den zweiten Kinofilm ihrer Schauspiellaufbahn. Dieses deutsch-französische Politdrama "Und morgen die ganze Welt" soll sogar ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gehen.

    Die Oscarnominierung war für Sauter eine Welle der Euphorie

    Die Oscar-Nachricht überrollte sie: "Ich lag am Boden, es war eine Welle von Euphorie. Was darf ich alles miterleben!" Denn hauptberuflich ist Nadine Sauter Heilerziehungspflegerin – eine gute Schauspielschule, findet sie. In beiden Jobs müsse sie Emotionen spiegeln, Menschen überzeugen, auch mal freundlich "auf den Tisch hauen", wenn es sein muss. "Als Schauspielerin hatte ich aber vor allem wahnsinnig Glück."

    Die Weisingerin Nadine Sauter vor dem Filmcenter Dillingen: Dort läuft „Und morgen die ganze Welt“ ab Donnerstag, 5. November.
    Die Weisingerin Nadine Sauter vor dem Filmcenter Dillingen: Dort läuft „Und morgen die ganze Welt“ ab Donnerstag, 5. November. Foto: Vanessa Polednia

    Die Regisseurin Lisa Miller musste Sauter damals erst überzeugen, bei "Landrauschen" mitzuspielen. Ein schrulliger Independentfilm über schwäbisches Landleben? "Wenn wir es mit dem Film nur in ein einziges Ulmer Kino geschafft hätten, wären wir schon glücklich gewesen", sagt Sauter heute. Aber der Film lief bundesweit und gewann den Max-Ophüls-Preis.

    Schauspielerin Sauter über ihre neue Rolle: „Sie ist ein Hippie“

    Das zweite Glück: John Quester, Ehemann der Regisseurin Julia von Heinz, stolperte über Szenen aus "Landrauschen". Er sah die Frau aus Bubenhausen, die da so cool dreinblickt und sanft schwäbelt, und empfahl sie für "Und morgen die ganze Welt". Der Film handelt vom linken Widerstand gegen Rechtsextremismus und stellt die ewige Frage: Lässt sich Gewalt mit Gewalt bekämpfen? Sauter sagt: "Meine Rolle, Peppa, ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist ein Hippie, der für andere sorgt und gegen die Eskalation von Gewalt ist." Eine Haltung, die ihr gefällt.

    Eine Szene aus „Landrauschen“: Toni (Kathi Wolf, links) und Rosa (Nadine Sauter) in der Kirche.
    Eine Szene aus „Landrauschen“: Toni (Kathi Wolf, links) und Rosa (Nadine Sauter) in der Kirche. Foto: Arsenalfilm

    Stolz stand sie im Blitzlichtgewitter von Venedig, das Gebrüll der Paparazzi hallt noch in ihrer Erinnerung. Dass jetzt der Kino-Shutdown den Film trifft, trübt das Glück zwar, aber Sauter will ihre Chance nutzen: "Schauspielerin zu werden, war gar nicht mein Plan. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich sollte die Gelegenheit nutzen." Ihr Ruhepol bleibt die Heimat: "Hier freuen sich viele mit mir. Ich habe Menschen um mich, denen ich sagen kann: Kneif mich mal, ich glaub, ich träume."

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