In den vergangenen Monaten waren vor allem zwei, drei männliche Virologen sehr präsent – im Fernsehen, im Radio, in Podcasts. Nun bekommt das Fachwissen auch eine weibliche Stimme: Ab Dienstag steigt Sandra Ciesek in den bekannten NDR-Corona-Podcast mit Christian Drosten ein, dem Virologen und Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, der sich zuletzt nach einer zweimonatigen Sommerpause mit einer „XXL-Folge“ zurückgemeldet hat. Im wöchentlichen Wechsel mit Drosten ist von jetzt an alle zwei Wochen die Internistin, Virologin und Infektionsepidemiologin Ciesek in dem Info-Podcast zu hören.
Aktuell leitet die in Goslar geborene Wissenschaftlerin das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main und ist Professorin für Medizinische Virologie der Goethe-Universität. Bereits im Februar konnte die 42-Jährige mit ihrem Team nachweisen, dass auch symptomfreie Personen das Coronavirus in sich haben und somit übertragen können. Seitdem forscht sie vor allem zu Medikamenten gegen die Krankheit Covid-19 und an geeigneten Teststrategien. Im März erhielt sie von der Johanna-Quandt-Stiftung eine Fördersumme von 250.000 Euro für Coronaforschung – der Antrag wurde innerhalb von 24 Stunden bewilligt.
Sandra Ciesek forschte bisher zu Hepatitis-Viren
Bevor die Pandemie zum Thema Nummer eins wurde, forschte die Medizinerin vor allem zu Hepatitis-Viren. Sie studierte von 1997 bis 2003 in Göttingen und Hannover. 2004 promovierte sie dort mit einer Arbeit über den Einfluss von Zellen des Immunsystems auf die Hepatitis-C-Virusinfektion. Sie arbeitete anschließend als Assistenzärztin an der Medizinischen Hochschule Hannover. 2013 absolvierte sie ihre Facharztprüfung für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Nur drei Monate nach ihrer Facharztprüfung brachte sie ihre Tochter zur Welt. Doch die Sorge, eine zu lange Baby-Pause könnte das berufliche Aus bedeuten, war groß: Nach der Geburt blieb Ciesek deshalb nur vier Monate zu Hause. Trotzdem stellte sie zwei Jahre später in einem Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen klar: „Man darf die Karriere nicht über sein persönliches Glück stellen.“
Coronavirus-Update: Sandra Ciesek hat einen Blick, der nicht nur aus dem Labor kommt
Auch mit Nachwuchs gelangen ihr die beruflichen Erfolge: Zuerst wurde Ciesek als Professorin für Virologie an die Universität Duisburg-Essen berufen, 2019 wechselte sie schließlich als Direktorin an das Institut für Medizinische Virologie nach Frankfurt. Ihre Stärke sei insbesondere der viele Patientenkontakt, den sie während ihrer Zeit in der Klinik hatte. Diese Erfahrung wird nun also ab dieser Woche den NDR-Podcast bereichern – mit einem Forscherinnenblick, der nicht nur aus dem Labor kommt. Auch Drosten sagte dem NDR, er freue sich schon auf eine weitere Perspektive, die stark von der „realistischen Beschäftigung mit dem Problem“ geprägt sei.
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