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Porträt: Ottfried Fischer wird 65 Jahre alt

Porträt

Ottfried Fischer wird 65 Jahre alt

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    Ottfried Fischerim Büro seiner Wohnung in Passau.
    Ottfried Fischerim Büro seiner Wohnung in Passau. Foto: Armin Weigel, dpa

    Ottfried Fischer hat viel vor: Der Kabarettist schreibt an einem neuen Buch, plant eine Talkreihe und schließt auch schauspielerische Auftritte nicht aus. Vor allem aber versucht er, nach seiner lebensbedrohlichen Blutvergiftung im vergangenen Jahr wieder auf die Beine zu kommen.

    Von München ist Fischer nach Passau umgezogen. Dort hat er das Stadthaus seiner Großeltern geerbt. Am Mittwoch (7. November) wird der "Bulle von Tölz" 65 - und flüchtet in den Urlaub an einen geheimen Ort, wie seine Lebensgefährtin Simone Brandlmeier derDeutschen Presse-Agentur verriet.

    Ottfried Fischer schreibt an einer Sammlung an Kurzgeschichten

    Ein verregneter Oktobertag in Passau: Ottfried Fischer sitzt in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch, schwarz gekleidet und mit leuchtend blauen Turnschuhen an den Füßen. Durch die Fenster geht der Blick über den Inn.

    Auf dem Computerbildschirm hat er das Manuskript zu seinem neuen Buch vor sich, gerade ist der Lektor zu Besuch. Es soll eine Sammlung an Kurzgeschichten werden, "die Ansichten, Einsichten und Begebenheiten dieser Gegend teilweise in humoristischer, teilweise in philosophischer Attitüde zeigen". 

    In seinem Haus möchte Ottfried Fischer Talkshows veranstalten

    Es herrscht Baustellenlärm. Fischer lässt das jahrhundertealte Haus sanieren, auch ein rollstuhltauglicher Lift musste eingebaut werden. Mehrere Wohnungen hat er an Studenten vermietet. Vom ersten Tag an habe er sich in Passau zuhause gefühlt. "Das Haus atmet einen schönen Geist."

    Im Erdgeschoss lässt er sein Hochwassermuseum umbauen und einen Veranstaltungsraum einrichten. Hier will der Kabarettist eine Talkreihe etablieren. "Stammtisch-Gespräche mit Menschen, die etwas zu sagen haben." Zunächst habe aber das Buch Vorrang.

    Vor zehn Jahren machte Ottfried Fischer seine Erkrankung öffentlich

    Und die Gesundheit: Tags zuvor sei er - "nachdem ich schon so schwach war, dass die Leute gemeint haben, ich komme nicht mehr auf die Beine" - eine Steintreppe neben seinem Haus hinaufgestiegen. Die rund 120 Stufen habe er in einer Viertelstunde geschafft. Bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises im Oktober 2017 war der schwergewichtige Ehrenpreis-Träger noch im Rollstuhl gesessen.

    2008 hatte der Kabarettist seine "Parkinson"-Erkrankung öffentlich gemacht und kurz darauf gescherzt: "Keine Angst, ich mach' keine Schüttelreime!" Den Humor hat er sich nehmen lassen.

    Wird Ottfried Fischer noch einmal vor der Filmkamera stehen?

    Ansonsten veränderte die Krankheit so einiges in Fischers Leben. 2009 musste er sich nach dem Tod seiner Filmmutter Ruth Drexel von seiner Paraderolle als "Bulle von Tölz" bei Sat.1 verabschieden.

    Im November 2012 moderierte er letztmals seine Kult-Kabarettsendung "Ottis Schlachthof" im Bayerischen Fernsehen, knapp ein Jahr später war es auch mit dem "Pfarrer Braun" vorbei. 2017 sagte er in einem Interview, keine Rollen mehr angeboten zu bekommen. 

    Ausschließen will er nicht, noch einmal vor der Filmkamera zu stehen. Jedoch: "Das ist auch etwas, was ich festgestellt habe: Wenn so eine persönliche Ära erstmal vorbei ist, dann ist sie vorbei." Aber er habe mehr als 150 Filme gemacht. "Da weiß man, was man getan hat. Es war ein Leben im Laufrad."

    Seine Fernsehkarriere startet in den Achtzigern

    Abends habe er einen Zettel bekommen, auf dem stand, was er am nächsten Tag zu tun hatte. "Und dann fährt man dahin, leistet sein Pensum ab und fährt nach Hause mit dem Zettel für den nächsten Tag." Diese Fremdbestimmtheit sei nicht das Ideal eines kreativen Berufes.

    Das ist die Krankheit Parkinson

    Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere Menschen trifft.

    Ursache für die auch Schüttellähmung genannte Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, in der Folge geht die Kontrolle über Gliedmaßen verloren.

    Zittern, verspannte Muskeln sowie Gang- und Gleichgewichtsstörungen sind die Symptome, denen auch Depressionen vorausgehen können.

    Fachleute gehen davon aus, dass Parkinson erblich bedingt ist.

    In der Bundesrepublik leiden nach Angaben der Deutschen Parkinson Vereinigung bis zu 280.000 Menschen an der unheilbaren Krankheit.

    Erste Symptome für Parkinson treten meist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf.

    Bis zu zehn Prozent der Betroffenen sind aber jünger als 40. Der Name geht auf den englischen Arzt James Parkinson zurück, der 1817 als erster die Symptome der Schüttellähmung beschrieb.

    Zu den Prominenten, die seit Jahren mit der Krankheit leben, gehören der frühere Fußball-Trainer Udo Lattek, Kabarettist Ottfried Fischer, Star-Dirigent Kurt Masur oder die Box-Legende Muhammad Ali.

    Auch Papst Johannes Paul II. war an Parkinson erkrankt. (dpa)

    Seine TV-Karriere startete Fischer, der im Bayerischen Wald auf einem Bauernhof aufwuchs, in den 80er Jahren. Regisseur Franz Xaver Bogner engagierte ihn für die Serien "Irgendwie und Sowieso" und "Zur Freiheit", er war in "Zärtliche Chaoten" und "Go Trabi go" zu sehen und schlüpfte 1995 erstmals in die Rolle des grantelnden Kommissars Benno Berghammer. "Der Bulle von Tölz" machte ihn bundesweit berühmt.

    Sein persönliches Highlight? "Irgendwie und Sowieso". Das sei auch die Serie, auf die er am häufigsten angesprochen werde. Die Leute sagten ihm oft ganze Dialoge vor. "Der Sir Quickly taugt schon für eine kleine Unsterblichkeit."

    Ottfried Fischer erhielt zahlreiche Auszeichnungen

    Erfolg und Prominenz brachten für Fischer private Schlagzeilen mit sich. Die Trennung von seiner Frau, mit der er zwei Töchter hat, beschäftigte die Klatschmedien genauso wie der jahrelange Rechtsstreit um ein Sex-Video.

    Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Ehrungen - die Goldene Romy, der Bayerische Kabarettpreis, der Orden wider den tierischen Ernst und der Deutsche Comedypreis. Hape Kerkeling unterstrich in seiner Laudatio, dass Fischer viele Künstler - auch ihn selbst - in "Ottis Schlachthof" gefördert und ihnen den Weg geebnet habe. In Anspielung auf Fischers Leibesfülle scherzte Kerkeling: "Ein so großer Komiker wie Du, der passt einfach nicht in einen kleinen dünnen Mann." 

    Schauspieler Ottfried Fischer (r) bekam den "Ehrenpreis" von Hape Kerkeling überreicht.
    Schauspieler Ottfried Fischer (r) bekam den "Ehrenpreis" von Hape Kerkeling überreicht. Foto: Guido Kirchner, dpa (Archiv)

    Die Arbeit ist für Fischer nicht mehr das Allerwichtigste

    Mit dem Wegzug aus München hat für Fischer ein neues Kapitel begonnen. Die Passauer freuten sich, wenn sie ihm auf der Straße begegnen. "Noch lieber ist ihnen, wenn ich mit meiner Lebensgefährtin durch die Stadt gehe. Dann sprechen sie sie an, ob sie mich etwas fragen dürfen", sagt er amüsiert. "Die Leute fragen dann: "Wie geht es ihm denn heute?"". 

    Er selber ist auch froh, in Passau zu sein. Das sei eine gute Möglichkeit, sich nicht totzuarbeiten. "Weil man akzeptiert hat, dass die Arbeit nicht mehr das Allerwichtigste ist." (dpa)

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