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Porträt: Michael Patrick Kelly singt lieber allein

Porträt

Michael Patrick Kelly singt lieber allein

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    Im Mai spielte Michael Patrick Kelly in der ausverkaufte Kemptener Big Box. Im November kommt er nach Augsburg.
    Im Mai spielte Michael Patrick Kelly in der ausverkaufte Kemptener Big Box. Im November kommt er nach Augsburg. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Michael Patrick Kelly sitzt im dunklen, kalten Keller eines französischen Klosters und zupft auf seinen Gitarrensaiten herum. Seine einzigen Zuhörer: ein paar Mönche, die vor der Tür lauschen, ohne dass ihr Mitbruder es weiß. Zeitgleich, irgendwo auf der Welt, lassen sich seine Geschwister von zehntausenden Fans bejubeln.

    So war das an vielen Abenden vor ungefähr 15 Jahren, kurz nachdem Mädchenschwarm Paddy bei der Kelly Family ausgestiegen war und in der Klostergemeinschaft des heiligen Johannes in Burgund den Sinn des Seins suchte, weil er kreischende Mädchen und das luxuriöse Leben als Popstar irgendwann nicht mehr als Geschenk, sondern als tonnenschwere Last empfand. Sein Leben als Bruder John Paul Mary dauerte von 2004 bis 2010.

    Jetzt könnte Paddy, zu Michael Patrick gereift und in einem Dorf in Niederbayern sesshaft, wieder mit seiner weltbekannten Sippe auf Tour sein. Die Comeback-Shows der Kelly Family sind ein einziger Triumphzug. Gänsehaut aus purer Nostalgie, Fans Ü30, textsicher wie in den ruhmreichen 90ern.

    Die Kelly Familie gibt ihre letzten Open-Air-Konzerte

    Diese Woche stehen die letzten beiden Open-Air-Konzerte der Kelly Family an.  Sechs der ursprünglich neun Mitglieder lassen sich dabei feiern, doch Michael Patrick steht wieder nicht mit auf der Bühne. Er hat die alten Zöpfe abgeschnitten, reist lieber mit Musikern durch Deutschland, mit denen er nicht verwandt ist. Was nicht heißen soll, dass die liebe Familie den 40-Jährigen nervt: "Ich liebe meine Geschwister, ich wünsche ihnen nur Gutes", sagte er kürzlich unserer Redaktion. Aber sein eigenes Album, die Tour, dazu Fernsehauftritte in der Musikshow "Sing meinen Song" oder ab Herbst in "The Voice of Germany": "Das wäre eine Baustelle zu viel gewesen."

    Im Kloster hat Kelly nach eigenen Angaben nicht nur die Mülltrennung eingeführt, sondern auch seinen Weg und seine spirituelle Mitte gefunden. Heute füllt er solo die Konzertsäle, selbst wenn es etwa in München die kleine Olympiahalle ist statt der großen wie bei seinen Geschwistern. Im November kommt Kelly, der im Alter von zehn Tagen erstmals auf eine Bühne geschleppt wurde, in die Augsburger Schwabenhalle.

    Kellys Song "iD" läuft in allen Radios

    Der Titelsong seines dritten Solo-Albums "iD" läuft in den Radiostationen heiß, genauso die Ballade "Roundabouts". Verehrerinnen von früher dürften laut aufdrehen. Ob manche noch das Haar haben, eingeklebt in einem alten Kelly-Sammelalbum? "Sie wollten tatsächlich ein einzelnes Haar von mir", erinnert sich der Sänger an seine Zeit als Mädchenschwarm, immer noch fassungslos.

    Den Kelly-typischen, sympathischen Weltverbesserungseifer zeigen seine Songs immer noch – genauso wie den tiefen Glauben, den er mit seiner Frau teilt, der belgischen Religionsphilosophin Joelle Verreet. Kelly kennt sie, seit er 13 ist. Dass er sie mehr als 25 Jahre später heiraten durfte, sieht er als Geschenk, "das eindeutig von oben kommt".

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