So tritt also ein Weltstar auf: kein monumentales Intro, keine grellen Magnesiumblitze, keine atemberaubende Videoshow. Da steht ein langweilig aussehender, grauhaariger Kerl in sich versunken mit seiner Gitarre auf der Bühne. Und der Besucher fragt sich nach dem Konzert irritiert, ob die mufflig wirkende Gestalt ihn und die anderen Zehntausend überhaupt gegrüßt oder wahrgenommen hat.
Ein Entertainer ist Eric Clapton definitiv nicht – dafür schon lange eine lebende Legende. Vor allem aber ein Mensch mit einer tragischen Lebensgeschichte. Vor 70 Jahren wurde der Brite geboren, der als einer der besten Blues- und Rockgitarristen in die Musikgeschichte eingehen sollte. Seine bei der Geburt erst 16-jährige Mutter hielt der kleine Eric Patrick lange Zeit für seine Schwester. Sein Vater, ein kanadischer Soldat, hatte sich schnell Richtung Heimat aus dem Staub gemacht. So wuchs Clapton bei den Großeltern auf. Da die ganze Familie alkoholabhängig war, sei er selbst mit 16 bereits Profitrinker gewesen, räumte Clapton einmal in einem Interview ein. Der Kampf gegen die Sucht sollte ihn jahrzehntelang begleiten.
Sein Kunststudium brach Clapton ab, um sich ganz dem Gitarrenspiel zu widmen. Mit den „Roosters“ fand er 1963 eine erste Bluesband. Zwei Jahre später verstärkte er John Mayalls „Bluesbreakers“. Die Bandnamen und die Musikerkollegen wechselten, während Clapton in den 70er Jahren mit Titeln wie „Layla“, „Cocaine“, „I shot the Sheriff“ und „Wonderful Tonight“ einen ersten Karrierehöhepunkt erreichte. Den er jedoch kaum bewusst genießen konnte: Alkoholabhängigkeit und Heroinsucht holten den Sänger, Musiker und Songwriter immer wieder ein. Erst 1989 mit dem Erscheinen des vielfach ausgezeichneten Albums „Journeyman“ galt Clapton als von der Sucht und den ihn lange quälenden Depressionen befreit.
Eric Clapton musste viele Schicksalsschläge verkraften
Glücklich wurde er dennoch nicht: 1990 starb mit dem Gitarristen Stevie Ray Vaughan einer seiner engsten Freunde bei einem Hubschrauberunglück. Ein Jahr später stürzte Claptons vierjähriger Sohn Conor beim Spielen aus dem bodentiefen geöffneten Fenster des 53. Stockwerks eines New Yorker Apartments in den Tod.
Ein Schicksalsschlag, den Clapton in dem Welthit „Tears in Heaven“ auf seinem legendären, mit sechs Grammys prämierten „Unplugged“-Album verarbeitet hat. Gegenwärtig lebt er mit seiner zweiten Frau Melia McEnery und drei Töchtern zusammen.
Vielleicht liegt es ja an seiner eigenen dramatischen Lebensgeschichte, dass Clapton auf seinen immer seltener werdenden Konzerten viele seiner Fans zu Tränen rührt – oder in Ehrfurcht erstarren lässt. Und dann ist es letztlich egal, ob er gegrüßt hat.