Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Porträt: Der Heinsberger Landrat Pusch war der Corona-Frühwarner

Porträt

Der Heinsberger Landrat Pusch war der Corona-Frühwarner

    • |
    Vor einem halben Jahr wurde die erste Corona-Infektion in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen und Stephan Pusch und der Landkreis Heinsberg schlagartig bekannt.
    Vor einem halben Jahr wurde die erste Corona-Infektion in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen und Stephan Pusch und der Landkreis Heinsberg schlagartig bekannt. Foto: Henning Kaiser, dpa

    Die Pauken der Karnevalssitzung in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Gangelt waren an diesem Karnevalsdienstag im Februar gerade verklungen, als der große Schlag folgt: Zwei Personen im Kreis Heinsberg sind positiv auf Corona getestet worden. Landrat Stephan Pusch beruft den Krisenstab ein, berät sich mit den Fachleuten und beschließt, Schulen und Kindergärten zu schließen.

    Heinsberg stellte einen Wendepunkt in der deutschen Corona-Politik dar – und auch im Leben des 51-jährigen CDU-Politikers?

    „Ich sag mal, meine Persönlichkeit hat das jetzt nicht verändert“, findet er selbst. Er habe schon in seiner Jugend große Entscheidungen lieber angepackt statt lange zu zaudern. „Aber natürlich hat es mich auch unheimlich unter Stress gesetzt“, gibt Pusch zu. Plötzlich sei ganz Heinsberg unter der Lupe gestanden und jeder Schritt beobachtet worden.

    2004 wurde der Rechtsanwalt erstmals zum Landrat des Kreises Heinsberg gewählt. Damals gewann er mit knapp 60 Prozent. Bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen erreichte er sogar fast 80 Prozent. „Meine Zustimmung ging schon immer über die Zustimmung zu meiner Partei hinaus“, sagt Pusch.

    Stephan Pusch bekommt das Bundesverdienstkreuz verliehen

    Seine Corona-Maßnahmen zu Beginn des Jahres habe er nie infrage gestellt: Viele Schritte seien schließlich später auch bundesweit übernommen worden. Und: „Wir haben nie um den heißen Brei herumgeredet“, sagt Pusch. Er ist stolz auf diese offene Kommunikation; in regelmäßigen Videobotschaften hat der Landrat die Bevölkerung seines Landkreises auf dem Laufenden gehalten.

    Gestört habe ihn jedoch, dass die Bewohner aus Heinsberg zu Beginn der Corona-Krise ausgegrenzt wurden: „Wir haben hier das öffentliche Leben quasi komplett zum Erliegen gebracht, während ein paar Kilometer weiter ein Bundesligaspiel stattfand“, empört sich der Politiker – ganz nach dem Motto „Hauptsache die Heinsberger bleiben zu Hause“.

    Für den Herbst will der fünffache Vater vor allem weiter auf das Tragen von Masken setzen. Ansonsten, findet er, könne es nicht schaden, etwas gelassener zu werden: Nicht nachlässiger, betont er, aber man müsse auch nicht immer gleich mit Lockdown drohen.

    Seit 2004 ist Stephan Pusch Landrat von Heinsberg

    Karnevalssitzungen sollten nächstes Jahr trotzdem nicht stattfinden – dafür hat Pusch, der selbst Karnevalsfan ist, bereits im August plädiert. Die Chancen auf einen Karnevalsorden stehen für die kommende Saison also denkbar schlecht.

    Dafür bekommt Stephan Pusch nun für sein engagiertes Krisenmanagement das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen. „Ich verstehe das als Ehrung des gesamten Krisenstabs“, sagt Pusch. Es sei zwar auch ein persönlicher Meilenstein, „aber, keine Sorge, ich stehe mit beiden Beinen noch fest auf dem Boden“, sagt der CDU-Politiker und lacht.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden