Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Polizeiprojekt: Osteuropäischen Banden auf der Spur

Polizeiprojekt

Osteuropäischen Banden auf der Spur

    • |
    • |
    Dank eines Polizeiprojektes der EU konnten über 70 Banden zerschlagen werden.
    Dank eines Polizeiprojektes der EU konnten über 70 Banden zerschlagen werden. Foto: Paul Zinken/Illustration/dpa

    Februar 2016: Europäische Ermittler sind einer Bande von Autoknackern auf der Spur. Das Landeskriminalamt Berlin bekommt einen Tipp von Kollegen aus Österreich. Der Anführer einer polnischen Bande habe ein Auto angemietet und plane mit seinen Leuten vermutlich einen neuen Beutezug. Die Leiter eines polnischen Einsatzteams stehen an der deutsch-polnischen Grenze bereit, als die Bande tatsächlich vorbeifährt. Ihr Ziel: Berlin. Die Ermittler in der Hauptstadt sind alarmiert.

    Bis heute haben Polizisten des europäischen Behörden-Projekts mit dem Namen Isec (Internal Security, Sicherheit im Landesinneren) mindestens 72 kriminell organisierte Banden zerschlagen. Mitglieder von 15 weiteren Banden gingen den Fahndern zumindest teilweise ins Netz. 382 Verdächtige wurden verhaftet. Das Spektrum des aufgedeckten Organisierten Verbrechens reicht vom groß angelegten Autodiebstahl über Wohnungseinbrüche bis zum Menschenhandel und Auftragsmorden. Die Täter kamen vor allem aus Polen, Litauen und Russland, aber auch aus Georgien und Tschetschenien. Der Schaden beläuft sich auf mehrere hundert Millionen Euro. Allein über 65 Millionen Euro entfallen auf 910 aufgeklärte Autodiebstähle. Mehrere zehntausend Bürger in Deutschland und anderen europäischen Ländern wurden Opfer der kriminellen Machenschaften.

    Grenzübergreifend gegen Täterbanden zu ermitteln ist schwierig

    Die Fahnderin Antje Krämer leitete den Einsatz in Berlin. Die Polizistin wusste, dass die betreffende Bande am Ende vor nichts zurückschrecken wird. Die Diebestour geschah nachts. Krämer erzählt, wie ein oder zwei Männer mit Hilfe von ölhaltigen Sprays Autotüren aufhebelten: „Nicht gewaltfrei, aber spurenlos“. Die aufgebrochenen Autos standen bereit, um von anderen Bandenmitgliedern weggefahren zu werden. Doch so weit kam es nicht.

    Kurz bevor sich die Bande mit den Autos aus dem Staub machen wollte, griff die Polizei zu. Acht Männer und eine Frau wurden festgenommen. Bei der Verfolgungsjagd wurden vier Polizisten leicht verletzt. Ein flüchtender Gangster brach sich den Fuß, als er über einen Bauzaun klettern wollte.

    Grenzübergreifend gegen Täterbanden und Organisierte Kriminalität zu ermitteln, ist schwierig, sagt der Dezernatsleiter für Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamts Berlin, Dirk Jacob. Das liege unter anderem an Sprach- und Rechtsbarrieren.

    In zweieinhalb Jahren über 72 Banden zerschlagen

    Das von der EU mitfinanzierte Polizeiprojekt Isec helfe zum Beispiel mit Mitteln für Dolmetscher bei solchen Ermittlungen. Zudem können die Polizisten in der ganzen EU damit seit zweieinhalb Jahren besser zusammenarbeiten. Die bisherigen Ergebnisse und Zahlen sprechen laut Europol und Bundeskriminalamt für einen Erfolg des Projekts. Zu Beginn von Isec warteten die Beamten mit der Zerschlagung von zwölf Banden auf. Nach zweieinhalb Jahren sind es sechs Mal so viel.

    Inzwischen arbeiten unter anderem Polizeibehörden aus Lettland, Litauen, Estland, Rumänien, Polen, Schweden, Frankreich und Österreich in den jeweiligen Dienstbereichen mit.

    Die Verantwortlichen wollen eine Verlängerung von Isec

    Nun fordern die an dem Projekt beteiligten Behörden eine Fortsetzung der inzwischen ausgelaufenen EU-Förderung. Für die erste Phase wurden 586.000 Euro von der EU bereitgestellt. Den insgesamt 100 Dienststellen, die in 22 Ländern in- und außerhalb der EU am Projekt teilgenommen haben, kosteten die zweieinhalb Jahre langen Ermittlungen allerdings mehrere Millionen Euro. Nach Angaben des Dezernatsleiters Dirk Jacob war der Betrag, der aus dem EU-Fördertopf geflossen sei, nur ein „Sahnehäubchen“. Die Verantwortlichen von BKA, Europol und LKA Berlin wollen mit einer Verlängerung von Isec weiter gegen die Verbrecherbanden kämpfen. „Die Organisierte Kriminalität ist an den Wohnungstüren angekommen“, warnt Fahnder Jacob.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden