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Politische Lage: Touristen wollen nicht in die Türkei

Politische Lage

Touristen wollen nicht in die Türkei

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    In Istanbul (rechts die Neue Moschee, im Hintergrund der Bosporus) bleiben Touristen und Kongressbesucher wegen der unsicheren politischen Lage aus.
    In Istanbul (rechts die Neue Moschee, im Hintergrund der Bosporus) bleiben Touristen und Kongressbesucher wegen der unsicheren politischen Lage aus. Foto: dpa

    Ein oder zwei Ehrenrunden über dem Meer vor dem Landeanflug gehörten in den vergangenen Jahren zur Routine für Piloten von Passagiermaschinen, die den Atatürk-Flughafen in der türkischen Metropole Istanbul ansteuerten. Wegen der jährlich fast zwölf Millionen Touristen in der Stadt war der Airport chronisch überlastet, sodass sich über dem Bosporus die Flugzeuge stauten. Umso überraschter reagierte ein Flugkapitän kürzlich, als er vom Tower die Erlaubnis zur sofortigen Landung erhielt. „So leer habe ich

    Der Tourismus in der Türkei strauchelt

    Terroranschläge, der nahe Syrien-Krieg, die Flüchtlingskrise und der Imageverlust der Türkei wegen des Vorgehens der Regierung gegen ihre Kritiker lassen die türkische Tourismusindustrie in die Krise schlittern. Dem Selbstmordanschlag von Sultanahmet im Januar, bei dem zwölf deutsche Touristen starben, folgte am 18. Februar das Selbstmordattentat von Ankara mit 28 Toten. Seit dem Abschuss einer russischen Militärmaschine durch die türkische Luftwaffe an der Grenze zu Syrien im November bleiben die russischen Besucher aus.

    Auch der Druck der Regierung auf Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdogan kommt bei ausländischen Reiseunternehmen und Besuchern nicht gut an. Insider berichten von Absagen, die mit Erdogans Politik begründet würden.

    „Es gibt drastisch weniger Touristen“, sagt ein Istanbuler Reiseführer, der schon viele Höhen und Tiefen der Branche erlebt hat. Normalerweise, so berichtet der Mann, der namentlich nicht genannt werden will, brechen Anfang März in Istanbul jeden Tag Reisebusse mit jeweils 35 Passagieren zu Anatolien-Rundreisen auf. „Derzeit sind es etwa zwei Busse pro Woche mit jeweils zwölf Leuten“, sagt er. Einige Reiseunternehmen können seit Monaten keine Löhne mehr auszahlen.

    Ankara stellt 70-Millionen-Euro-Hilfsprogramm für Tourismus

    Die Istanbuler Hotels sind momentan halb leer. Außerhalb der Metropole sieht es nicht besser aus. In der Ferienstadt Marmaris stehen nach Angaben von Maklern rund 70 Prozent der Hotels zum Verkauf. Viele Betreiber können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Besonders schmerzhaft ist das Ausbleiben der russischen Besucher. Sie bilden nach den Deutschen die zweitstärkste Gruppe der Türkei-Touristen. In der Urlauberhochburg Antalya fiel die Zahl der russischen Gäste zuletzt um 81 Prozent – eine Katastrophe für die Hoteliers dort.

    Tui, der weltgrößte Reisekonzern, meldet einen Einbruch von 40 Prozent im Türkeigeschäft, Kreuzfahrtgesellschaften fahren türkische Häfen nicht mehr an, internationale Organisationen streichen wegen der angespannten Sicherheitslage geplante Kongresse. Die Regierung in Ankara reagierte mit einem 70-Millionen-Euro-Hilfsprogramm für die Branche, zu dem unter anderem Flugkosten-Subventionen gehören. Doch das reicht bei weitem nicht aus, sagen Branchenvertreter. AZ

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