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Politische Korrektheit: Soll der "Neger" in Kinderbüchern stehen bleiben?

Politische Korrektheit

Soll der "Neger" in Kinderbüchern stehen bleiben?

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    Beim Lesen eines spannenden Buches kann man gut die Seele baumeln lassen.
    Beim Lesen eines spannenden Buches kann man gut die Seele baumeln lassen. Foto: DPA

    Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gab kürzlich bekannt, dass sie beim Vorlesen für ihre kleine Tochter ihrer Ansicht nach diskriminierende Begriffe wie "Negerkönig" oder "Negerbaby" entschärfe. Das hatte eine Diskussion ausgelöst und zieht bereits Folgen nach sich:

    Preußlers "Die kleine Hexe" ohne "Negerlein"

    Der Stuttgarter Thienemann Verlag kündigte an, Otfried Preußlers Kinderbuch-Klassiker wie "Die kleine Hexe" künftig ohne Wörter wie "Negerlein" und "Neger" zu publizieren. Diese und andere inzwischen veraltete Begriffe sollen ersetzt werden. Laut Verlag erfolgt die "Modernisierung" im  Einverständnis mit der Familie des Autors Otfried Preußler

    Lehrerverband gegen "Modernisierung" der Kinderbücher

    Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat sich dagegen ausgesprochen, die Wortwahl in Kinderbüchern nachträglich zu ändern . "Das ist mir ein bisschen viel an vorauseilender politischer Korrektheit", sagte Kraus am Freitag. Die Werke sollten so, wie sie entstanden seien, akzeptiert werden. "Sonst können wir irgendwann einen großen Teil der Weltliteratur oder auch das alte Testament über Bord werfen", kritisierte Kraus.

    Kraus forderte aber zugleich Eltern und Lehrer auf, mit Kindern über solche Wörter zu sprechen. Deren Aufgabe sei es, "deutlich zu machen, dass Worte wie 'Neger' früher unverfänglich waren, aber heute nicht mehr benutzt werden sollten", sagte der Schulleiter eines Gymnasiums. Diese sei auch ein Anlass, "eine sprach- und zeitkritische Diskussion" anzustoßen. "Das stellt eine enorme pädagogische Chance dar", zeigte sich Kraus überzeugt.

    Kulturpolitiker sehen Eltern in der Verantwortung

    In die Debatte um möglicherweise nicht mehr zeitgemäße Passagen in Kinder- und Jugendbüchern haben sich nun auch einige Kulturpolitiker des Bundestages eingeschaltet. Auch wenn in einigen klassischen Geschichten und Märchen Gewalt verherrlicht, Minderheiten diskriminiert und Vorurteile aufgebaut würden, sei es trotzdem nicht angebracht, Nachbesserungen vorzunehmen, damit sie unserem Zeitgeist entsprächen, sagte der kulturpolitische Sprecher der Union, Wolfgang Börnsen (CDU), der Saarbrücker Zeitung.

    FDP-Experte Burkhardt Müller-Sönksen forderte eine Debatte im Kulturausschuss des Bundestages. Eltern sollten mit ihren Kindern "pädagogisch motivierte Gespräche" führen, "anstatt politisch korrekte und historisch zensierte Kinderbücher auszuwählen". Die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD), nun Mitglied des Kulturausschusses, sagte der Zeitung: "Wir fangen ja auch nicht an, Goethe oder Schiller umzuschreiben." Ähnlich äußerte sich die Kulturexpertin der Linken, Luc Jochimsen. Die Sprache von Autoren zu verändern, die nicht mehr lebten, "halte ich für falsch". dpa, afp

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