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Polen: Zugunglück: Staatsanwaltschaft nimmt Bahnmitarbeiter fest

Polen

Zugunglück: Staatsanwaltschaft nimmt Bahnmitarbeiter fest

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    Nach dem tödlichen Zugunglück im Süden Polens will die Staatsanwaltschaft zwei Bahnmitarbeiter anklagen
    Nach dem tödlichen Zugunglück im Süden Polens will die Staatsanwaltschaft zwei Bahnmitarbeiter anklagen Foto: Pablo Barrera, dpa

    Nach dem tödlichen Zugunglück in Polen plant die Staatsanwaltschaft, einen Bahnmitarbeiter anzuklagen. Der Mann werde beschuldigt, versehentlich das tödliche Zugunglück nahe Zawiercie in Südpolen verursacht zu haben, sagte der mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt Tomasz Ozimek. Ein zweiter Mitarbeiter wurde ebenfalls zur Befragung festgenommenen.

    Fahrdienstleiter zur Behandlung in psychiatrischer Klinik

    Die beiden Fahrdienstleiter hatten zur Unglückszeit in den Bahnhöfen an der Unfallstrecke zwischen Warschau und Krakau Dienst. Von dort aus sollten sie den Zugverkehr auf der betroffenen Strecke koordinieren, hieß es.

    Der beschuldigte Bahnmitarbeiter habe einen der Züge auf das falsche Gleis gelassen, sagte Ozmiek. Er habe dem Mann die formelle Anklage noch nicht übergeben, da er in eine psychiatrische Klinik zur Behandlung gebracht worden sei, sagte Ozimek. Der Mann stehe unter Schock und sein geistiger Zustand habe auch noch keine Befragung erlaubt, fügte der Staatsanwalt hinzu.  Sollte er für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu acht Jahre Haft.

    Bahnmitarbeiter soll Aufzeichnungen des Unfalls verfälscht haben

    Der polnische Fernsehsender TVN 24 berichtete, der Mann habe angeblich versucht, Aufzeichnungen über den Unfallhergang zu verfälschen, um Fehler zu vertuschen. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Auch der zweite Bahnmitarbeiter wurde noch nicht befragt, so Ozimek weiter.

    Die Ermittler konnten bereits ausschließen, dass die Fahrdienstleiter zum Unfallzeitpunkt am Samstagabend betrunken waren, hieß es. In Polen gilt bis Dienstag eine zweitägige Staatstrauer.

    16 Menschen verlieren bei dem Zugunglück ihr Leben

    Schwere Zugunglücke in Europa

    Zugfahren ist relativ sicher. Aber Zusammenstöße auf den Schienen - so wie am 3. März 2012 in Polen - haben meist verheerende Folgen. Einige Unglücke in den vergangenen Jahren:

    Januar 2011 - Deutschland: Zehn Menschen sterben, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstößt. Ein Lokführer soll ein Haltesignal überfahren haben.

    Februar 2010 - Belgien: In Buizingen bei Brüssel übersieht ein Lokführer ein Stoppsignal, zwei voll besetzte Regionalzüge prallen zusammen. Mindestens 18 Menschen sterben, rund 80 werden verletzt.

    Oktober 2009: Bei einer Feier zum 125-jährigen Bestehen der historischen Lößnitzgrundbahn in Sachsen stoßen zwei der historischen Züge zusammen. 52 Menschen werden verletzt, vier von ihnen schwer.

    Januar 2005 - Italien: Auf der eingleisigen Strecke Bologna- Verona prallen ein Passagierzug und ein Güterzug zusammen. 17 Menschen sterben. Ein Lokführer hatte ein Haltesignal übersehen.

    Juni 2003: Bei Schrozberg in Baden-Württemberg stoßen zwei Regionalzüge frontal zusammen. Sechs Menschen sterben, 25 werden verletzt.

    September 2001: Beim Frontalzusammenstoß von zwei voll besetzten Regionalzügen werden im bayerischen Enzisweiler am Bodensee rund 80 Menschen verletzt.

    Offiziellen Angaben zufolge wurden bis Montag 15 der bislang 16 Todesopfer identifiziert. Unter ihnen seien eine US-Bürgerin sowie eine Russin. Hinweise auf deutsche Fahrgäste lagen nicht vor. 47 Menschen würden noch in Krankenhäusern behandelt. Der Zustand von vier Verletzten sei weiterhin kritisch, sagte Gouverneur Zygmunt Lukaszczyk. Die Rettungsarbeiten an der Unfallstelle wurden am Montagabend offiziell beendet, berichten polnische Medien. Spürhunde hatten die Unglücksstelle zweimal durchkämmt und keine weiteren Leichen gefunden, hieß es von Behördenseite.

    Ein Gewerkschaftsvertreter sieht eine mögliche Verantwortung auch bei der Bahngesellschaft PKP. Im Rahmen der Umstrukturierung der PKP hatten die Fahrdienstleiter zusätzliche Verantwortung erhalten, sagte Grzegorz Herzyk. Sollte einer der Fahrdienstleiter für schuldig befunden werden, sei auch das System mitschuldig, fügte Herzyk hinzu.

    Sichere Züge zur Fußball-Europameisterschaft?

    Die Tragödie trifft Polen mitten in den Vorbereitungen zur Fußball-Europameisterschaft, die in etwa drei Monaten beginnt. Die Regierung versicherte den Fußballfans, dass Polens Züge trotz dieses Unfalls sicher seien. Verkehrsminister Slawomir Nowak kündigte die Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts in spätestens zwölf Monaten an.

    Beim schwersten Zugunglück des Landes seit mehr als zwei Jahrzehnten waren am Samstagabend zwei Personenzüge auf demselben Gleis aufeinander zugerast und frontal zusammengeprallt. In beiden Zügen - einer fuhr in Richtung Warschau, der andere in Richtung Krakau - saßen zusammen rund 350 Passagiere

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