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Plastic Ono Band: Auftritt in Starbesetzung

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Plastic Ono Band: Auftritt in Starbesetzung

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    Plastic Ono Band: Auftritt in Starbesetzung
    Plastic Ono Band: Auftritt in Starbesetzung Foto: DPA

    Neben dem Ex-Beatle und der japanischen Künstlerin waren unter anderem noch Lennons Freund aus Hamburger Tagen, der Bassist und Grafiker Klaus Voormann, sowie ein junger englischer Gitarrist namens Eric Clapton dabei. Vor ihrem ersten - und in dieser Besetzung letzten - Auftritt hatte die Band nicht einmal zusammengespielt, geprobt wurde hinten im Flugzeug auf dem Weg zu dem Festival in Toronto 1969. Doch die Plastic Ono Band wurde zur Legende - wohl weil sie nie wieder so auftrat. Bis jetzt: Am Dienstag spielten Ono, Clapton, Voormann und Lennons Sohn Sean in New York. Das einmalige Konzert begeisterte 2000 Besucher in der Brooklyn Academy of Music.

    Yoko Ono hat die Musikwelt polarisiert, wie es die nach ihr benannte Gruppe getan hatte. Für die einen waren Frau und Band der Aufbruch in etwas Neues, Künstlerisches, Gewagtes, für die anderen nur die Frau, die die Beatles auseinandergebracht hatte. Wer sich Ende der 60er Jahre nach den Hits der alten Beatles-Zeiten zurücksehnte, konnte mit den Schwarz-weiß-Filmen der Japanerin, in denen stundenlang Körperteile zu sehen waren, nicht viel anfangen. Dass Lennon mit wallendem Bart und weißem Gewand statt Pilzkopf und grauem Anzug auftrat, mochte ja noch gehen. Aber diese neue Musik, das waren doch nicht die Beatles.

    Waren sie auch nicht. Yoko Ono prägte Lennons letzte Jahre, auch durch ihre Musik. In den vier Jahrzehnten danach hat sie ihren Stil nicht verloren. Auch in New York schrie sie ins Mikrofon, stöhnte und stammelte, während hinter ihr auf einer Großleinwand ein Hintern in schwarz-weiß zu sehen war - "Bottoms", ihr Film von 1966, von dem das Publikum nur fünf der 80 Minuten sah. Der ganze Abend war eine Hommage an die Japanerin, zwei Tage vor ihrem 77. Geburtstag. Alte Filme, alte Fotos, alte Zeichnungen - Zeitreise in Brooklyn.

    Das Publikum im ausverkauften Haus ist gemischt. Die jüngeren gucken etwas verstört, als Ono animalische Laute auf der Bühne stöhnt, während hinter ihr der Film "Fly" läuft, in dem auf 50 Quadratmeter Leinwand eine Fliege über den Schambereich der Japanerin krabbelt. Die Älteren nicken mit einem Blick, als wollten sie zu ihren Kindern sagen, "Jaja, so war das damals". Ono lebt von damals. Und von John Lennon. Entsprechend gibt es immer wieder Filme: John beim Baden, John im Auto, John beim Essen, John auf einem Karussell - und John mit Sean.

    Der gemeinsame Sohn übernimmt die Rolle des Vaters bei dem Auftritt. Wie aus dem Gesicht geschnitten scheint der 34-Jährige, selbst die Stimme ist ähnlich und dann noch Marinemantel und Melone auf dem bebrillten Kopf - so wäre der Vater vielleicht auch aufgetreten. Doch Sean ist nicht nur Sohn. Er führt durch das Programm, überdeckt, wenn seine Mutter den Text ihrer Lieder ablesen muss, und spielt die Gitarre grandios. Sein Klavierspiel ist beeindruckend, an der Gitarre aber ist Sean Lennon gewaltig.

    Dabei ist die Konkurrenz Weltklasse. Paul Simon betritt mit seinem Sohn Harper die Bühne als alter Mann, singt aber wie damals im Central Park. Klaus Voormann begleitet Ono und ihren Sohn. Bette Midler spielt zwar nicht, ersingt sich aber den Jubel des Publikums. Doch am meisten gefeiert wird "Slow Hand" Clapton. Er steht nur für die letzten drei Songs auf der Bühne, sagt kein Wort, singt nicht, spielt nur mit Sean Lennon. Doch das reicht, um die 2000 in der ehrwürdigen Academy außer Rand und Band zu bringen.

    Yoko Ono tanzt dazu. Ein bisschen ungelenk, aber eine große Tänzerin war sie auch vor 40 Jahren nicht. Dafür hatte und hat sie immer wieder Nacktheit, Sex, Orgasmus in Filmen, Bildern, Liedern und Gedichten thematisiert. Vielleicht, weil man vor über 40 Jahren damit wunderbar provozieren konnte. Heute ist das schwer geworden.

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