In der Debatte über die Lesekompetenz deutscher Schüler fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die Beibehaltung intensiver Lektüre auch im Unterricht. In manchen Bundesländern sei das Lesen ganzer Bücher gar nicht mehr vorgeschrieben, sagte die DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing derDeutschen Presse-Agentur. Das gelte beispielsweise für Thüringen, Niedersachsen und auch für Bremen ab der achten Klasse.
Viele Schulen und Lehrer würden sich zwar in Eigenregie trotzdem dafür entscheiden. Aber: "Wenn Lehrkräfte sich dafür rechtfertigen müssen, dass sie von Schülerinnen und Schüler verlangen, sich durch eine (klassische) Lektüre zu arbeiten, weist das auf ein gesellschaftliches Problem hin." Der DPhV vertritt vor allem die Interessen der Gymnasiallehrer.
Jeder fünfte 15-Jährige erreicht beim Lesen gerade einmal Grundschulniveau
Das Lesen von sogenannten Ganzschriften sei wichtig, weil Leser sich dabei "gründlich und vertieft auch in andere Charaktere und Lebenswelten hineindenken und hineinfühlen". Dadurch würden sie auch dazu animiert, gründlich und vertieft über sich selbst nachzudenken. "Allgemeinbildung beruht auch auf dem Lesen von ausgewählten Klassikern", sagte Lin-Klitzing. Sie plädiere für mehr Verbindlichkeit: "Im Deutschunterricht sollte die Lektüre von Ganzschriften in jedem Schuljahr in der Mittel- und Oberstufe verpflichtend sein".
Die Pisa-Studie hatte unter anderem gezeigt, dass viele Jugendliche in Deutschland sich nicht mehr fürs Lesen begeistern und dass jeder fünfte 15-Jährige Texte nicht sinnverstehend lesen kann. Lin-Klitzing sagte dazu, sie teile zwar die "Katastrophenstimmung" mit Blick auf die Ergebnisse nicht, "aber dass ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler nach wie vor zur Risikogruppe gehört und nicht vernünftig lesen kann, muss uns weiter beunruhigen". (dpa)
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