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Papstreise: Papst Franziskus auf Nahostreise: Ein Besuch mit Fallstricken

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Papst Franziskus auf Nahostreise: Ein Besuch mit Fallstricken

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    Papst Franziskus will auf seiner Reise in den Nahen Osten für Versöhnung zwischen den Konfessionen sorgen.
    Papst Franziskus will auf seiner Reise in den Nahen Osten für Versöhnung zwischen den Konfessionen sorgen. Foto: Gabriel Bouys (dpa)

    Papst Franziskus reist am Wochenende in den Nahen Osten - und dabei fällt ihm die Rolle des Luntenlöschers zu. Bei seinem ersten Besuch im Heiligen Land will er den Dialog zwischen den Religionen und die Versöhnung der christlichen Ostkirchen fördern. Der Bürgerkrieg in Syrien, der Stillstand im israelisch-palästinensischen Friedensprozess und das Erstarken islamistischer Bewegungen haben in der Region ein Labyrinth tiefsitzender Rivalitäten geschaffen, auf die der Papst in Amman, Bethlehem und Jerusalem treffen wird. Da ist es von Vorteil, dass Jorge Bergoglio interreligiös bestens vernetzt ist.

    Papstreise: Franziskus hat seine alten Freunde dabei

       Was der Vatikan als dreitägige "Pilgerfahrt" ankündigt, ist zwangsläufig zugleich hochpolitisch: Nicht weniger als 14 Ansprachen wird Franziskus halten. Viele Programmpunkte haben hohe Symbolkraft. Auch dass der 77-jährige Argentinier zwei alte Freunde aus Buenos Aires, Rabbiner Abraham Skorka und den Islamgelehrten Omar Abboud, als enge Reisebegleiter wählte, gilt als Beleg für seine Offenheit.

       Kurienprälat Pascal Gollnisch, der ein christliches Hilfswerk für die Ostkirchen leitet, sieht es als "politisches Statement", dass der Papst als einfacher Pilger reist und nicht als prunkvolles Oberhaupt der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken. "Auf allen Etappen will er schlicht bewirtet und bei Tisch nicht bedient werden, er vermeidet jeden Anflug von mondänem Leben."

    Papst Franziskus im Nahen Osten: Zwischen Dialog und Protest

       "Franziskus wird Grenzen überschreiten", sagt der Jesuit David Neuhaus, Vikar der hebräischsprachigen Katholiken in Israel. "Er wird in dieser durch gegenseitige Zurückweisung geprägten Region alle Gesprächspartner dazu auffordern, ihre Vorstellungswelt zu entwickeln", sagt Neuhaus im Gespräch mit AFP. 

       Aber der Besuch birgt auch Fallstricke, wie sich bereits im Vorfeld zeigte. So schmierten jüdische Ultranationalisten vermehrt Hassparolen an Kirchenwände, um gegen eine stärkere christliche Präsenz an den umstrittenen heiligen Stätten in Jerusalem zu protestieren. Und die radikale Schiitenbewegung Hisbollah hat scharf verurteilt, dass Beschara Rai, Patriarch der katholischen Maroniten im Libanon, erstmals seit Gründung Israels das verfeindete Nachbarland besucht, um den Papst zu begleiten.

      Das gemeinsame Gebet in der Grabeskirche mit Patriarch Bartholomeos und Vertretern elf weiterer christlicher Glaubensrichtungen wird vom Vatikan als "historisches Ereignis" angekündigt. "Noch nie hat es an einer zentralen Stätte der Christenheit ein öffentliches ökumenisches Gebet gegeben", sagt Papstsprecher Federico Lombardi.

    Nahostreise: Das hat Papst Franziskus vor

       In Jordanien, der ersten Reisestation, trifft Franziskus am Samstag König Abdullah II., zelebriert im Stadion der Hauptstadt Amman eine Messe und trifft an der Taufstelle Jesu am Jordanufer Behinderte und syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. Am Sonntagmorgen fliegt der Papst mit einem Hubschrauber nach Bethlehem, wo er nach einem Gespräch mit der Palästinenserführung einen weiteren Massengottesdienst halten wird und Kinder in einem palästinensischen Flüchtlingslager besucht. In Amman und Bethlehem wird er einen offenen Geländewagen nutzen.

       In Jerusalem dagegen, wo der Papst am späten Nachmittag eintrifft, nutzt er wegen der schwierigen Sicherheitslage geschlossene Fahrzeuge, wenn auch - wie von ihm grundsätzlich entschieden - keine gepanzerten. Dort wird er viermal den orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel treffen, bedeutendster Repräsentant der orthodoxen Christen in aller Welt.

       Am 26. Mai wird der Heilige Vater mit Großmufti Mohammed Hussein den Felsendom auf dem Tempelberg besuchen und danach eine Botschaft in die Ritzen der jüdischen Klagemauer stecken. Nach Ehrenbezeugungen am Herzl-Grab und in der Holcaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird Franziskus auch die israelischen Spitzenpolitiker treffen.

       Ein sensibler Programmpunkt beschließt seine Reise. Die Messe im Abendmahlsaal auf dem Zionsberg hat religiöse Eiferer mobilisiert, die verhindern wollen, dass die Christen diesen für sie besonders symbolträchtigen Ort mehr als zweimal im Jahr für Gottesdienste nutzen können. So bleibt es eine offene Frage, ob der auf Versöhnung bedachte Papst am Ende nicht vom Jerusalemer Alltag eingeholt wird. (AZ/afp)

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