Papst-Besuch in Brasilien: Franziskus in Rio mit Protesten empfangen ist zum Auftakt seiner Brasilien-Reise in Rio de Janeiro von begeisterten Christen empfangen worden. Gleichzeitig kam es aber am Montag erneut zu gewaltsamen Protesten, dabei wurden auch die hohen Kosten für seinen Besuch und den Weltjugendtag kritisiert, der am Dienstagabend (Ortszeit) eröffnet wird. In einem Wallfahrtsort, den der Papst am Mittwoch besuchen will, wurde ein Sprengsatz entschärft.
Pilger halten Auto des Papstes an
Auf seiner Fahrt zur Kathedrale von Rio hielten Pilger mehrfach das Auto des Papstes an, um seine Hände zu schütteln. Der 76-jährige Pontifex hatte auf sein gepanzertes Papamobil verzichtet und war in einem offenen Jeep unterwegs. Seine Leibwächter hatten Mühe, die Menge zurückzuhalten. Das Kirchenoberhaupt genoss den direkten Kontakt mit den Gläubigen sichtlich.
Papst lächelt Gläubige an
"Der Sekretär des Papstes sagte mir, er habe Angst gehabt", sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi zu der Fahrt im offenen Wagen durch Rio. "Aber der Papst lächelte weiter."
Die Freude über den Besuch des ersten lateinamerikanischen Papstes wurde jedoch von Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen überschattet. Kurz nach einem Gespräch des Papstes mit Präsidentin Dilma Rousseff in Rio ging die Polizei mit Tränengas, Blendgranaten und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Ein AFP-Fotograf wurde dabei von einem Polizisten mit einem Schlagstock am Kopf verletzt.
Molotow-Cocktail aus der Menge
Nach Angaben von Polizisten wurde aus der Menge ein Molotow-Cocktail geworfen. Fünf Demonstranten wurden festgenommen. Für die kommenden Tage sind weitere Protestkundgebungen angekündigt, einige davon in direkter Nähe zum Weltjugendtag. Zum Schutz des Papstes und der Gläubigen in Rio de Janeiro sind etwa 30.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. Brasilien wird schon seit Wochen von Sozialprotesten erschüttert.
Selbstgebauter Sprengsatz nahe eines Schreins
Am Wochenende hatte eine Bombe die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Der selbstgebaute Sprengsatz wurde nach Angaben der Armee am Sonntag nahe einem Schrein in dem Wallfahrtsort Aparecida entdeckt, den Franziskus am Mittwoch besuchen will. Der Sprengkörper sei aber von geringer Stärke gewesen, hieß es.
Papstbesuch in Brasilien kostet mehr als 40 Millionen Euro
Der Besuch des Papstes und der Weltjugendtag kosten den brasilianischen Steuerzahler mehr als 40 Millionen Euro. In Brasilien waren im Juni hunderttausende meist jugendliche Demonstranten gegen Korruption und die Verschwendung von Steuermitteln auf die Straße gegangen.
Franziskus sprach sich unterdessen für eine stärkere Förderung von Jugendlichen aus. Der Welt drohe eine ganze Generation ohne Arbeit, warnte der Papst auf dem Flug nach Rio de Janeiro. Zugleich kritisierte er "die Kultur der Ausgrenzung der Älteren". Die Jugend sei die Zukunft der Völker, doch die Senioren hätten "die Weisheit des Lebens, der Geschichte, des Vaterlands und der Familie".
Weltjugendtag: 1,5 Millionen Teilnehmer aus 170 Ländern erwartet
Zum Weltjugendtag werden bis zu 1,5 bis zwei Millionen Teilnehmer aus rund 170 Ländern erwartet. Aus Deutschland sollen nach Angaben der Bischofskonferenz bis zu 2000 Teilnehmer vor Ort sein. Die Eröffnungsmesse des Weltjugendtags auf dem berühmten Strand des Stadtteils Copacabana ist für Dienstagabend geplant. Papst Franziskus nimmt ab Donnerstag am Weltjugendtag teil. Neben großen Gottesdiensten stehen Begegnungen mit Armen, Häftlingen und früheren Drogenabhängigen auf seinem Programm. (afp)