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Papst rehabilitiert umstrittene Traditionalisten

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Papst rehabilitiert umstrittene Traditionalisten

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    Papst rehabilitiert umstrittene Traditionalisten
    Papst rehabilitiert umstrittene Traditionalisten Foto: DPA

    Kritik löste die Rehabilitation von Richard Williamson vor allem bei jüdischen Organisationen aus. Denn gegen den von Lefebvre 1988 zum Bischof geweihten Briten ermittelt die Regensburger Staatsanwaltschaft wegen der Leugnung des Holocausts. Vatikan-Pressechef Federico Lombardi wies die Kritik zurück und betonte, dass es bei der Exkommunikation ausschließlich darum ginge, die Anhänger der Bruderschaft Pius X. wieder zu integrieren.

    Der Papst hatte seine Entscheidung am vergangenen Mittwoch unterschrieben, die Ermittlungen gegen den Briten wegen der Äußerungen zum Holocaust wurden am Freitag bekannt. Zuvor hatte "Der Spiegel" berichtet, dass Bischof Williamson bei einem Besuch im Priesterseminar der Bruderschaft Pius X. in Zaitzkofen bei Regensburg die Ermordung von sechs Millionen Juden in den Konzentrationslagern abgestritten habe. Dort habe es keine Gaskammern gegeben, soll er gesagt haben.

    Im vergangenen Jahr hatte der Vatikan der Priesterbruderschaft eine Reihe von Forderungen als Bedingung für eine Wiederannäherung an die katholische Kirche gestellt. Die vier Bischöfe der ultratraditionalistischen Gemeinschaft hatten dem Papst Ende 2008 versichert, "alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die

    Die Spaltung 1988 ging auf die Ablehnung von Kirchenreformen des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre durch Lefebvre zurück. In dem Streit ging es um Liturgiereform und Religionsfreiheit. Die Traditionalisten um (den 1991 gestorbenen) Lefebvre kritisierten die vom Konzil angestrebte Versöhnung mit den Anhängern des Judaismus und den Aufruf zur Zusammenarbeit mit anderen christlichen Konfessionen.

    Auf Kritik stieß Benedikts Entscheidung bei jüdischen Organisationen. Williamson sei eine "klar antisemitische Person" und die Rücknahme der Exkommunikation "ein Schritt, der die gesamte Kirche verseucht", erklärte der hochrangig am jüdisch-katholischen Dialog beteiligte Rabbiner David Rosen, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Unverständnis äußerte am Abend auch der Präsident der italienischen Rabbiner, Giuseppe Laras. Dieser nicht notwendige Schritt des Vatikans sei in einer heiklen Phase des jüdisch-christlichen Dialogs getan worden. "Nötig wären entspannende Taten und nicht diese Vorfälle und Erklärungen", sagte der Rabbiner. "Wir können nicht in den Kopf des Papstes sehen, wollen das auch nicht, aber das ist sicher kein Handeln, das Entspannung bringt".

    Vatikan-Pressechef Lombardi nannte das Dekret eine "Geste des Friedens", bei der es allein darum gehe, die Anhänger Lefebvres wieder zu integrieren. Der Vatikan teile in keiner Weise die Äußerungen zum Holocaust, über die auf eine andere Weise gerichtet werde. "Die Exkommunikation hat damit gar nichts zu tun."

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, begrüßte am Samstag, dass der Papst bei seiner Aktion keinen Zweifel daran gelassen habe, "dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils unabdingbar Grundlage für das Leben der Kirche ist". Er hoffe und bete, dass die Priesterbruderschaft die ausgestreckte Hand des Papstes ergreife, erklärte Zollitsch.

    In dem Dekret des Vatikans heißt es, Benedikt habe beschlossen, die kirchenrechtliche Situation der Bischöfe zu überdenken, weil er ihrem "spirituellen Unbehagen" wegen der Strafe der Exkommunikation mit väterlicher Einfühlsamkeit begegne. Der Vatikan wolle die Einheit der Universalkirche fördern und damit den "Skandal der Spaltung" überwinden. Der Papst glaube an die schriftliche Zusage der Traditionalisten, mit dem Heiligen Stuhl ernsthaft über Differenzen reden zu wollen.

    Im Jahr 1988 war eine Einigung zwischen der Priesterbruderschaft Pius X. und dem damaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger geplatzt. Der "Dissident" Lefebvre weihte trotz der Warnungen des Vatikans vier Priester zu Bischöfen. Daraufhin wurden Lefebvre und die Geweihten exkommuniziert. In den vergangenen Jahren hatte Bernard Fellay, einer der Geweihten und der Leiter der Bruderschaft, den zuständigen Kardinal Dario Castrillón Hoyos mehrfach gebeten, die Exkommunikation zurückzunehmen. Bei einer Einigung könnte die Bruderschaft den Status einer Personalprälatur ähnlich dem Opus Dei erhalten, hieß es damals.

    Die Traditionalisten hatten im Juli 2008 auf ein "Ultimatum" des Vatikans ihre Vorstellungen eines Dialogs erläutert. Sie sahen eine Rücknahme der Exkommunikation als günstig für eine Wiederannäherung an. Rom hatte von ihnen eine "der Großherzigkeit des Papstes entsprechende Antwort" angemahnt. Sie sollten sich kein "über dem Heiligen Vater" stehendes Lehramt anmaßen oder sich als gegen die Kirche gerichtet darstellen, hieß es vom Vatikan.

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