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Papst Franziskus: Positive Reaktionen auf das Papst-Schreiben "Amoris Laetitia"

Papst Franziskus

Positive Reaktionen auf das Papst-Schreiben "Amoris Laetitia"

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    Vorstellung des nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus über Ehe und Familie "Amoris Laetitia", "Freude der Liebe", am 8. April 2016 im Vatikan.
    Vorstellung des nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus über Ehe und Familie "Amoris Laetitia", "Freude der Liebe", am 8. April 2016 im Vatikan. Foto: Cristian Gennari, KNA

    Das von Papst Franziskus verfasste, fast 200 Seiten starke Schreiben hatten Katholiken in aller Welt mit Spannung erwartet. Der Papst hebt darin die Bedeutung individueller Gewissensentscheidungen hervor.

    Reaktionen aufs Papst-Schreiben "Amoris Laetitia" zu Familie und Ehe

    Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sieht in dem päpstlichen Schreiben "Amoris Laetitia" eine Chance auf Annäherung zwischen Gläubigen und Kirche. "Das Wichtigste am ganzen Papier ist, dass die offensichtliche Diskrepanz zwischen dem Handeln der Gläubigen in Fragen der Ehe, Partnerschaft und Sexualität und der kirchlichen Lehrverkündigung durch diesen Text abgemildert und verändert wird", sagte der Präsident des Zentralkomitees, Thomas Sternberg, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

    Spätestens seit der Enzyklika "Humanae Vitae" von 1968 habe die katholische Moralverkündigung kaum noch Akzeptanz und Anerkennung unter den Gläubigen gefunden. Durch den Text näherten sich beide Seiten wieder deutlich an, argumentierte Sternberg. 

    Beim Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen verweise der Papst auf eine Einzelfallprüfung und delegiere dabei die Entscheidungen auf die örtliche Ebene, sagte der Zdk-Präsident.

    "Er gibt der Gewissensentscheidung der Gläubigen und der Seelsorger neues Gewicht." Auch Partnerschaften, die nach zerbrochenen Ehen entstanden sind, sei der Weg in die volle Kirchengemeinschaft demnach nicht verschlossen. Der Papst betone, dass die Nächstenliebe die wichtigste Regel für Christen sei. "Damit ist eine Position gesetzt, hinter die keine Pastoralordnung, welcher Diözese auch immer, mehr zurück kann", sagte Sternberg.

    Bamberger Erzbischof Ludwig Schick: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat das neue Schreiben von Papst Franziskus zu Ehe und Familie als sehr tiefgehend gelobt. "Der Papst erweist sich auch in "Amoris Laetitia" als Realist", teilte der Erzbischof mit. Papst Franziskus fordere in dem am Freitag veröffentlichten Dokument mit dem Titel "Amoris Laetitia - über die Liebe in der Familie" Staat und Gesellschaft, Arbeitgeber, Vereine und freie Träger auf, Ehe und Familie mehr zu unterstützen und ihnen den nötigen Halt zu geben.

    "Die Katholiken dürfen Papst Franziskus sehr dankbar sein für dieses umfangreiche und theologisch, pastoral und spirituell sehr tiefgehende Schreiben", so Erzbischof Schick. Der Papst wisse, dass Ehe und Familie heute besondere Aufmerksamkeit von Kirche und Gesellschaft brauchten, damit sie wirklich als dauerhafte Liebesgemeinschaft bestehen könnten.

    Freiburger Erzbischof zum Papst-Schreiben: Wiederverheiratete sind Teil der Kirche 

    Katholische Erzdiözese Freiburg: Die katholische Erzdiözese Freiburg sieht in dem päpstlichen Schreiben einen wichtigen Impuls für Veränderungen. Die Kirche werde ihre Aktivitäten im Umgang mit Ehen und Familien auf den Prüfstand stellen, kündigte Erzbischof Stephan Burger am Freitag in Freiburg an. Wo nötig, würden sie ausgeweitet und verbessert. Dies gelte auch für Wiederverheiratete. Sie seien weiter Teil der Kirche, dies sei die zentrale Botschaft. Seelsorger stünden in der Pflicht, sich ihrer anzunehmen.

    Das Papst-Papier sei ein wichtiger Anreiz für Reformen, sagte Burger. Ehe und Familie blieben der Schlüssel des christlichen Menschenbildes. Dies habe der Papst klargestellt. Ziel sei es, Ehen zu festigen. Scheiterten sie, müsse die Kirche aber offen sein für Änderungen.

    Wiener Erzbischof Schönborn: Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat die Entscheidung des Papstes verteidigt, in seinem Schreiben zu Ehe und Familie keine festen Normen für den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu setzen. "Viele, die sich eine Regel erwartet hatten, werden enttäuscht sein", erklärte Schönborn am Freitag bei der Präsentation des Dokuments in Rom. "Aber dies war eine notwendige Entscheidung des Papstes." 

    Franziskus hat in "Amoris Laetitia" Wiederverheirateten vage Hoffnungen auf eine Zulassung zur Kommunion gemacht und den Weg für Einzelfallentscheidungen freigemacht. "Das Interesse konzentriert sich zu sehr auf diese eine Frage, das könnte eine Falle sein", sagte Schönborn und betonte die Vielschichtigkeit des Textes, in dem der Papst auch auf Themen wie Liebe, Zärtlichkeit und Erotik eingeht.

    "Wir sind Kirche" sieht in Papst-Schreiben zu Familie und Ehe "Epochenwandel"

    "Wir sind Kirche": Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" sieht in dem päpstlichen Schreiben eine neue Weichenstellung für die katholische Kirche. "Das ist wirklich ein Epochenwandel", sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner, der Deutschen Presse-Agentur in München. "Die Veränderungen sind tiefgreifender und auf Dauer angesetzt. Es ist ein Mentalitätswechsel." Der Papst zeige damit, "dass die Kirche auf die Menschen zugeht und nicht nur Verbotsschilder aufstellt". 

    "Es ist sehr gut, dass in der Frage des Kommunionsempfangs die Ampel auf Grün oder zumindest auf Gelb geschaltet wurde", sagte Weisner. Nun seien die deutschen Bischöfe gefragt, "damit es in Deutschland der Situation angepasste Regelungen gibt und die Menschen nicht allein auf ihren Ortspfarrer angewiesen sind und sich ihre Kommunion in der Nachbargemeinde erschleichen müssen".

    Homosexuelle Menschen könnten vom Schreiben des Papstes aber mehr erwartet haben, sagte Weisner. "Am ehesten enttäuscht werden die homosexuellen Menschen sein, weil sie nur in indirekter Weise erwähnt werden und homosexuelle Lebensgemeinschaften leider nicht anerkannt sind."

    Info: Was ist eine Bischofssynode?

    Die Bischofssynode ist ein Beratungsorgan des Papstes. Dieses wurde 1965 von Papst Paul VI. zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet.

    In der Regel finden Synoden alle drei Jahre statt, daneben kann es auch außerordentliche Versammlungen geben. Die "Ordentliche Generalversammlung" kommt zu gesamtkirchlichen Fragen zusammen. Mit aktuellen Fragen befasst sich die "Außerordentliche Generalversammlung", an der die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen teilnehmen. Zu Fragen von regionaler Bedeutung gibt es die "Sonderversammlung".

    Die Bischofssynode ist im Unterschied zu einem allgemeinen Konzil nicht entscheidungsbefugt. "Die Synode unterstützt den Papst bei der Bewahrung der Einheit der Gesamtkirche durch gegenseitige Information und Beratung in Bezug auf Glaube, Sitte und Disziplin", erläutert die Deutsche Bischofskonferenz. 

    Die Versammlung untersteht dem Papst direkt, der das Thema der Beratung bestimmt. Sie wird von ihm selbst oder einem Delegierten geleitet. Nach den meisten Synoden der Vergangenheit veröffentlichte der Vatikan ein sogenanntes postsynodales Schreiben, in dem der gesamten Kirche die Schlussfolgerungen und Entscheidungen des Papstes mitgeteilt werden. AZ, dpa, lby, lsw

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