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Papst Franziskus: Alles neu im Vatikan

Papst Franziskus

Alles neu im Vatikan

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    Alles neu im Vatikan
    Alles neu im Vatikan

    Sein erster Weg, nach dem Frühstück im Gästehaus Santa Marta im Vatikan, führt den Papst durch die Innenstadt zu der berühmten, von den Römern verehrten Marienikone in der Basilika Santa Maria Maggiore. Auf dem Altar legt er ein Gesteck mit Blumen ab, keine teuren, doch hübsche bunte. Präfekt Erzbischof Georg Gänswein, zugleich Sekretär von Benedikt XVI., begleitet ihn dabei.

    Dann fährt er zum Klerushaus, wo er bis zum Konklave gewohnt hatte. Man will ihm, der jetzt Papst ist, den Aufenthalt schenken. Doch das nimmt er nicht an und zahlt persönlich seine Rechnung. Immer gekleidet in die einfachste weiße Robe, die er unter den vorbereiteten Papstgewändern gefunden hatte, und immer unterwegs in einem einfachen Auto der päpstlichen Gendarmerie, ohne Eskorte. Und so verstärkt Franziskus am Tag nach dem der Neugewählte ein ganz bescheidener und demütiger Papst sein möchte.

    Den Rückflug nach Buenos Aires hatte er schon gebucht

    „Das alles ist so typisch für ihn“, sagt später auch eine Verwandte im norditalienischen Piemont im Fernsehen. „Er nutzt auch immer nur Billigflüge“, verrät sie dem Sender. Den Rückflug habe er schon gebucht gehabt, „denn er wollte so schnell wie möglich zurück nach Buenos Aires, um die Osterwoche vorzubereiten“, wusste eine Cousine, die mit dem jetzigen Papst noch am Montag telefoniert hatte.

    Jetzt wird er also im Mittelpunkt der Karwoche in Rom stehen. Und sicher auch dabei neuen Stil zeigen. „Es gibt jetzt so viele erste Male mit Papst Franziskus“, sagt der Münchener Kardinal Reinhard Marx am Donnerstagmittag vor deutschen Journalisten. Erstmals kein Europäer, erstmals ein Jesuit, erstmals ein Papst Franziskus, der deshalb auch nicht die römische Ziffer eins hinter dem Namen hat. Diese wird erst hinzugefügt, wenn es eines Tages nach ihm einen Franziskus II. geben sollte.

    Er sei sehr glücklich über diese Wahl, sagt Marx ebenso wie der Berliner Kardinal Woelki, die beide erstmals bei einem Konklave dabei gewesen sind. Mit Einfachheit und Schlichtheit sei der Pontifex nach der Wahl allen Kardinälen begegnet, „ein Bruder unter Brüdern“.

    Franziskus will dem heiligen Franz von Assisi nacheifern

    Sein Programm bleibe natürlich, das Evangelium frisch und neu den Menschen nahezubringen. Und dabei dem heiligen Franz von Assisi nachzueifern. Marx erinnert an den Lebenswandel des Heiligen, der nicht nur ein einfacher Wanderprediger war, sondern auch unbequem für seine eigene Gemeinschaft und auch seine Kirche sein konnte. Ein gewagtes, mutiges Programm also, das sich Papst Franziskus vornehmen wolle. Schon jetzt lasse sich sagen, dass sich die Katholiken mit ihm als Pontifex wohl mit ganz neuen Fragen auseinandersetzen müssten, mit sozialer Gerechtigkeit etwa, auch mit Drogenhandel. Kardinal Woelki ergänzt: „Das gilt auch für uns Europäer, neue Fragen kommen auf uns zu.“

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Angesprochen auf die derzeit laut werdende Kritik an einem angeblich fragwürdigen Verhalten des neuen Kirchenoberhauptes während der Militärdiktatur in Argentinien, erklärt Kardinal Marx:„ Darüber haben wir gar nicht gesprochen. Ich glaube, dass der Papst immer ein Mann des Rechts und der Gerechtigkeit, der Güte und des Erbarmens war.“ Den Eindruck habe er auch aus Gesprächen mit Amtsbrüdern gewonnen, die ihn seit Jahrzehnten kennen.

    Wie es zur Wahl dieses Argentiniers im fünften Wahlgang kam, verraten natürlich beide Kardinäle nicht. Das Konklave sei sehr spannungsvoll gewesen. Nicht im Sinne von Streit, sondern durch die Erwartung, wer gewählt würde. Auch Kardinal Karl Lehmann, zum zweiten Mal bei einem Konklave, hatte im Interview für die Tagesthemen im Ersten am Abend zuvor nicht viel mehr verraten.

    Die fünf Wahlgänge habe er „als Ringen“ erlebt und als „echt demokratisches Abstimmen“. Anfangs würden keine Namen genannt – „die bespricht man in kleinen Gruppen, mehr oder weniger privat“, so Lehmann. Und auf weiteres Nachhaken des Moderators: „Es ist schon auch eine Willensbildung, wo man Respekt hat vor anderen Meinungen.“

    Bergoglios Wahl auf den Stuhl Petri sei ein „starker Akzent für die Weltkirche“

    Mit Bergoglios Wahl auf den Stuhl Petri sei ein „starker Akzent für die Weltkirche“ gesetzt worden. Gläubige in Asien und in anderen nichteuropäischen Kontinenten würden sich nun „stärker vertreten“ fühlen, im Sinne einer „starken Weltgemeinschaft“.

    Auch rund um den Vatikan gibt es Spekulationen über den Ablauf der Wahl. Es wird angenommen, dass der Mailänder Erzbischof Scola eine Menge Stimmen in den ersten Wahlgängen bekommen hat, aber ersichtlich war, dass es nie für eine Zweidrittelmehrheit reichen würde. Daraufhin hätten wohl die Nicht-Italiener im Konklave die Oberhand gewonnen und einen Lateinamerikaner durchgesetzt.

    Einige sprechen von einer Papststaffel: Kardinal Bergoglio sei 2005, gefördert vor allem von dem italienischen Erzbischof Martini von Mailand, der Hauptkandidat nach Kardinal Ratzinger gewesen, habe aber selbst für seinen Rivalen gestimmt. Als er das größere Stimmenpaket des Deutschen sah, habe er verzichtet. Und jetzt hole er sich, weltlich ausgedrückt, sozusagen den Sieg zurück. Tatsache ist, dass der Neugewählte gleich Kontakt gesucht und den emeritierten Papst in Castel Gandolfo angerufen hat. In nächster Zeit will er ihn auch besuchen – ebenfalls ein Novum, dass ein zurückgetretener einen neuen Papst treffen wird.

    Pater Bernd Hagenkord SJ von Radio Vatikan sieht ihn als sozialen Reformer und deshalb als progressiv, aber in seiner moralischen Haltung als konservativ: „Aus der Sicht Lateinamerikas, Afrikas und anderer Teile der Welt gehören der Schutz des Lebens und Fragen der Gerechtigkeit untrennbar zusammen. Dort käme man gar nicht auf die Idee, ihn einerseits als progressiv und andererseits als konservativ aufzuspalten.“

    Die Fachjournalisten sind gespannt, was kommen wird

    Der Vatikanist Sandro Magister erwartet, dass der Papst die lokalen Kirchen stärken will. Doch man könne wirklich nicht voraussehen, was er in Bezug auf den Vatileaks-Skandal und andere Probleme unternehmen werde. Marco Tosatti, ebenfalls Journalist im

    Seine erste Ansprache als Papst am Donnerstagnachmittag in der Messe für die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle ist tief theologisch. Die Kirche müsse vorwärtsgehen, erziehen und sich bekennen. Und die Kardinäle müssten leiden: „Ohne Kreuz sind wir keine Jünger des Herrn.“ Papst Franziskus spricht nur wenige Minuten, aus dem Stegreif.

    Auf seinem weiteren Programm stehen heute eine Audienz für die Kardinäle, am Samstag eine für die über 5000 Medienvertreter. Am Sonntag wird er, wie auch sein Vorgänger, die Mittagsansprache vom Fenster des Arbeitszimmers aus halten. Das päpstliche Appartement ist am Donnerstagnachmittag entsiegelt worden und wird jetzt für den neuen Bewohner vorbereitet.

    Die feierliche Einführung ist für Dienstag vorgesehen, das Namensfest des heiligen Joseph und Feiertag im Vatikan. Noch ist nicht bekannt, welche Prominenten dazu eintreffen werden. Doch gleich für Mittwoch hat der neue Papst geplant, Vertreter anderer religiöser Gemeinschaften zu empfangen.

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