Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Papst Benedikt XVI.: Die Bayernhymne zum Abschied

Papst Benedikt XVI.

Die Bayernhymne zum Abschied

    • |
    Tausende Gläubige haben sich vor dem Petersdom versammelt, um den Pontifex zu verabschieden. Papst Benedikt XVI. hat als erster Papst der Neuzeit seinen Rücktritt erklärt.
    Tausende Gläubige haben sich vor dem Petersdom versammelt, um den Pontifex zu verabschieden. Papst Benedikt XVI. hat als erster Papst der Neuzeit seinen Rücktritt erklärt. Foto: dpa

    Die weiß-blauen Fahnen Hunderter Pilger aus Bayern waren nicht zu übersehen und die Klänge der Blasmusik nicht zu überhören. Sogar die

    Roland Koch hatte seiner Frau Ingrid schon vor Jahren etwas versprechen müssen: Dass sie einmal im Leben zum Papst fahren würden. "Ich kann ihr nichts ausschlagen", sagte der Rentner. Doch mit seiner sensationellen Rücktrittsankündigung hätte Benedikt ihm beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht.

    Von Marktl nach München: Papstorte in Bayern

    In Marktl am Inn ist er geboren, in Freising machte er seine ersten wissenschaftlichen Schritte, in München-Freising war er Erzbischof: Papst Benedikt XVI. ist fest verwurzelt in seiner bayerischen Heimat.

    Marktl: In der Stadt am Inn ist Joseph Ratzinger am 16. April 1927 als Sohn des Gendarmeriemeisters Joseph und seiner Frau Maria geboren worden. Nach seiner Wahl zum Papst kommt großer Rummel in Marktl auf, von der Papst-Torte bis zum Papst-Bier sind dort viele Souvenirs zu kaufen. Bei seinem Bayern-Besuch 2006 stattet Benedikt XVI. seiner Taufkirche St. Oswald einen Besuch ab.

    Traunstein: Hier besucht er das Studienseminar St. Michael. Die Familie hat im nahen Hufnagel ein Haus bezogen. Später wird Ratzinger Traunstein als seine Heimatstadt bezeichnen, da die Eltern zuvor oft umgezogen sind. Im Zweiten Weltkrieg wird Ratzinger als Flakhelfer eingezogen und gerät kurzzeitig in US-Gefangenschaft, bleibt aber unverletzt. Nach dem Krieg legt er in Traunstein sein Abitur ab.

    Freising: In der geschichtsträchtigen Domstadt beginnt Ratzinger 1946 ein Theologiestudium. Sein Ziel ist es, Priester zu werden. Schon als Student gilt er als außergewöhnlich begabt. 1951 wird er zusammen mit seinem Bruder Georg zum Priester geweiht. In seiner Promotion geht es um den Kirchenlehrer Augustinus. An der philosophisch-theologischen Hochschule Freising lehrt er von 1957 an Dogmatik, ehe er an die Uni Bonn wechselt.

    Regensburg: 1969 erhält Ratzinger einen Ruf nach Regensburg. An der jungen Universität lehrt er Dogmatik und Dogmengeschichte. Im Vorort Pentling hat lässt er sich ein Haus bauen. Seine Eltern und seine Schwester Maria sind auf dem Pentlinger Friedhof begraben. Sein Bruder Georg, einst Leiter der Regensburger Domspatzen, lebt in Regensburg.

    München: Joseph Ratzinger verbringt einen Teil seines Theologiestudiums in München, später arbeitet er als Kaplan in zwei Pfarreien der Landeshauptstadt. 1977 muss der mittlerweile renommierte Professor den Hörsaal verlassen und auf einem Bischofsstuhl Platz nehmen: Er wird zum Erzbischof von München-Freising ernannt. Fünf Jahre später folgt der Ruf nach Rom, Kardinal Ratzinger wird Präfekt der Glaubenskongregation.

    Als das Bayerische Pilgerbüro die Flugreise zur letzten Generalaudienz des Papstes anbot, war aber klar: Die Visite in Rom sollte zum Geburtstagsgeschenk werden. Am Mittwoch feierte Ingrid Koch 63. Geburtstag - und das beim Papst. "Es war wunder-, wunderschön", sagte sie. "Es sind so viele - auch junge - Leute hier, die so begeistert sind. Das ist ein Wahnsinn."

    Päpstlicher Dank für die Traunsteiner Blaskapelle

    Anton Hötzelsperger aus Prien a. Chiemsee war schon tags zuvor zum letzten großen Auftritt des Papstes nach Rom geflogen. "Es war sehr feierlich", schilderte der Vorstand des örtlichen Trachtenvereins "Daxenwinkler" seine Eindrücke auf dem Petersplatz. Die ganze Welt sei einem dort begegnet. Seine Gefühle schwankten zwischen "Wehmut, Demut und Dankbarkeit, aber auch Erleichterung, die wir mit dem Papst teilen". Zugleich frage er sich: "Was wird nun kommen?"

    Eigentlich war mit dem strengen Protokoll im Vatikan ausgemacht gewesen, dass die Blaskapelle aus Traunstein, wo der Papst einst zur Schule ging, nur vor der Generalaudienz spielen darf. Aber dann fasste sich Dirigent Augustin Spiel ein Herz und ließ vor der deutschen Ansprache des Papstes von seinen rund 30 Musikanten kurzerhand die Hymne "Gott mit dir, du Land der Bayern" spielen. Sichtlich erfreut wandte sich Benedikt XVI. danach an seine Landsleute: "Ich danke der Traunsteiner Blaskapelle, dass sie die Bayernhymne so schön gespielt hat."

    "Das wird es nie mehr geben"

    An dieser Stelle der rund eineinhalbstündigen Generalaudienz gab es für die Delegation aus Bayern kein Halten mehr. Die Pilger aus dem Freistaat schwenkten begeistert ihre weiß-blauen Fahnen. Der Papst rief ihnen zu: "Der Herr segne Euch und die Kirche in unseren Landen". Seminaristen des Traunsteiner Gymnasiums hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Chiemgau-Gymnasium grüßt Papst Benedikt" in die Höhe. "Wir wollten einen Gruß aus der Heimat überbringen, weil auch der Papst Gefühle hat", begründete Kapellmeister Spiel das spontane Abschiedsständchen.

    Auch der Traunsteiner Landrat Hermann Steinmaßl (CSU) zeigte sich begeistert über die Atmosphäre auf dem Petersplatz: "Es war unglaublich schön und ergreifend. Beim Spielen der Bayernhymne sei ihm bewusstgeworden, "dass wir einen bayerischen und Chiemgauer Papst haben". Hedwig Fuchs aus der Nähe von Regensburg meinte zum Rücktritt Benedikts: "Wir finden es schade, aber ich kann es auch verstehen. Man merkt ihm in letzter Zeit schon an, dass er nachlässt oder die Kräfte schwinden." Und Beate Hascher aus Miesbach fügte hinzu: "Es war ergreifend. Das wird es nie mehr geben."

    Seehofer dankt Benedikt XVI.

    Icon Galerie
    18 Bilder
    Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Von 2005 wird er der zum Papst ernannt und Deutschland jubelt. 2013 tritt er zurück. Das gab es zuvor erst einmal.

    Der Münchner Kardinal Reinhard Marx schüttelte nach der Generalaudienz viele Hände. Auch die Gebirgsschützen waren mit rund 80 Mann angerückt und machten in ihren farbenfrohen Monturen dem Papst ihre Aufwartung. Joseph Ratzinger ist Ehrenmitglied der Tegernseer Kompanie.

    Ministerpräsident Seehofer dankte Benedikt XVI. persönlich für dessen Pontifikat. Bayern und Deutschland seien ihm "sehr, sehr dankbar, die Bayern sind aber auch traurig", sagte er bei einer kurzen Begegnung nach der Generalaudienz. Seehofer lud Benedikt als emeritierten Papst nach Bayern ein. Auf die Frage, wie Benedikt die Einladung aufgenommen habe, meinte der Ministerpräsident: "Die Antwort war ein sehr nettes Schmunzeln." dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden