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Pandemie: Italien wundert sich über Deutschlands Kurs in der Corona-Pandemie

Pandemie

Italien wundert sich über Deutschlands Kurs in der Corona-Pandemie

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    Ab dem 6. Dezember gelten in Italien in vielen Bereichen 2G-Regeln. Für Hotels und die öffentlichen Verkehrsmittel kommt 3G.
    Ab dem 6. Dezember gelten in Italien in vielen Bereichen 2G-Regeln. Für Hotels und die öffentlichen Verkehrsmittel kommt 3G. Foto: Andrew Medichini, dpa (Symbolbild)

    Die Rede ist vom „großen Kranken Europas“. So bezeichnete dieser Tage der Mailänder Corriere della Sera Deutschland und seine schwierige Corona-Lage. In Italien wundert man sich sehr, wie sich auf einmal doch die Vorzeichen geändert haben: Vor einem Jahr waren es noch italienische Corona-Patienten, die in Krankenhäusern jenseits der Alpen aufgenommen wurden. Jetzt ist es andersherum.

    Aufsehen erregte in Italien zuletzt vor allem ein Interview des Physikers Joachim Sauer. Der Ehemann der scheidenden Bundeskanzlerin firmiert als „Mister Merkel“ und ist an der Turiner Universität Gastprofessor. Sauer mutmaßte in der Zeitung La Repubblica, dass die ungewöhnliche italienische Disziplin wohl mit den Bildern der Särge transportierenden Militärkonvois in Bergamo aus dem März 2020 zusammenhänge. „Vielleicht hat das dazu beigetragen, die Menschen zu überzeugen und rechtzeitig zu agieren“, sagte er.

    In Italien sind inzwischen 87 Prozent der erwachsenen Bevölkerung einmal gegen Corona geimpft, die zweite Dosis haben 84 Prozent erhalten. In Deutschland haben sich erst 71 Prozent einmal immunisieren lassen, 68 Prozent zweimal. Die Frage, warum es diese Unterschiede gibt, beschäftigt Italien. Sauer erklärte den Italienern das Zögern des Nordens mit „einer gewissen Faulheit und Bequemlichkeit“ der Deutschen; andere zeigten eine „ideologische Reaktion auf eine angebliche Impfdiktatur“, diese Haltung gehe durch alle Schichten bis hin zu Ärzten und Wissenschaftlern. Es sei „eindrucksvoll, dass ein Drittel der Deutschen an der Wissenschaft zweifelt“, stellte er fest.

    Doch längst nicht alles ist in Italien „paletti“

    Doch längst nicht alles ist in Italien „paletti“. Ministerpräsident Mario Draghi sagte zwar, die Lage sei „unter Kontrolle“, das Land sei „in der besten Lage verglichen mit ganz Europa“. Doch die Zahl der Ansteckungen steigt, auch wenn die Intensivstationen noch nicht überlastet sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz betrug am Donnerstag bereits 125, vor einem Monat lag der Wert unter 40. Das im Blick erklärte Gesundheitsminister Roberto Speranza, Italien dürfe nicht seinen Vorsprung verspielen.

    Zu diesem Zweck beschloss die Regierung zusätzliche Maßnahmen: Ab Mitte Dezember gilt eine Impfpflicht für Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleute und Carabinieri, unter denen die Impfskepsis überdurchschnittlich groß ist. Auch das Schulpersonal muss fortan geimpft sein. Seit April gilt in Italien schon eine Impfpflicht für Klinik-, seit Oktober für Pflegepersonal. Wer sich weigert, kann Gehalt vorenthalten werden. Klagen dagegen wiesen die Gerichte bisher ab. Seit Mitte Oktober gilt zudem 3G am Arbeitsplatz. Und vom 6. Dezember an muss geimpft oder genesen sein, wer ins Restaurant, in die Bar, ins Stadion oder ins Museum möchte. Im öffentlichen Nahverkehr und für Hotelgäste gilt künftig ebenfalls 3G.

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