Polizeikontrollen an allen Zufahrtsstraßen; Millionen Bürger, die ihre Stadt nicht mehr verlassen dürfen; ein Einreiseverbot für Auswärtige sowie Touristen; eine frühzeitige Sperrstunde für Kneipen und Restaurants: Die drastischen Corona-Beschränkungen, die seit dem vergangenen Wochenende in ganz Madrid gelten, versetzen Spaniens Hauptstadt und neun umliegende Vorstädte in eine Art Ausnahmezustand. „Die Situation in Madrid ist außerordentlich schlimm“, sagte Spaniens sozialistischer Premier Pedro Sánchez.
Wochenlang hatten er und sein Gesundheitsminister an die konservative Regionalregierung des Großraums Madrid appelliert, endlich schärfere Maßnahmen gegen den neuen, heftigen Virus-Ausbruch im Hauptstadtgebiet zu beschließen. Die rechtsbürgerliche Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso lehnte dies jedoch ab. Erst schaute sie der Entwicklung weitgehend tatenlos zu, dann verfügte sie den Lockdown einiger Arbeiterviertel im Süden, wo die höchsten Infektionsraten gemeldet wurden. Da aber auch im Stadtzentrum und im Norden bedenklich hohe Fallzahlen registriert werden, handelte die Sánchez-Regierung und erklärte ganz Madrid zum Sperrgebiet.
Mehr als 600 Fälle pro 100.000 Einwohner in Madrid
Die 3,3 Millionen Hauptstadtbewohner können nun zwar noch aus dem Haus gehen und sich in der Stadt frei bewegen. Das Stadtgebiet dürfen sie aber nur aus triftigem Grund verlassen. Bars und Gastwirtschaften dürfen ab 22 Uhr keine Gäste mehr einlassen, um 23 Uhr müssen sie zumachen. Zudem darf nur noch jeder zweite Tisch gedeckt werden. Kneipen, die nur einen Tresen mit Barhockern und keine Tische haben, wurden komplett geschlossen.
Im Einzugsgebiet Madrids lag die Sieben-Tage-Inzidenz nach den aktuellen Zahlen bei 234 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner, in einigen Vierteln sogar bei mehr als 600. In Berlin beträgt, zum Vergleich, die wöchentliche Fallhäufigkeit momentan etwa 38. Etwa 3600 Menschen liegen derzeit mit Covid-19 in den Krankenhäusern Madrids. Davon kämpfen mehr als 500 auf den Intensivstationen um ihr Leben.
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