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Paarungsverhalten: Liebe geht auch durch die Nase

Paarungsverhalten

Liebe geht auch durch die Nase

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    Sex an ungewöhnlichen Orten: Viele Paare sprechen ihre Wünsche nicht an.
    Sex an ungewöhnlichen Orten: Viele Paare sprechen ihre Wünsche nicht an.

    von Tilmann Mehl, Augsburg Klaus Lage ist eigentlich Sänger. Die Erfolge des Rockers sind durchaus überschaubar. Mit der Mitgröl-Nummer "1000 und 1 Nacht" hat er aber einen wertvollen Beitrag zum Kanon der Theorien über das Zustandekommen menschlicher Liebespaare geliefert.

    Da ist nicht von spontaner Sympathie die Rede. Kein flüchtiger Blick in der Disco, kurzes Schwätzchen und rein ins Bett. Nein, das besungene Paar kennt sich von Kindesbeinen an, hat sich schon zahlreiche Male berührt (mutmaßlich 1000 Mal) und doch erst spät erkannt, dass es ganz gut harmonieren würde.

    So oder zumindest so ähnlich haben viele Liebesbeziehungen begonnen. Das weiß auch Dr. Julia Berkic. Die Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Familienpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität fasst zusammen: "Ähnlichkeiten geben den Ausschlag, wenn es um gelungene Partnerwahl geht." Ein gutes Beispiel dafür sind Prinz Charles und seine Camilla. Die kannten sich schon über viele Jahre (und zwei gescheiterte Ehen), bis sie sich das Jawort gaben. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Attraktivität nur marginal und haben ungefähr den gleichen Bildungshintergrund.

    Auch bei der viel zitierten Liebe am Arbeitsplatz schlägt Amors Pfeil meist nicht aus heiterem Himmel ein. Vielmehr ist es so, dass Männlein und Weiblein beim jeweils anderen Interessen, Charaktereigenschaften, Stärken und Schwächen abklopfen, sich regelrecht beschnuppern.

    Und das ist wörtlich zu nehmen. Dass Gerüche darüber entscheiden, wer als attraktiv empfunden wird, wird schon länger vermutet. Eine US-Partneragentur geht jetzt einen Schritt weiter. Die Berufs-Kuppler stellen die Paare nach dem vermeintlich richtigen Duft-Code zusammen. Leitender Wissenschaftler des Unternehmens ist Claus Wedekind, Professor an der Lausanner Uni. Seiner Meinung nach entscheidet ein einziges Molekül, warum sich Personen auf der Pirsch an- beziehungsweise ausziehen.

    Chemische Prozesse als Ausschlussverfahren

    Ganz so einfach ist es laut Berkic dann doch nicht. Sie hält noch andere Eigenschaften bei der Partnerwahl für wichtig. "Diese chemischen Prozesse laufen sehr schnell ab und sind auch ein gutes Ausschlussverfahren", weiß die Psychologin. Wenn man sich nicht riechen kann, sei das ein "biologisches Warnsignal". Deswegen findet man Personen mit einem ähnlichen genetischen Code seltener anziehend. "Das ist wie bei Geschwistern", erklärt Berkic. Allerdings hat dieses System auch Tücken. So kehrt die Pille bei Frauen schon mal den Geruchssinn um. Aus diesem Grund kann es schnell zu Fehlverhalten bei der Partnerwahl kommen.

    Man sollte sich aber in Liebesangelegenheiten ohnehin nicht nur auf sein Näschen verlassen. "Es ist schon eher so, dass sich Gegensätze eben nicht anziehen, sich Gleich und Gleich dafür ganz gerne gesellt." Attraktivität, Bildung, finanzieller Hintergrund, Charaktereigenschaften und Interessen - wer hier eine gemeinsame Basis hat, funkt auch emotional eher auf derselben Wellenlänge. Für Romantiker hat die Psychologin aber trotz aller Erkenntnisse über chemische Prozesse und pragmatisches Paarungsverhalten einen Trost. "Es gibt auch die Liebe auf den ersten Blick!"

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