Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

PR-Aktion oder trauriger Anlass?: Prinz William auf Blitzbesuch in Afghanistan

PR-Aktion oder trauriger Anlass?

Prinz William auf Blitzbesuch in Afghanistan

    • |
    Prinz William in einem Flugzeug-Simulator auf dem Luftwaffenstützpunkt Henlow.
    Prinz William in einem Flugzeug-Simulator auf dem Luftwaffenstützpunkt Henlow. Foto: DPA

    London (dpa) - Als Prinz Harry nach seinem Fronteinsatz in Afghanistan wie ein Kriegsheld dem Flugzeug entstieg, machte sein großer Bruder ein langes Gesicht. Dass Harry dann auch noch andeutete, sein Bruder sei "eifersüchtig" auf ihn gewesen, muss diesen umso mehr gewurmt haben.

    Nun durfte auch Prinz William nach Afghanistan - allerdings nur für drei Stunden zum geheimen Blitzbesuch bei den britischen Truppen. Statt wie Harry staubüberzogen hinterm Maschinengewehr, waren von William lediglich Archivbilder zu sehen. Kritiker bemängelten gar, der 25-Jährige habe mit dem Besuch nur von seiner zuletzt miesen Presse ablenken wollen.

    Ganz anders die Informationen der Bild-Zeitung. Das Boulevardblatt berichtet, William habe einen toten Soldaten nach Hause geholt. Bei der Leiche handle es sich um einen Panzerjäger, der bei der Explosion einer Landmine starb.

    William flog als frisch gebackener Militärpilot streckenweise selbst die große Truppentransportmaschine vom Typ C-17 Globemaster nach Afghanistan. Sinn und Zweck des Geheimbesuchs am vergangenen Montag sei es gewesen, den Zweiten in der Thronfolge mit den Vorgängen bei der Königlichen Luftwaffe vertraut zu machen, so die offizielle Begründung von Clarence House, dem Amtssitz von Williams Vater Prinz Charles. Von dem toten Soldaten war nicht die Rede.

    Zuletzt war William in die Kritik geraten, weil er einen Militärhubschrauber mehrmals für private Zwecke genutzt hatte. Dabei war er unter anderem im Garten seiner Freundin Kate Middleton gelandet und zusammen mit Harry zu einem Junggesellenabschied geflogen. Das Verteidigungsministerium räumte später sogar ein, die Auswahl der Ziele für die Trainingsflüge sei "etwas naiv" gewesen.

    "Die Zyniker unter uns werden sagen, dass er (mit dem Afghanistan-Besuch) seine Hubschrauber-Vergnügen wieder gutmachen wollte", sagte der ehemalige königliche Sicherheitsbeauftragte Ken Wharfe. Und der Publizist Max Clifford sagte der BBC, der Trip sei eine "vorbildliche PR-Übung" gewesen. "Das bringt ihm sicher ein paar gute Schlagzeilen."

    Ob William allerdings zufrieden mit dem Ausflug war, darf angezweifelt werden: Lediglich drei Stunden durfte er mit Soldaten in Kandahar im Süden Afghanistans plaudern, bevor er wieder die Heimreise antreten musste. Was sind schon drei Stunden, gegen den zehn Wochen langen Einsatz seines 23-jährigen Bruders? Selbst wenn dieser vorzeitig abgebrochen wurde, weil er trotz einer Nachrichtensperre an die Öffentlichkeit gedrungen war: Mit einem Kampfeinsatz an vorderster Front erntet auch ein Prinz mehr Lorbeeren als mit einem Besuch, der alles in allem 30 Stunden dauerte.

    "Das letzte, was ich will, ist in Watte gepackt zu werden", hatte William schon vor Jahren in einem Interview gesagt. "Wenn ich zum Militär gehe, dann weil ich dorthin will, wo unsere Männer sind." Doch als künftigem König des Landes bleibt ihm dieser Wunsch wohl verwehrt. Ihren Mut an der Front konnten meist nicht die Thronfolger, sondern deren Brüder beweisen - so zum Beispiel Prinz Andrew, Charles Bruder, im Falklandkrieg.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden