Ein bisschen angespannt wirkt Ottfried Fischer, wie er da in einem Münchener Nobelhotel sitzt und auf Fragen wartet. Der Schauspieler blickt starr geradeaus, die Fingerspitzen ruhen auf der Tischplatte. Wer sich dieser Tage mit dem 54-Jährigen trifft, der will natürlich vor allem eines wissen: Wie steht es gesundheitlich um den Publikumsliebling, der kürzlich bekannt gab, dass er an der Nervenkrankheit Parkinson leidet und über dessen beruflicher Zukunft ein großes Fragezeichen schwebt?
Doch Fischer möchte viel lieber über die neuen Folgen der ARD-Krimireihe "Pfarrer Braun" (ab Donnerstag, 3. April, 20.15 Uhr) sprechen, in der er als gewitzter Geistlicher und Hobbyermittler Guido Braun Kriminalfälle löst.
Die Öffentlichkeit sei bislang "in der Regel respektvoll" mit ihm und seinem Wunsch nach Diskretion umgegangen, sagt der schwergewichtige Schauspieler, der mit seiner Frau und zwei Töchtern in München lebt. Im Umgang mit den Medien ist Ottfried Fischer zurückhaltend, seit er 2006 mit einem Techtelmechtel und öffentlich ausgetragenem Ehekrieg in die Schlagzeilen geriet.
Fischer, der einen ungewohnten roten Vollbart trägt, freut sich über jede Frage zur Sache. Über die guten Zuschauerzahlen von "Pfarrer Braun" etwa, die er selbstbewusst so erklärt: "Ich halte es für sehr gehobene Fernsehunterhaltung, und deshalb würde es mich auch wundern, wenn das keiner einschalten würde."
Oder darüber, dass Guido Braun in der neuen Folge in einer jüdischen Gemeinde ermittelt, weswegen Ottfried Fischer, der ehemalige Klosterschüler, am Set neben Drehbuch und Bibel auch stets das Buch "Jüdische Witze" dabei hatte: "Ich habe das Gefühl, dass über das Judentum viel zu wenig bekannt ist", sagt er. "Es ist in der Beschäftigung mit dem Judentum eine gewisse Befangenheit vorhanden, das kennt man ja von sich selber. Man muss dauernd überlegen, ob der Witz, den man macht, noch politisch korrekt ist."
Befangenheit - dieses Wort gebraucht Fischer kurz darauf auch in Zusammenhang mit seiner Krankheit, hat er doch bei Fans und Kollegen eine gewisse Scheu bemerkt, ihn zu fragen, wie es ihm geht: "Das Problem ist, die Leute glauben, dass man in Tränen ausbricht, wenn sie einen darauf ansprechen. Man muss den Leuten die Befangenheit nehmen", sagt er. Deshalb habe er bei einem öffentlichen Auftritt unlängst auch erst mal über Schüttelreime geflachst - Parkinson wird im Volksmund Schüttellähmung genannt.
Seine Schlagfertigkeit hat sich Ottfried Fischer, der 1953 als Sohn eines Landwirts im niederbayerischen Untergriesbach zur Welt kam, durchaus bewahrt. Auf die Frage, ob er sich für "Der Bulle von Tölz" oder "Pfarrer Braun" entscheiden würde, wenn man ihm die Pistole auf die Brust setzen würde, sagt er spontan: "Dann würde ich sagen: Wenn ihr mit der Pistole kommt, dann mache ich überhaupt nichts." Dennoch ist der Schauspieler von der Krankheit deutlich gezeichnet.
Er läuft steif, sein Gesicht ist maskenhaft - Symptome des Nervenleidens. Im Lauf des Gesprächs wirkt Fischer zunehmend erschöpft. Dass er ab Sommer mit seinem Kabarettprogramm live auf der Bühne stehen will, wirkt in diesem Moment ziemlich unrealistisch.
Momentan arbeite er nur an seinem Bühnenprogramm und drehe keine Filme, berichtet Fischer - für dieses Jahr stehen lediglich noch zwei weitere Pfarrer-Braun-Fälle auf seinem Drehplan. Außerdem moderiert er die Sendung "Ottis Schlachthof" im Bayerischen Fernsehen.
Auch wenn Ottfried Fischer das nicht so sagen will, scheint jetzt sein allmählicher Abschied aus dem Fernsehen zu beginnen. "Man muss das kritisch beobachten, wie lange das trägt, und dann muss man das entscheiden", sagt er vage, zunächst wolle er einfach nur kürzertreten: "Ich habe die letzten elf Jahre über 100 Filme gemacht, so kann es nicht weitergehen."
Gut möglich, dass eine Belastung ohnehin bald wegfällt: die 1996 gestartete Krimireihe "Der Bulle von Tölz" auf SAT.1. Die fünf neuen Filme, die SAT.1 ab 16. April ausstrahlt, mussten ohne die ebenfalls schwer erkrankte Volksschauspielerin Ruth Drexel produziert werden, die in den Kultkrimis die resolute Mutter des von Fischer gespielten Kommissars Benno Berghammer verkörpert.
Mit dem Ergebnis ist der Schauspieler nicht so ganz zufrieden, und deshalb sagt er unmissverständlich: "Wenn die Ruth nicht mehr kommt, höre ich auch auf. Ohne Ruth Drexel, ohne Resi Berghammer, ist das, was den Bullen von Tölz wesentlich ausgemacht hat, nicht mehr da."