Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Oslo: Breivik sieht sich als "Kommandeur" einer Widerstandsbewegung

Oslo

Breivik sieht sich als "Kommandeur" einer Widerstandsbewegung

    • |
    Der Attentäter Anders Breivik auf dem Foto einer Überwachungskamera, kurz bevor die Bombe in Oslo explodiert. dpa
    Der Attentäter Anders Breivik auf dem Foto einer Überwachungskamera, kurz bevor die Bombe in Oslo explodiert. dpa

    Der geständige norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich bei seiner ersten öffentlichen Gerichtsanhörung selbst als "Kommandeur" einer Widerstandsbewegung dargestellt. Als der Amokläufer am Montag in Oslo diese Bewegung detailliert beschreiben wollte, unterbrach ihn der Richter und forderte ihn auf, bei der Sache zu bleiben. In der Anhörung ging es auch eigentlich um die Verlängerung seiner Untersuchungshaft mit weitgehendem Kontaktverbot um weitere zwölf Wochen.

    Breivik gesteht 77 Menschen getötet zu haben

    Breivik hat gestanden, am 22. Juli 77 Menschen getötet zu haben - acht bei einem Anschlag vor dem Regierungssitz in Oslo, 69 Jugendliche in einem Jugendzeltlager auf der Insel Utöya. Er hält sich aber für nicht schuldig und sagte, er habe die Bluttat verübt, um Europa vor einer Eroberung durch muslimische Immigranten zu schützen. Gegen Breivik wird ein Prozess wegen Terrorismus angestrengt. Bisherige Anhörungen waren nicht öffentlich. Die Gerichtsverhandlung vom heutigen Montag verfolgten neben Dutzenden Journalisten aus aller Welt auch Überlebende des Massakers auf Utöya und deren Angehörige.

    Breiviks Fahrplan beim Massenmord

    11.45 Uhr: Breivik fährt einen Mietwagen des Typs Fiat Doblò durch eine Station für Automaut Richtung Osloer Innenstadt. Er parkt das Auto am Hammersberg Torg und kehrt in den Stadtteil Skøyen im Westen Oslos zurück. Dort wohnt er bei seiner Mutter.

    12.51 Uhr: Breivik schreibt den letzten Eintrag in sein 1500 Seiten umfassendes «Manifest».

    14.08 Uhr: Das «Manifest» wird per Email an 1003 Adressaten verschickt. Breivik verkleidet sich als Polizist.

    15.00 Uhr: Er fährt einen mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff gefüllten VW-Transporter durch eine der automatischen Mautstationen Richtung Zentrum. Den ebenfalls gemieteten Wagen stellt er direkt vor dem Regierungs-Hochhaus ab und läuft zum Fiat am Hammersberg Torg. Im Polizeiverhör gibt Breivik später an, er habe die Transportzeiten zu niedrig berechnet.

    15.26 Uhr: Die Bombe explodiert im Osloer Regierungsviertel. Doch wegen der Sommerferien sind viele Angestellte schon im Feierabend. Breivik steckt danach bei seiner Fahrt zur 40 km entfernten Insel Utøya im Stau nach einem Unfall.

    16.40 Uhr: Breivik kommt in seiner Polizeiuniform an der kleinen Fährstation zur Insel an. Er stellt den Mietwagen ab und setzt auf der Fähre über. Als Gepäck führt er ein Schnellfeuergewehr, eine Pistole und große Mengen Munition mit sich.

    17.08 Uhr: Ankunft des Attentäters auf Utøya.

    17.27 Uhr: Die Polizei wird alarmiert. Unklar bleibt auch bei anderen Medienangaben, was in den ersten knapp 20 Minuten seit Breiviks Ankunft genau geschieht. Nach den ersten offiziellen Mitteilungen der Polizei hat der Massenmörder für die Tötung seiner 69 Opfer auf Utøya anderthalb Stunden Zeit.

    18.09 Uhr: Angehörige der Polizei-Eliteeinheit «Delta» kommen zusammen mit örtlichen Polizisten an der Fährstation nach Utøya auf der Festlandseite an.

    18.25 Uhr: Die Einsatzgruppe erreicht die Insel und sucht nach dem Täter.

    18.27 Uhr: Breivik lässt sich mit erhobenen Händen festnehmen. Er hat beide Waffen weggelegt. Die Polizei setzt ihn mehrere Stunden in einem Holzhaus auf der Insel fest, ehe er nachts in die Osloer Polizeizentrale gebracht wird.

    Noch immer rätselt die ganze Welt, wieso der Mann so viele Menschen tötete. Antworten lieferte der heutige Tag abermals nicht. dapd

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden