In diesem Text geht es nicht darum, Markus Lanz in Schutz zu nehmen. Es geht um die Frage, wie leicht man über das Internet Stimmung machen kann. Mehr als 221.000 Menschen haben in den vergangenen Tagen eine Online-Petition unterschrieben, weil ihnen der ZDF-Moderator auf den Wecker geht. Eine beeindruckende Zahl. Nur: Sie stimmt nicht. Unser Selbstversuch zeigt, wie einfach man das Ergebnis manipulieren kann.
„Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag!“ heißt die Bewegung, die eine genervte Zuschauerin gestartet hat. Auslöser war ein aggressives Interview des 44-Jährigen mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Auf der Seite openpetition.de sammeln die Anti-Lanz-Aktivisten nun Unterschriften.
Wir haben das einmal getestet: Name, Anschrift und E-Mail-Adresse eintragen und schon wird unsere Stimme gezählt. Und wo wir einmal dabei sind, probieren wir das Ganze gleich noch ein paar Mal – mit erfundenen Namen und erfundenen Adressen. Auch diese Stimmen werden anstandslos registriert.
Wir haben uns auch als Thomas Gottschalk ausgegeben
Sogar als wir uns als Thomas Gottschalk und Markus Lanz ausgeben und für die Absetzung von Markus Lanz unterzeichnen, bekommen wir ordnungsgemäß eine Bestätigung, dass unsere Stimme gezählt wurde. Wie viele der 221.000 Unterzeichner sind also tatsächlich echt?
Wir fragen beim Betreiber der Plattform nach und bekommen die Antwort, eine „Kombination aus Vorkehrungen“ stelle sicher, dass zu jeder Unterschrift auch eine Person existiere. Zudem versichert uns OpenPetition, dass „Spaß-Unterschriften manuell entfernt“ würden. Dies könne aber „nicht in Echtzeit“ erfolgen. Unsere Stimmen bleiben also vorerst gültig. Und mit ihnen womöglich ganz viele andere.