Der mutmaßliche Entführer des vermissten Mädchens aus Südfrankreich ist nach einem spektakulären Fluchtversuch bei Offenburg festgenommen worden. Die Beamten fanden am Freitag schließlich die 15-Jährige unverletzt in dem Kofferraum des Fluchtautos, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Offenburg gemeinsam mitteilten. Der vorbestrafte Franzose sei mit dem Auto auf der Bundesstraße 28 in Richtung Oppenau (Ortenaukreis) geflohen, nachdem er einen anderen Wagen aufgebrochen hatte.
Die Polizei nahm nach einem Anruf des Besitzers des aufgebrochenen Wagens die Verfolgung auf. Der Tatverdächtige verursachte bei hohem Tempo dann einen Verkehrsunfall mit einem Schwerverletzten. Er stieg danach aus dem Auto und flüchtete zu Fuß. Wenig später konnten die Beamten ihn festnehmen. Erst bei der Rückkehr zur Unfallstelle entdeckten die Polizisten das im Kofferraum eingesperrte Mädchen. Sie war wohlauf.
Der 15-jährigen Chloé geht es gut
Seit einer Woche war Chloé schon in Südfrankreich vermisst, nun befreite offenbar der Zufall sie in Deutschland aus den Händen ihres Entführers.
Als die Beamten die Heckklappe öffneten, sagte die Französin ihnen sofort, sie sei die seit einer Woche vermisste Chloé Rodriguez. Die 15-Jährige wurde dann zwar ins Krankenhaus gebracht, doch der Jugendlichen ging es laut Ermittlern "gut". Die Mutter berichtete dem Sender RTL: "Alles, was ich weiß, ist, dass sie am Leben ist und dass es ihr gut geht."
Die Ermittler und sogar die Mutter hatten lange vermutet, dass der Teenager einfach weggelaufen sein könnte. Unter Tränen appellierte ihre Mutter Violette über die französischen Medien an die 15-Jährige: "Chloé, komm nach Hause! Du hast keinen Fehler gemacht. Wir haben alle Fehler gemacht. Aber wir vergeben."
Mutter von Chloé glaubte, ihre Tochter sei weggelaufen
Als möglichen Grund für eine Flucht ihrer Tochter gab sie "Herzschmerz" an, "vielleicht hat sie eine ihrer Freundinnen verraten". Die Schwester schloss aber von Anfang an nicht aus, dass Chloé auch entführt worden sein könnte. Die Kidnapper sollten "ein Zeichen" geben.
Nach den Worten der Mutter war die hübsche Brünette, deren Foto seit Tagen in Zeitungen abgedruckt und im Fernsehen gezeigt wurde, ein sehr zuverlässiges Mädchen. Chloé sei "sehr bodenständig", sagte die verzweifelte Violette nach dem Verschwinden ihrer Tochter dem Online-Dienst "objectivgard".
"Meine Tochter ist kein Blondinchen, sie raucht nicht und trinkt nicht." Sie sei vielmehr "Perfektionistin" und gehe ins Gymnasium.
Chloé kam am Abend nicht nach Hause
Am Tag ihrer Entführung war Chloé am Nachmittag bei ihrer Freundin Alice im Nachbarort. Als sie am Abend nicht nach Hause kam, begannen die Eltern, die in dem Dorf Barjac im südfranzösischen Département Gard einen kleinen Supermarkt betreiben, nach ihrer Tochter zu suchen.
"Ich bin die Straße abgefahren und habe in alle Straßengräben geschaut, ob sie nicht einen Unfall hatte", erzählte die Mutter "objectivgard". Erst gegen 22 Uhr entdeckten die Eltern in ihrem Garten versteckt den Motorroller ihrer Tochter.
"Als ich gesehen habe, dass sie das Ladegerät für ihr Handy zurückgelassen hat, wusste ich, dass etwas passiert war. Sie nimmt es immer mit." Wenn Chloé weggelaufen wäre, hätte sie das Ladegerät mitgenommen.
Was Chloé erlebt hat, ist noch unklar
Was in der Zeit zwischen der mutmaßlichen Entführung von Chloé am Freitag vergangener Woche in Südfrankreich und ihrem Auffinden eine Woche später in einem Kofferraum in Deutschland passierte, ist noch unklar.
Ihre Familie und Freunde sowie Nachbarn und Bekannte in ihrem Dorf waren am Freitag einfach nur erleichtert, dass die 15-Jährige lebend und offenbar weitestgehend unversehrt wiedergefunden wurde. "Ich werde erleichtert sein, wenn ich sie wieder in meinen Armen habe", sagte Vater Jesus Rodriguez der Nachrichtenagentur AFP.
Freudentränen in Chloés Heimatdorf
In Chloés Heimatort mit seinen 1400 Einwohnern, wo sich in den vergangenen Tagen viele Freiwillige an der Suche nach dem Mädchen beteiligt hatten, flossen die Freudentränen. Einige fuhren hupend durch das Dorf. "Es gibt kein Wort dafür. Glücklich, das Wort ist nicht stark genug", sagte Chloés ältere Schwester Vanessa.
"Das ist der schönste Tag meines Lebens." Ihre Mutter Violette konnte es fast nicht fassen: "Wir haben solches Glück gehabt, es gab eine Kette von Zufälligkeiten, wenn der Kofferraum nicht geöffnet worden wäre, hätte ich meine Tochter nie mehr gesehen - das Leben ist einfach zu schön." afp/dpa