Der geständige norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ist laut einem neuen psychiatrischen Gutachten doch zurechnungsfähig für seine Taten. Das neue Gutachten wurde am Dienstag beim zuständigen Gericht in Oslo eingereicht. Eine erste Beurteilung im November hatte ihn als unzurechnungsfähig eingestuft.
Massaker auf Ferieninsel
Breivik hatte am 22. Juli 2011 bei einem Bombenanschlag im Regierungsviertel von Oslo und bei einem anschließenden Massaker auf der Insel Utøya insgesamt 77 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren, die auf Utøya an einem Sommerlager der norwegischen Jungsozialisten teilnahmen.
Autobombe in Oslo sollte von Utøya-Massaker ablenken
Die zuvor im etwa 40 Kilometer entfernten Oslo gezündete selbstgebaute Autobombe sollte die Polizei vor dem geplanten Massaker auf der Ferieninsel ablenken. Hier wurden acht Menschen durch die Wucht der Detonation und Trümmer getötet. Die Explosion verwandelte Teile der Innenstadt in eine Trümmerlandschaft. Auch das Büro von Ministerpräsident Jens Stoltenberg wurde völlig verwüstet.
Breivik: Morde waren "grausam, aber notwendig"
Breivik hat die Taten zugegeben. In seinem Geständnis bezeichnete der 32-Jährige die Morde als "grausam, aber notwendig". Als Tatmotiv gab der rechtsradikale Attentäter Hass auf den Islam und die in Norwegen regierenden Sozialdemokraten an. Seine Tat plante er nach eigenen Angaben neun Jahre lang. Vor dem Massaker stellte er ein 1500-seitiges Manifest ins Internet, das sich unter anderem gegen "Kulturmarxismus" und die Einwanderung von Muslimen richtet. (dpa, AZ)
Breiviks Fahrplan beim Massenmord
11.45 Uhr: Breivik fährt einen Mietwagen des Typs Fiat Doblò durch eine Station für Automaut Richtung Osloer Innenstadt. Er parkt das Auto am Hammersberg Torg und kehrt in den Stadtteil Skøyen im Westen Oslos zurück. Dort wohnt er bei seiner Mutter.
12.51 Uhr: Breivik schreibt den letzten Eintrag in sein 1500 Seiten umfassendes «Manifest».
14.08 Uhr: Das «Manifest» wird per Email an 1003 Adressaten verschickt. Breivik verkleidet sich als Polizist.
15.00 Uhr: Er fährt einen mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff gefüllten VW-Transporter durch eine der automatischen Mautstationen Richtung Zentrum. Den ebenfalls gemieteten Wagen stellt er direkt vor dem Regierungs-Hochhaus ab und läuft zum Fiat am Hammersberg Torg. Im Polizeiverhör gibt Breivik später an, er habe die Transportzeiten zu niedrig berechnet.
15.26 Uhr: Die Bombe explodiert im Osloer Regierungsviertel. Doch wegen der Sommerferien sind viele Angestellte schon im Feierabend. Breivik steckt danach bei seiner Fahrt zur 40 km entfernten Insel Utøya im Stau nach einem Unfall.
16.40 Uhr: Breivik kommt in seiner Polizeiuniform an der kleinen Fährstation zur Insel an. Er stellt den Mietwagen ab und setzt auf der Fähre über. Als Gepäck führt er ein Schnellfeuergewehr, eine Pistole und große Mengen Munition mit sich.
17.08 Uhr: Ankunft des Attentäters auf Utøya.
17.27 Uhr: Die Polizei wird alarmiert. Unklar bleibt auch bei anderen Medienangaben, was in den ersten knapp 20 Minuten seit Breiviks Ankunft genau geschieht. Nach den ersten offiziellen Mitteilungen der Polizei hat der Massenmörder für die Tötung seiner 69 Opfer auf Utøya anderthalb Stunden Zeit.
18.09 Uhr: Angehörige der Polizei-Eliteeinheit «Delta» kommen zusammen mit örtlichen Polizisten an der Fährstation nach Utøya auf der Festlandseite an.
18.25 Uhr: Die Einsatzgruppe erreicht die Insel und sucht nach dem Täter.
18.27 Uhr: Breivik lässt sich mit erhobenen Händen festnehmen. Er hat beide Waffen weggelegt. Die Polizei setzt ihn mehrere Stunden in einem Holzhaus auf der Insel fest, ehe er nachts in die Osloer Polizeizentrale gebracht wird.