Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Nordrhein-Westfalen: EHEC-Erreger erstmals auf Sprossen nachgewiesen

Nordrhein-Westfalen

EHEC-Erreger erstmals auf Sprossen nachgewiesen

    • |
    EHEC ist erstmals auf Sprossen nachgewiesen worden.
    EHEC ist erstmals auf Sprossen nachgewiesen worden. Foto: Foto: Sven Daam

    In Nordrhein-Westfalen haben Lebensmittelkontrolleure erstmals den aggressiven EHEC-Typ O104 in einer Packung Sprossen nachgewiesen, die nach den bisherigen Erkenntnissen aus dem verdächtigen Erzeuger-Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel stammen. Das teilte das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium am Freitag mit.

    Die Sprossen-Packung war geöffnet und hatte sich demnach in der Mülltonne einer Familie befunden. Zwei der drei Familienmitglieder aus dem Rhein-Sieg-Kreis waren Mitte Mai an EHEC erkrankt.

    Nach Angaben des Verbraucherministeriums konnte damit "erstmalig eine ununterbrochene Kette" zwischen mit dem Erreger O104 infizierten Sprossen aus dem Betrieb in Bienenbüttel und erkrankten Menschen  hergestellt werden.

    Die Behörden hatten Sprossen als Ursache für die EHEC-Epidemie eingegrenzt und gehen davon aus, dass der Sprossen-Erzeuger in Niedersachsen der Ausgangspunkt war. Sie konnten sich dabei aber nur auf Indizien wie Lieferungen an Restaurants und Kantinen stützen, wo gehäuft Menschen erkrankt waren. Ein konkreter Nachweis des für die derzeitige Infektionswelle verantwortlichen Erregers auf den Sprossen fehlte bislang.

    Hier ein Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklungen in Sachen EHEC. 

    Was ist EHEC?

    EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) sind Bakterien, die schwere Durchfallerkrankungen auslösen können. Der seit Anfang Mai 2011 in Deutschland grassierende EHEC-Erreger O104:H4 (HUSEC041) hat Experten durch seine Aggressivität und seine schnelle Ausbreitung überrascht. Bis heute starben mindestens 30 Menschen an der Krankheit.

    Symptome: Woran erkenne ich eine Erkrankung mit EHEC?

    Symptome für eine EHEC-Infektion sind blutiger, meistens wässriger Durchfall und Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Schmerzen, seltener Fieber. Bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten entwickeln sich Symptome wie krampfartige Unterleibsschmerzen.

    Wie lange ist bei EHEC die Inkubationszeit?

    Die Inkubationszeit bei EHEC beträgt zwischen zwei und zehn Tagen, durchschnittlich drei bis vier Tage.

    Wie werden die Erreger übertragen?

    Derzeit gehen die Experten davon aus, dass rohe Sprossen - wohl aus einem Betrieb in der Nähe von Uelzen - mit den Bakterien infiziert waren und der Erreger so Verbreitung fand. "Der sich jetzt ausbreitende Erreger ist bislang nur beim Menschen nachgewiesen worden", sagte Prof. Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster am Freitag. Sprich: Auch bei anderen Menschen kann man sich mit dem EHEC-Bakterium infizieren.

    Warum wurde dann vor Gurken und Salat gewarnt?

    Experten hatten EHEC-Patienten befragt, was sie vor der Infektion gegessen hatten. Sehr viele Betroffene nannten Salat. Daher sprach das Robert-Koch-Institut eine entsprechende Warnung aus. Die wurde aber heute aufgehoben.

    Ist die Gefahr also gebannt?

    Die Zahl der Neuerkrankungen geht offenbar zurück. Trotzdem gibt es noch keine Entwarnung. Die Experten warnen weiter vor dem Verzehr von rohen Sprossen.

    Auf welche Sprossen soll ich aktuell besser verzichten?

    Im Verdacht stehen Sprossen eines Unternehmen aus dem Raum Uelzen. Das niedersächsische Verbraucherministerium warnte vor 19 Sorten.

    Was ist HUS?

    Das HUS ist eine sehr schwere, bisweilen tödliche Erkrankung, die als Folge von bakteriellen Darminfektionen mit EHEC auftreten kann. Opfer leiden an akutem Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen.

    Wie bekämpfen Ärzte den Erreger?

    Behandelbar sind nur die Symptome, nicht die EHEC-Infektion an sich. Patienten erhalten Kochsalzinfusionen, um den Salz- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Wenn die Niere aussetzt, hilft Dialyse, eine Blutwäsche, und der Austausch von Blutplasma. Allerdings wird derzeit auch ein Medikament getestet. Eculizumab wird von einigen Ärzten als viel versprechende Therapie beim gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) gesehen.

    Was sollte man tun wenn man den Verdacht einer EHEC-Infektion hat?

    Melden Sie sich umgehend bei Ihrem Hausarzt. Eine Selbstbehandlung ist nicht angebracht.

    Gibt es weitere Tipps für den Schutz vor EHEC?

    Hygiene ist wichtig. Regelmäßiges Händewaschen und Sauberkeit im Haushalt mindern die Ansteckungsgefahr.

    Wo gibt es weitere Informationen zu EHEC, HUS, Symptomen und Schutz vor Infektion?

    Neben dem Robert-Koch-Institut gibt es beim bayerischen Landesamt für Gesundheit und beim Bundesamt für Risikobewertung regelmäßig aktualisierte News zum Thema EHEC. (afp, dpa, dapd, AZ)

    Stand: 10. Juni 2011

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden