Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat die sofortige Einsatzbereitschaft der Atomwaffen seines Landes angeordnet - auch für einen Präventivschlag. Die Atomsprengköpfe müssten "in Bereitschaft" sein, "so dass sie jederzeit abgeschossen werden" könnten, sagte Kim am Freitag nach Angaben der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Solch ein Säbelrasseln war nach der drastischen Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea durch den UN-Sicherheitsrat erwartet worden.
Kim sagte den Angaben zufolge weiter, die Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel sei so gefährlich geworden, dass Nordkorea seine militärische Strategie hin zu einem "Präventivschlag" ändern müsse. Derartige Drohungen sind in Zeiten erhöhter Spannungen zwischen Nord- und Südkorea fast an der Tagesordnung.
Nordkorea hatte bereits am Donnerstag kurz nach dem Beschluss des UN-Sicherheitsrates zu den drastisch verschärften Sanktionen mehrere Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von hundert bis 150 Kilometern ins Meer abgefeuert, wie das südkoreanische Verteidigungsministerium mitgeteilt hatte. Kim nannte die von den USA und Südkorea vorangetriebene UN-Entscheidung "gangsterartig". Die Nordkoreaner würden nun auf einen "Kampfbefehl" warten.
Nordkorea reagiert auf scharfe UN-Sanktionen
Mit der Verschärfung der Sanktionen hatte der UN-Sicherheitsrat am Mittwoch auf die vorherigen Tests Pjöngjangs mit Atomwaffen und ballistischen Raketen reagiert. Das kommunistische Land hatte am 6. Januar seinen vierten Atomwaffentest seit 2006 und einen Monat später den Start einer ballistischen Rakete bekannt gegeben. Beides verstieß gegen mehrere UN-Resolutionen.
Experten sind sich einig, dass Nordkorea über einige Atomsprengköpfe verfügt, umstritten ist allerdings, ob das kommunistische Land auch in der Lage ist, diese auf Raketen aufzubringen.
USA reagieren gelassen auf Nordkoreas Atom-Ankündigungen
Hinrichtungen in Nordkorea
Nordkorea werden schwerste Menschenrechtsverletzungen und zahlreiche Hinrichtungen vorgeworfen, meist durch den Strang oder Erschießungskommandos.
Verteidigungsminister Hyon Yong Chol soll vor hunderten Zuschauern mit einem Flugabwehrgeschütz getötet worden sein.
Mehrfach wurden in unbestätigten Berichten besonders grausame Hinrichtungsmethoden genannt.
Mit Flammenwerfer verbrannt: Seit Anfang 2015 ließ Kim 15 hochrangige Regierungsvertreter wegen angeblicher Regimekritik hinrichten. Dabei soll der Vize-Minister für öffentliche Sicherheit zur Abschreckung bei lebendigem Leib mit einem Flammenwerfer verbrannt worden sein.
Von Hunden zerfleischt: Zeitungsberichten zufolge ließ Diktator Kim Jong Un im Dezember 2013 wegen Hochverrats seinen Onkel Jang Song Thaek und einige seiner engsten Mitarbeiter von 120 ausgehungerten Hunden zerfleischen.
Vergiftet: Kim soll nach dem Onkel auch seine Tante getötet haben. Er ließ sie angeblich vergiften, weil sie den Tod ihres Mannes beklagt hatte.
Hammerschläge ins Genick: Ende 2013 wird berichtet, Gefangene in nordkoreanischen Straflagern mussten ihre eigenen Gräber ausheben, bevor sie mit Hammerschlägen ins Genick getötet wurden.
Auf Grenzbrücke erschossen: Weil sie angeblich ins Ausland flüchten wollten, wurden nach Angaben einer Hilfsorganisation 15 Menschen in Osong an der Grenze zu China auf einer Brücke erschossen - als Warnung vor illegalem Grenzübertritt. (dpa)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat 2016 nach Angaben Südkoreas einen Regierungsvertreter im Rang eines Vize-Premierministers hinrichten lassen. Der 63 Jahre alte Kim Yong Jin, der im Kabinett für Bildungsfragen verantwortlich gewesen sei, sei vor ein Erschießungskommando gestellt worden. Eine Bestätigung aus Nordkorea dafür gab es nicht.
Auch das US-Verteidigungsministerium reagierte gelassen auf Kims jüngste Ankündigungen. Nordkorea habe noch nicht gezeigt, dass es einen Atomsprengkopf auf eine Interkontinental-Rakete aufbringen könne, sagte ein Vertreter des Ministeriums. Ein Vertreter im Weißen Haus rief Nordkorea auf, alle "Provokationen" zu vermeiden, die die Spannungen verschärfen könnten.
Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel könnten sich demnächst aber noch einmal deutlich verschärfen. Die USA und Südkorea starten voraussichtlich am Montag ihr jährliches gemeinsames Militärmanöver. Zehntausende Soldaten sollen daran beteiligt sein. Nordkorea sieht das als eine Provokation an. AZ/AFP