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Nordkorea: Kim Jong Il: "Ewiger Führer" wird ewig aufgebahrt

Nordkorea

Kim Jong Il: "Ewiger Führer" wird ewig aufgebahrt

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    Kim Jong Il soll dauerhaft im Kumsusan-Palast in Pjöngjang aufgebahrt werden. Für den verstorbenen nordkoreanischen Machthaber (hier sein Sohn Kim Jong Un) werden landesweit außerdem Türme errichtet.
    Kim Jong Il soll dauerhaft im Kumsusan-Palast in Pjöngjang aufgebahrt werden. Für den verstorbenen nordkoreanischen Machthaber (hier sein Sohn Kim Jong Un) werden landesweit außerdem Türme errichtet. Foto: dpa

    Kim Jong Il ist tot - Porträt des exzentrischen Machthabers von Nordkorea

    Mit seinen toupierten Haaren, den Plateauschuhen und seinen aus der Mode gekommenen Blouson-Anzügen wurde Kim Jong Il gern belächelt. Doch Nordkoreas Staatschef war ein ebenso geschickter wie rücksichtloser politischer Machtmensch, der trotz Hungersnöten in seinem Land im Luxus lebte und ein Atomprogramm entwickeln ließ. Am Samstag starb Kim Jong Il an einem Herzinfarkt. Erst zwei Tage später wurde die Nachricht vom Tod des «Großen Führers» über die Staatsmedien verbreitet.

    Seit mehreren Jahren bereits war es mit Kims Gesundheit bergab gegangen. Im Jahr 2008 erlitt er einen Schlaganfall, in dessen Folge seine linke Körperhälfte beeinträchtigt war. Außerdem hatte er berichten zufolge Nierenprobleme, Diabetes und Bluthochdruck. Genaues wusste kaum jemand: Kims Gesundheitszustand wurde wie ein Staatsgeheimnis behandelt.

    Beobachtern fiel jedoch auf, dass Kims Entscheidungen immer irrationaler erschienen, etwa der Angriff auf ein südkoreanisches Marineschiff im März 2010 im Grenzgebiet zu Südkorea, bei dem 46 Soldaten starben. Nordkorea wies jegliche Verantwortung von sich. Laut CIA-Chef Leon Panetta wollte Kim Jong Il mit solchen riskanten Aktionen die Glaubwürdigkeit seines Sohnes Kim Jong Un in militärischen Belangen unter Beweis stellen. Denn Kim baute seinen jungen Sohn, der 1983 oder 1984 geboren wurde, als Nachfolger auf.

    Kim selbst hatte einst seinen Vater an der Staatsspitze abgelöst. Als der Gründer Nordkoreas Kim Il Sung 1994 starb und der Sohn drei Jahre später offiziell seine Nachfolge antrat, wurde der Führerkult auf ihn übertragen. Um die «Große Sonne der Nation» ranken sich seitdem zahlreiche Mythen. So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner Geburt am 16. Februar 1942 in einem anti-japanischen Camp auf dem Heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein. Nach Ansicht westlicher Experten wurde er dagegen in einem Ausbildungslager der sowjetischen Armee bei Chabarowsk in Sibirien geboren, von wo aus sein Vater den Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas führte.

    Unter Kim sollen Schätzungen zufolge zwischen 1996 und 1999 rund eine Millionen Nordkoreaner verhungert sein. Dennoch fand der Machthaber stets ausreichend Ressourcen, um das Atomprogramm seines Landes voranzutreiben und die Welt 2006 sogar mit Berichten über den ersten Atomwaffentest des Landes zu erschrecken. Notwendige wirtschaftliche Reformen lehnte Kim hingegen stets ab, um die Kontrolle über das Land nicht zu verlieren. Mit Propaganda, Personenkult und gefürchteten Arbeitslagern festigte er seine Macht.

    Auch Besucher des weitgehend abgeschotteten Landes und Flüchtlinge zeichneten ein weniger schmeichelhaftes Bild des Staatschefs: Er galt als Playboy mit Vorliebe für Schauspielerinnen und Tänzerinnen, französischen Cognac und westliche Filme - er soll eine Sammlung von 20.000 Hollywood-Filmen besessen haben. Der Öffentlichkeit war Kim weitgehend unbekannt. Am liebsten zeigte er sich bei Militärparaden und Besuchen in Schulen, Fabriken und Militärstützpunkten.

    Kim, der seine Mutter im Alter von neun Jahren verlor, wurde in der DDR zunächst als «Wirtschaftsexperte» ausgebildet, bevor er 1964 ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei in Pjöngjang aufgenommen wurde. Später wurde er Leiter der Propagandaabteilung. 1980 machte ihn sein Vater zur «Nummer Zwei» in der Partei.

    Zu Lebzeiten seines Vaters soll Kim Jong Il für diverse Anschläge verantwortlich gewesen sein. So soll er das Bombenattentat auf Südkoreaner 1983 im birmanischen Rangun geplant haben, bei dem 17 südkoreanische Regierungsmitglieder getötet wurden. Auch für den Anschlag auf ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug 1987, bei dem 115 Menschen starben, wurde er verantwortlich gemacht.

    In welche Richtung sich Nordkorea nach Kims Tod bewegt, ist offen - zu unbekannt ist der junge Nachfolger Kim Jong Un. Der Verstorbene hinterlässt seinem Sohn vor allem eins: den ungelösten Streit um das Atomprogramm. afp

    Der verstorbene nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il soll dauerhaft im Kumsusan-Palast in Pjöngjang aufgebahrt werden. Zudem sollten landesweit Türme zum Gedenken an die "Unsterblichkeit" des "ewigen Führers" errichtet werden, hieß es in einer am Donnerstag von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung der kommunistischen Partei. Kim Jong Ils Geburtstag am 16. Februar, der "höchste glückverheißende Feiertag der Nation" werde künftig "Tag des leuchtenden Sterns" heißen.

    Bronzestatue für Kim Jong Il

    Zudem würden eine Bronzestatue sowie landesweit Porträts mit einem lächelnden Kim Jong Il und "Türme zu seiner Unsterblichkeit" errichtet, hieß es. Kims Geburtstag am 16. Februar soll laut Beschluss des Politbüros der Partei zum "Tag des strahlenden Sterns" ausgerufen werden.

    Die Maßnahmen spiegelten "den einstimmigen Wunsch und inständige Bitte aller Parteimitglieder, Militärangehörigen und der Bevölkerung wider, Kim Jong Il als ewigen Führer der Partei hoch zu achten".

    Bizarrer Personenkult

    Kim hatte nicht nur die Macht in dem kommunistischen Staat von seinem 1994 gestorbenen Vater, sondern auch einen bizarren Personenkult übernommen. Der Kumsusan-Palast, der der frühere Amtssitz Kim Il Sungs war, wurde für viel Geld in ein Mausoleum zu Ehren des früheren Diktators umgebaut. Sein Sohn Kim Jong Il war nach offizieller Darstellung am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren infolge eines Herzinfarkts gestorben.

    Dessen Sohn Kim Jong Un, der erst Ende zwanzig sein soll, wurde Ende Dezember zum neuen Machthaber ausgerufen.  (afp, dpa)

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