Der Medizinnobelpreis 2016 geht an den Japaner Yoshinori Ohsumi. Der Forscher wurde für seine Verdienste um die Erforschung der sogenannten Autophagie (Selbstverdauung) der Zellen ausgezeichnet, wie das Karolinska Institut am Montag mitteilte. Autophagie ist wichtig für die geordnete Verwertung beschädigter Zellteile. Es wird angenommen, dass Probleme bei diesem Prozess zu Alterung führen und eine Rolle bei Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Diabetes spielen.
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Das Konzept der Autophagie sei erstmals in den 60er Jahren entdeckt worden, als Forscher beobachteten, wie Zellen ihre eigene Substanz zersetzten, indem sie diese in Lysosome genannte Recycling-Abteilungen verschoben, teilte das Institut mit. Die Kenntnis des für die Zellerneuerung wichtigen Phänomens sei jedoch bis zu der Forschungsarbeit Ohsumis Anfang der 90er Jahre an der Universität Tokio begrenzt geblieben.
Nobelpreisträger Yoshinori Ohsumi hat Experimente mit Bäckerhefe vorgenommen
Der heute 71-jährige Mediziner habe "brillante Experimente" mit Bäckerhefe vorgenommen und es damit geschafft, die Gene der Autophagie zu identifizieren. Anschließend habe er die zugrundeliegenden Mechanismen enthüllt und gezeigt, dass die gleichen Mechanismen im menschlichen Körper am Werke seien, hieß es in der Begründung des Karolinska Instituts, das den mit acht Millionen Kronen (834.000 Euro) dotierten Preis vergibt.
Ohsumi hatte seine Promotion 1974 an der Universität Tokio erworben und anschließend drei Jahre an der Rockefeller Universität in New York geforscht. Nach seiner Rückkehr gründete er sein eigenes Labor in Tokio, wo er seit 2009 eine Professur am Institut für Technologie hat. Der Sekretär der Nobeljury, Thomas Perlmann, sagte, Ohsumi sei "etwas erstaunt" gewesen, als er ihn am Telefon über die Auszeichnung informiert habe.
Bei dem Prozess der Autophagie werden beschädigte Zellteile in die Lysosome genannten Zellorganismen ausgelagert, die auch für die Verdauung und Beseitigung von Bakterien und Abfällen zuständig sind. Funktioniert dieser Prozess aufgrund einer Veränderung der für Autophagie zuständigen Gene nicht, kann dies zu einer Reihe von Leiden führen wie Krebs, Parkinson, Diabetes Typ 2, Alzheimer und andere Alterskrankheiten.
Physik-Nobelpreis wird am Dienstag bekannt gegeben
Der Begriff der Autophagie wurde von dem Belgier Christian de Duve geprägt, der 1974 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurde. Er war auch an den Forschungsarbeiten beteiligt, die 2004 dem US-Forscher Irwin Rose und den beiden Israelis Aaron Ciechanover und Avram Hershko den Chemienobelpreis einbrachten.
Die Verkündung des Medizinnobelpreises leitet wie jedes Jahr die Nobelsaison ein. Es folgen am Dienstag der Nobelpreis für Physik und am Mittwoch für Chemie, bevor am Freitag der Friedensnobelpreis und am Montag der Wirtschaftsnobelpreis bekannt gegeben werden. Der Literaturnobelpreis wird am 13. Oktober verkündet.
Vergangenes Jahr war der Medizinnobelpreis an den in Irland geborenen US-Forscher William Campbell, den Japaner Satoshi Omura und die Chinesin Tu Youyou für ihre Entdeckung von Mitteln gegen Parasiteninfektionen und Malaria gegangen. afp/AZ