Neues Studio, neue Form und zwei neue Glücksbringer: Die Lottozahlen werden vom kommenden Mittwoch an beim Saarländischen Rundfunk gezogen, die Ziehungen live nur noch im Internet übertragen.
Nina Azizi und Chris Fleischhauer als Lottofeen
Präsentiert wird die Sendung abwechselnd von einer Frau und einem Mann - der 39-jährigen Schauspielerin und Moderatorin Nina Azizi und dem Journalisten und TV-Moderator Chris Fleischhauer. Die Geschäftsführer von Saartoto, Michael Burkert und Peter Jacoby, stellten die beiden am Freitag im neuen Studio im Saarland vor.
Im TV rollen die Kugeln an diesem Samstag nach fast 50 Jahren zum letzten Mal. In der ARD wird Lottofee Franziska Reichenbacher künftig immer samstags vor der Tagesschau noch die zuvor gezogenen Zahlen präsentieren. Im ZDF werden sie jeweils mittwochs vor der "heute"-Sendung in einem nicht moderierten Beitrag bekanntgegeben.
Präsentation im Internet: "Neuland" für Lotto
Der DLTB betrete mit der Präsentation im Internet Neuland, betonten Burkert und Jacoby. Saartoto hat derzeit die Federführung im Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB). Lottofans können die Ziehung im Spiel 6 aus 49 plus Zusatzzahl künftig jeweils mittwochs um 18.25 und samstags um 19.25 Uhr live am Computer verfolgen. Dabei will die Lotto-Gesellschaft auch junge Leute anlocken und für das Tippen gewinnen. "Wir denken, dass der Ein oder Andere sein iPad auf den Knien hat, in der ARD die Sportschau schaut, aber parallel auch schaut: Hat er gerade gewonnen?", sagte Burkert. Zuletzt hatten immer weniger junge Menschen die Lottoziehungen im Fernsehen verfolgt.
Lotto im Internet: Fleischhauer und Azizi wechseln sich ab
Pannen beim Lotto
Pannen bei der Ziehung der Glückszahlen sind selten.
Mai 2005: «Lotto-Fee» Franziska Reichenbacher verlas in der ARD die falsche Lotto-Zusatzzahl.
Bei der Ziehung ging noch alles glatt. Auch die Zusatzzahl 18 wurde korrekt gezogen und verkündet.
Doch als die ganze Zahlenreihe am Ende der Sendung noch einmal eingeblendet wurde, war als Zusatzzahl die 8 zu lesen, die Reichenbacher auch vorlas.
Die Panne wurde mit einem technischen Problem erklärt: Der Computer, in den sonst die Zahlen eingegeben werden, war ausgefallen.
So mussten die Zahlen ausnahmsweise von der Regie eingegeben werden, wobei der Fehler passierte, der bei Lotto-Spielern für große Verwirrung sorgte.
Sommer 2002: Bei der Ziehung der Nordwestdeutschen Klassenlotterie (NKL) fehlten vom 12. Juli bis 6. September gleich 20 von insgesamt 100 Kugeln in einer Lostrommel.
Das Missgeschick passierte, nachdem die echten Kugeln aus der Trommel für einen Film gegen «schönere» getauscht wurden.
Nach den Dreharbeiten vergaßen NKL-Mitarbeiter aber beim Wiederbeladen der Trommel 20 Kugeln im Tresor.
Der Fehler wurde erst Wochen später bemerkt. Laut NKL ist «keinem dadurch Leid entstanden.» Die entsprechenden Gewinne seien öffentlich und unter staatlicher Aufsicht nachgezogen worden.
Juli 2002: Bei der Ziehung der Zahlen zum Mittwochslotto wurde wegen eines Defekts an der Lotto-Trommel die Ausspielung unterbrochen.
Nach der Ziehung der ersten drei Zahlen «ist die Maschine kaputt gegangen», sagte ein ZDF-Sprecher.
Mit einem Ersatzgerät wurde die Ausspielung unter der Aufsicht von zuständigen Beamten fortgesetzt. Die Zahlen wurden dann verspätet bekannt gegeben.
Februar 1999: Bei der Lotto-Ziehung zum «Spiel 77» zerbrach bei der letzten Ziffer noch im Mischbehälter die Kugel mit der «6», kurz bevor die «9» gezogen wurde.
Deshalb musste die letzte Zahl in einer Ersatzmaschine neu gezogen werden.
In der Nachziehung fiel dann die «8» statt der «9». Pech für Tipper, die die «9» angekreuzt hatten: Sie gingen leer aus. «Das ist völlig rechtmäßig, das war sozusagen höhere Gewalt», hieß es bei Lotto Hessen.
Mai 1984: Beim Mittwochslotto im ZDF versagte die auf «mechanisch- pneumatischer Basis» arbeitende Lostrommel.
Der Glaskörper, durch den Zahlenbälle per Luftdruck geblasen werden, wollte einfach die sieben Kugeln nicht herauslassen.
Das bedeutete Verschiebung der Ziehung, Verärgerung bei den Zuschauern, Stunden später die Einblendung der Zahlen ins laufende Programm und - für alle Zweifler - eine Aufzeichnung der letztlich doch gelungenen Ziehung nach der letzten heute-Sendung um 0.20 Uhr.
Verantwortlich für die Panne war laut Hessischer Lottozentrale ein kurzfristiger Spannungsausfall. Deshalb habe sich beim ersten Mischvorgang der Schieber für den «Auslass» der Kugeln nicht geöffnet. Ein Ersatzgerät musste her.
Fleischhauer wird die erste Sendung am kommenden Mittwoch moderieren, Azizi die am folgenden Samstag. Beide sind selbst nur "Gelegenheits-Spieler", haben noch nie den großen Gewinn gemacht. Aus Anlass zu ihren ersten Sendungen wollen sie jeweils einen kompletten Tippschein ausfüllen. "Glück ist für mich, wenn alles stimmt, wie ich es gern hätte - die Menschen drumrum, das Essen und das italienische Eis. Wenn dann noch das nötige Kleingeld dafür stimmt, ist das Glück perfekt", sagte Azizi.
Die Saarländerin ist studierte Schauspielerin und hat schon in einigen TV-Serien sowie im Kinofilm "Eine dunkle Begierde" des Kanadiers David Cronenberg mitgespielt. Der 31-jährige Fleischhauer stammt aus Sachsen-Anhalt und ist gelernter Industriekaufmann. Als Journalist hat er beim Privatsender Regio TV Stuttgart Karriere gemacht. Dort ist der 31-Jährige Programmdirektor und Chefredakteur zugleich und moderiert außerdem die tägliche Sendung "Das Journal."
Neue Lottoziehung: Bis zu 20 Gäste können zuschauen
Das neue Studio wurde von Set-Designer Thomas Armster gestaltet, der unter anderem auch die Kulisse für die ARD-"Sportschau", die "Tagesschau" und die RTL-Sendung "Wer wird Millionär?" entworfen hat. In dem ehemaligen Synchronstudio des SR dominieren jetzt helle Farben - die Wand geht von unten nach oben von weiß nach hellblau über. Dazu gibt es Streifen in Rot und Gelb, den Lottofarben. Im Mittelpunkt stehen zwei Ziehungsgeräte auf mächtigen silbernen Kegeln, unter ebensolchen Lampen.
Bei den Ziehungen können nach Anmeldung bis zu 20 Gäste zuschauen. Sieben HD-Kameras sollen alles im Blick haben. Damit sollen Pannen bei der Ziehung rechtzeitig erkannt werden. Beim ZDF waren im April zwei Kugeln hängengeblieben. Das war erst nach der Sendung bemerkt worden. Die Ziehung musste wiederholt werden. Jörg Fischer, dpa