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Neues Album "Gardenia": Das Vermächtnis des Iggy Pop

Neues Album "Gardenia"

Das Vermächtnis des Iggy Pop

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    Iggy, 68, zeigt die vom wilden Leben gegerbte Lederhaut: Hier bei der Live-Präsentation seines neuen Albums kürzlich in Los Angeles.
    Iggy, 68, zeigt die vom wilden Leben gegerbte Lederhaut: Hier bei der Live-Präsentation seines neuen Albums kürzlich in Los Angeles. Foto: Kevin Winter, afp

    Dass er überhaupt noch lebt, ist ja schon ein Wunder. Nach all den Jahrzehnten der systematischen Selbstzerstörung. Bowie aber, Bowie ist tot, ist tot. Ist tot. Und der Schmerz darüber jetzt aufs Neue deutlich spürbar. Jetzt nämlich singt jener Gefährte aus den doch unsterblichen Legendenjahren Ende der Siebziger in Berlin, singt Iggy Pop also, dem Bowie einst zu Großwerken wie „The Idiot“ und „Lust For Life“, auch zum Evergreen „The Passenger“ verholfen hat, auf seinem neuen Album etwa „Gardenia“, geradezu eine Pop-Hymne, bowiehaft-schillernd wie eben einst zu „Heroes“-Zeiten, so exakt auf dem Grad zu tiefster Traurigkeit balancierend, wie es zu Momenten erhabener Schönheit nun mal gehört.

    Iggy Pop also lebt, bald 69 Jahre alt, und er trägt seine Lederhaut noch immer zu Markte. Er, der als Kopf der Stooges vor einem halben Jahrhundert zum „Godfather of Punk“ geworden ist; er, der nun im Song „German Days“ den Zauber der alten Zeiten heraufbeschwört; er, der dann zum Schluss im neunten Song („Paraguay“) auf die neuen Zeiten spuckt, in denen die Angst alle Seelen auffrisst und er, Iggy, sich nur noch wegträumt „To A New Life“; er, der tatsächlich in Interviews andeutet, es könnte dieses Album sein letztes sein, das „Post Pop Depression“ heißt, wo einst „Lust For Life“ war, und viel vom Tod („American Walhalla“) und letzten Hoffungen („In The Lobby“) kündet; er, der dadurch vielleicht dem songschreibenden Lehrersohn James Osterberg aus Muskegon, Michigan, wieder viel näher ist, der am Anfang dieser schwindelerregenden Karriere stand, als der Exzess-Ikone Iggy.

    Grandioses Spätwerk von Iggy Pop

    Es könnte also sein Vermächtnis sein. Und entgegen den ja eher experimentellen letzten Alben in seinem ja nie abreißenden Veröffentlichungsstrom kommt „Post Pop Depression“ geradezu wundersam eingängig und für das ewige Rumpelstilzchen erstaunlich zart daher. Wer sich etwa vom düster romantischen „Break Into Your Heart“ und vom tränenperlenden „Chocolate Drops“ nicht rühren lässt, hat kein Herz. Fast muss man hoffen, dass es Iggy wirklich dabei bewenden lässt – solch ein seltenes Glück ist dieses mitunter so grandioses Spätwerk.

    Zu verdanken ist das auch einem neuen Mitstreiter des alten Haudegens, Josh Homme. Bekannt als Kopf der Queens of the Stone Age, aber auch als Mitbegründer der Eagles of Death Metal erweist sich der 42-jährige Kalifornier immer mehr als neues Mastermind des Rock. Er hat schon den jungen Branchenhelden der Arctic Monkeys als Produzent von deren Album „Humbug“ eine spannende neue Richtung gewiesen – und jetzt hat er womöglich einer alten Branchenlegende bei einem mehr als würdigen Abschied assistiert.

    Bowie ist tot und Iggy vielleicht so gut wie seit ihrer gemeinsamen Zeit nicht. Vielleicht ist das deren bestmögliche Ehrung. Zu feiern übrigens auch bald live, in München, am 28. Mai, im Rahmen des Rockavaria-Festivals im Olympiastadion. Womöglich auch: ein letztes Mal …

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