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Neuauflage der Rechtschreibfibel: "Shitstorm" im Duden - auch die "App" findet Platz

Neuauflage der Rechtschreibfibel

"Shitstorm" im Duden - auch die "App" findet Platz

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    Der "Shitstorm" hat es in den Duden geschafft.
    Der "Shitstorm" hat es in den Duden geschafft. Foto: Patrick Pleul (dpa)

    Bis zu 500.000 Wörter hat die deutsche Sprache. Der Duden bringt am Donnerstag eine neue Version seiner gelben Rechtschreibfibel heraus - mit 5.000 Neuerungen.

    Der "Shitstorm" ist im Duden angekommen

    Adden, posten, Shitstorm: Was hinter Internet-Ausdrücken steckt

    Adden, posten, Shitstorm: Das Internet hat seine eigene Sprache. Viele dieser Fachbegriffe und Ausdrücke haben längst Einzug in den normalen Sprachgebrauch gerade jüngerer Leute gefunden. Hier einige der wichtigsten Begriffe und ihre Erklärungen:

    Adden: Schließt jemand bei Facebook eine neue Freundschaft mit einem anderen Mitglied, dann spricht man gemäß der englischen Wortbedeutung von „adden“ (hinzufügen). „Ich habe Michael geaddet“ heißt: „Ich habe Michael zu meiner Kontaktliste hinzugefügt“.

    Posten: Von „Posten“ ist die Rede, wenn jemand eine neue Nachricht, ein Video oder eine andere Information in einem Forum, einem Chat, oder n einem sozialen Netzwerk wie Facebook oder Twitter veröffentlicht.

    Liken: Der von Facebook eingeführte Knopf „Gefällt mir“ (englisch: like) gilt als kleine Revolution im Internet. Der Facebook-Knopf findet sich beim sozialen Netzwerk selbst, inzwischen aber auch auf vielen anderen Internetseiten. Wird er angeklickt, erscheint bei Facebook die Information, dass dem Nutzer der entsprechende Inhalt gefällt. „Ich habe den FC Augsburg geliked“ bedeutet, dass ich auf der Seite des FC Augsburg den „Gefällt mir“-Button angeklickt habe.

    Share: Informationen können geteilt werden (englisch: share). In diesem Fall verbreitet der Nutzer eine Nachricht oder ein Video eines anderen Facebook-Mitglieds und übernimmt es auf seine Pinnwand.

    Shitstorm: So wie Meinungen, Bilder und Kommentare im Internet rasend schnell verbreitet werden können, so schnell und gewaltig bilden sich auch Wellen der Empörung im Netz. Geht eine solche Welle von Beschimpfungen und Beleidigungen über einen nieder, spricht man von einem "Shitstorm" - unschön übersetzt mit Sturm aus Scheiße. Das Wort wurde von Sprachforschern zum Anglizismus 2011 gewählt.

    Fail: Möchte man im Internet sein Missfallen über einen Sachverhalt ausdrücken, kennzeichnet man ihn gerne mit dem Wort "fail" (englisch: Versagen). Vor allem im Kurznachrichtendienst Twitter wird das Wort "Fail" verwendet, dann in Verbindung mit dem Rautezeichen als Kennzeichnung. Beispiel: "Die TV-Sendung gestern war furchtbar #fail".

    lol: Die Abkürzung steht für Laughing out loud (englisch: laut herauslachen) und kennzeichnet einen amüsanten Sachverhalt. Lol wird gerne in Foren und Chats, aber auch bei Facebook und Twitter verwendet um zu zeigen, dass man sich über Etwas amüsiert.

    Googeln: Das Kunstwort leitet sich vom Namen der weltgrößten Internet-Suchmaschine Google ab. Es heißt übersetzt nichts anderes als "im Internet suchen". Beispiel: "Ich google mal das Wort Y".

    Twittern: Über den Kurznachrichtendienst Twitter lassen sich Meldungen von bis zu 140 Zeichen Länge verschicken, über das Internet oder das Handy. "Twittern" (englisch: zwitschern) nennt man die Benutzung dieses Dienstes.

    Mailen: "Ich mail' dir mal eben ein Foto." Das bedeutet nichts anders, als jemandem per eMail ein Bild zu schicken. Mailen heißt also verschicken.

    Bloggen: Blogs sind so etwas wie Internet-Tagebücher, in denen man Texte, Bilder, Videos und andere Inhalte veröffentlichen kann. Bloggen heißt, ein solches Online-Tagebuch zu führen.

    Surfen: Natürlich, surfen kann man auf einer Welle oder einem windigen Gewässer. Neudeutsch steht surfen aber schlicht für die Benutzung des Internets. Beispiel: "Ich surfe mal auf deine Seite" heißt, dass man den Internetauftritt eines anderen besucht.

    Social Media oder deutsch Soziale Medien: Darunter versteht man Online-Netzwerke, in denen sich die Nutzer interaktiv verhalten (können). Ein Beispiel ist Facebook, in dem rund 850 Millionen Menschen Statusmeldungen, Bilder und Videos verbreiten - und diese dann gegenseitig kommentieren, für gut befinden, teilen und weiterverbreiten.

    Ein Schreibfehler von Mario Götze, gefärbte Haare in der Schwangerschaft oder ein Bericht über schlecht bezahlte Leiharbeiter - fast alles kann heutzutage einen Shitstorm (wörtlich: "Scheißesturm") im Internet auslösen. Der ehrwürdige Duden nimmt das Modewort jetzt erstmals in seine gedruckte Version auf, zusammen mit rund 5000 weiteren Neuerungen wie Facebook, Flashmob und Schuldenbremse.

    Die 26. Auflage des Standardwerks für die deutsche Rechtschreibung ist zugleich der erste Duden, der nach dem umstrittenen Wegzug des Verlags von Mannheim in der neuen Heimat Berlin erscheint. Unter dem Motto "Der Duden ist jetzt ein

    26. Duden: Neu sind auch "Eurobond" und "Zockerpapier"

    Rettungsschirme, EFSF und ESM

    Griechenland-Pleite, Rettungsschirme, Eurobonds, EFSF, ESM: Beim Thema Euro-Krisen schwirren etliche Fachbegriffe herum. Lesen Sie hier in Kurzform, was Sie zum Thema Rettungsschirme wissen müssen.

    EFSF steht für Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (European Financial Stability Facility) und ist eine Aktiengesellschaft, die notleidenden Euro-Staaten helfen soll. Sollte ein EU-Land in Not geraten, kann die im Juni 2010 gegründete EFSF Anleihen bis zu 440 Milliarden Euro ausgeben. Dafür haften die Euro-Länder.

    Kritik am EFSF: Im Vertrag von Maastricht wurde eine so genannte Nichtbeistands-Klausel (No-bailout-Klausel) vereinbart, die die Haftung der Union oder einzelner Mitgliedstaaten für die Verbindlichkeiten anderer Mitgliedstaaten untersagt. Auf Druck des Nicht-Eurolandes Großbritannien wurde durchgesetzt, dass bei Krediten für Staaten, die Mitglieder der Eurozone sind, nur die übrigen Eurostaaten haften.

    Der EFSF soll bis Juni 2013 aktiv bleiben und dann abgelöst werden, nämlich vom ESM.

    ESM steht für Europäischer Stabilitäts-Mechanismus und ist der permanente Euro-Rettungsschirm. Seine wichtigsten Instrumente sind Notkredite und Bürgschaften für überschuldete EU-Staaten. Jedes Land, das Hilfe aus dem ESM erhält, muss im Gegenzug bestimmte wirtschaftliche Konsequenzen ziehen.

    Kritiker sagen, dass Rettungsschirme und Bürgschaften es Ländern erleichtern, Schulden zu machen. Wenn es wirklich eng wird, treten schließlich die anderen EU-Länder ein und helfen.

    Eurobonds: Darunter versteht man eine EU-Staatsanleihe. Das bedeutet, die Länder der EU würden gemeinsam Schulden aufnehmen - und auch gemeinsam für sie haften. Hinter der Idee steht die Hoffnung, dass die Kreditwürdigkeit der Eurozone als Ganzes von den Finanzmärkten und den Ratingagenturen höher eingeschätzt wird als die seiner einzelnen Mitgliedstaaten.

    Die Befürworter dagegen erklären, dass notleidenden EU-Staaten geholfen werden muss. sie warnen vor einem Domino-Effekt. Heißt: Wenn ein Land tatsächlich pleite geht, reißt es andere Länder mit sich.

    "Alle drei bis vier Jahre wandelt sich der Wortschatz so stark, dass eine Überarbeitung des Standardwerks sinnvoll ist", sagt Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Neben neuen Begriffen aus der Internetwelt wie App, Social Media und Compi ("ugs. scherzh. für Computer") hat sich vor allem die Finanzkrise niedergeschlagen. So gibt es etwa den Eurobond, die Finanztransaktionssteuer und das Zockerpapier.

    Neu ist auch die Vorständin, die gleichberechtigt neben dem Vorstand steht, auch wenn im wirklichen Leben erst ein Bruchteil der Vorstandsposten in großen Unternehmen mit Frauen besetzt sind. Ebenfalls weiblich geworden ist die Rabaukin, während andere Kraftausdrücke wie Spacko oder Vollpfosten ("ugs. für sehr dummer Mensch") eher dem männlichen Geschlecht vorbehalten bleiben. Kaum mehr gebrauchte Ausdrücke aus der vorigen Ausgabe 2009 wie Buschklepper, Füsillade und Stickhusten wurden dafür gestrichen.

    Den Duden gibt es als Buch, Software und App

    Insgesamt rund 140.000 Einträge enthält der neue Duden - etwa das Zehnfache des aktiven Wortschatzes eines Durchschnittsdeutschen. Erstmals erscheint der gelbe Wälzer für 24,99 Euro neudeutsch als All-in-one-Produkt aus Buch, Software und App: Mit einem persönlichen Code im Buchinneren kann das Wörterbuch auf Smartphones und Tablets heruntergeladen werden, zudem lässt sich die Rechtschreibprüfung auf dem Computer installieren. "Duden hoch drei" nennt die Werbung das Produkt (www.dudenhochdrei.de).

    Umzug nach Berlin: Verlag kündigte 70 Mitarbeitern

    Das Bibliographische Institut, wie der zur Cornelsen-Gruppe gehörende Duden-Verlag offiziell heißt, will mit der Neuausgabe auch die Negativschlagzeilen um den Umzug nach Berlin beenden. Von den einst 190 Mitarbeitern sind nur neun bei der jetzt 40-köpfigen Truppe in der Bundeshauptstadt gelandet. Gut 20 konnten für die Software-Sparte in Mannheim bleiben, etwa 45 waren bei dem inzwischen an den S.Fischer Verlag verkauften Kinder- und Jugendbuchprogramm tätig.

    Letztlich hätten insgesamt knapp 70 Mitarbeiter eine endgültige Kündigung bekommen, so eine Sprecherin. Trotz des ausgehandelten Sozialplans sei das vor allem für die jüngeren Arbeitnehmer eine Katastrophe, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Gerhard Vohs. Zudem gehe die wichtige Zusammenarbeit mit dem Institut für deutsche Sprache verloren. "Das ist rundherum schade und wäre bei mehr Vorausschau so nicht nötig gewesen."

    Duden-Geschäftsführerin Marion Winkenbach ist gleichwohl zuversichtlich. Das neue Team in Berlin sei hochmotiviert, der Duden werde trotz aller Internetangebote auch gedruckt seinen Stellenwert behalten. "Das ist ein Werkzeug wie Messer und Gabel, das hat jeder daheim." dpa

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