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Neonazis: Terror-Trio: Schon als Jugendliche für Schrecken gesorgt

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Terror-Trio: Schon als Jugendliche für Schrecken gesorgt

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    Eine Kombo aus Reproduktionen der Ostthüringer Zeitung aus dem Jahr 1998 zeigt Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (v.l.), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.
    Eine Kombo aus Reproduktionen der Ostthüringer Zeitung aus dem Jahr 1998 zeigt Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (v.l.), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.

    In ganz Deutschland sollen sie gemordet, geraubt und Bomben gelegt haben. Ihre "erste rechtsradikale Prägung" aber bekam das Terror-Trio laut Innenminister Jörg Geibert (CDU) im thüringischen Jena. Dort sind ihre Spuren nur schwer zu verfolgen - das Jugendzentrum "Winzerclub" wurde umbenannt, Weggefährten geben sich nicht zu erkennen. Aus Gesprächen, Verfassungsschutz- und Medienberichten entsteht dieses Bild: Uwe Böhnhardt soll der Militante der Gruppe gewesen sein, Uwe Mundlos eher intellektuell, Beate Zschäpe dagegen die stille, gewaltbereite Frau im Hintergrund.

    Uwe Mundlos: Professorensohn Mundlos (38) gilt als überpünktlicher Pendant und intellektueller Kopf des Trios. Er wollte am Ilmenau-Kolleg auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur machen, las viel, diskutierte gern, mochte die naturwissenschaftlichen Fächer. Plumpe Neonazi-Parolen sollen nicht sein Ding gewesen sein. Freunde beschreiben ihn in Berichten als herzlich, aufgeschlossen und ordentlich. Seine Lieblingsband soll AC/DC gewesen sein, zugleich aber hörte er wohl auch Udo Lindenberg. Immer wieder sah man ihn mit seinem behinderten Bruder in der Plattenbausiedlung, in der sie aufwuchsen. Auf seinem Schreibtisch aber soll ein selbstgezeichnetes Porträt von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß gestanden haben. Mundlos brachte sich am 4. November nach Polizeiangaben selbst um.

    Uwe  Böhnhardt : Böhnhardt war der Thüringer Linke-Abgeordneten Katharina König aus Jena zufolge derjenige, "der gern und schneller zugeschlagen hat". Der 34-Jährige, der sich am 4. November  das Leben nahm, wird als Waffennarr bezeichnet - unkontrolliert, zu allem bereit, den Finger am Abzug. Einer ihrer Freunde sei von Böhnhardt in den 90er Jahren auf dem Fußweg fast überfahren worden, erzählt König. Das Autokennzeichen weiß das Opfer noch heute: "J-AH 41", wie für Adolf Hitler und den Angriff auf die Sowjetunion. Böhnhardt soll vor allem als Handlanger von Mundlos aufgetreten sein - mit kurz geschorenem Haar, Bomberjacke und den obligatorischen Springerstiefeln.

    Beate Zschäpe: Zschäpe wird als eher unauffälliges, nettes Mädel von nebenan beschrieben. Die 36-Jährige ist gelernte Gärtnerin, wuchs allein mit ihrer Mutter auf. Ein ehemaliger Sozialarbeiter erinnert sich, dass Zschäpe immer wieder im Supermarkt klaute - Dinge, die sie eigentlich nicht brauchte. Hinter der harmlosen Fassade sei sie äußert gewaltbereit gewesen, sagt König. "Sie sah überhaupt nicht wie eine Nazi-Braut aus" - die wilde Lockenfrisur untypisch, keine rechten Symbole, sie trug nicht die damals übliche "Neonazi-Uniform". "Trotzdem war sie nicht diejenige, die sich zurückgehalten hat, wenn es zur Sache ging", sagt König - eine ihrer Freundinnen sei auf dem Weihnachtsmarkt von Zschäpe zusammengeschlagen worden.

    Sexuelle Beziehungen in der Szene

    Welche Verbindung die einzige Frau des Terror-Trios zu den beiden Männern hatte, ist unsicher. Sie soll viele, auch sexuelle Beziehungen in der Szene gepflegt haben. Mehrmals heißt es, sie sei zunächst mit Mundlos, dann mit Böhnhardt liiert gewesen, andere wollen von Liebesbeziehungen nichts mitbekommen haben.

    Alle, die sich in den 90er Jahren in Jena gegen Rechtsextremismus eingesetzt hätten, hätten das Trio gekannt, sagt König. Wenn bei den Neonazis "Zeckenklatschen" angesagt war, hätten sich die Jugendlichen teils stundenlang im Keller versteckt.

    Auch IG-Metall-Gewerkschafter Michael Ebenau erinnert sich an häufige Angriffe und Schlägereien. Diese Gefahr sei linksalternativen Jugendlichen in Jena und Saalfeld ständig bewusst gewesen. dpa/AZ

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