Satiriker Jan Böhmermann stänkert mal wieder herum: Nach dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und Polizeigewerkschaftsvorsitzender Rainer Wendt hat er pünktlich zur Echo-Verleihung die deutsche Musikindustrie ins Visier genommen. Vor allem auf den zweifach nominierten Max Giesinger hat er es abgesehen.
Mit seinen Songs klappere Giesinger Gefühle ab, spende Trost und gaukle Tiefe vor: "Millionen erreichen und verdienen und dabei immer schön unpolitisch bleiben", lautete Böhmermanns Fazit. Um zu beweisen, wie standardisiert und austauschbar deutsche Popsongs seiner Ansicht nach sind, hat der "Neo Magazin Royal"-Moderator selbst zur Feder gegriffen. Oder besser gesagt: greifen lassen.
Schimpansen-Song von Jan Böhmermann in den Charts
Er und sein Team der "Bild und Tonfabrik" haben Kalendersprüche, Werbeslogans, Zeilen aus aktuellen Popsongs und Tweets von den YouTube-Stars Bianca "Bibi" Heinicke und Sami Slimani zusammengetragen. Fünf Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo haben die Textzeilen zufällig aneinandergereiht. Den Song mit dem Titel "Menschen Leben Tanzen Welt" hat Böhmermann in einem am Mittwoch veröffentlichten Video nach einem 20-minütigen Monolog über Max Giesinger und die deutsche Musikindustrie vorgestellt. Weniger als 48 Stunden später steht er damit auf Platz 1 der iTunes-Charts.
Das gefällt nicht jedem: "Die Toten Hosen"-Frontmann Campino hat Böhmermann bei der Echo-Verleihung für sein Video kritisiert. Während er zuerst nur von "Böhmermannschem Zeitgeistgeplapper" sprach, wurde er anschließend deutlicher: "Lieber uncool sein, als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann."
Zoff zwischen Jan Böhmermann und Campino
Vor zwei Jahren waren der Satiriker und der Musiker schon einmal aneinandergeraten. Böhmermann hatte damals Campinos Engagement rund um Bob Geldofs "Band Aid"-Projekt kritisiert. "Der Toten Hosen"-Frontmann hatte 2014 zusammen mit 30 Stars eine deutsche Version von "Do they know it's Christmas" als Hilfe für die Opfer der Ebola-Katastrophe eingesungen.
In einem Interview mit dem Radiosender Eins Live erwiderte Campino: "Es ist eine zynische Geisteshaltung, Benefiz und Charity so anzugreifen." Und: "Ich kann an dem Kampf (gegen Ebola, Anm. d. Red.) und an diesem Einsatz nichts Verwerfliches finden."
Böhmermanns Konter auf Facebook
Nun ist der alte Streit also in die zweite Runde gegangen. Am Tag nach Campinos Echo-Schelte kam prompt Böhmermanns Konter und blieb konsequent in seiner Rolle als phrasendreschender Pop-Poet.
Zu guter Letzt bewarb Böhmermann sich auch noch um den Echo 2018 für seinen Song "Menschen Leben Tanzen Welt". Verdient hätte er ihn.
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