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Neapel: "Korruption stinkt": Papst Franziskus wettert gegen die Mafia

Neapel

"Korruption stinkt": Papst Franziskus wettert gegen die Mafia

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    Papst Franziskus wird auf der Piazza del Plebiscito in Neapel begeistert empfangen.
    Papst Franziskus wird auf der Piazza del Plebiscito in Neapel begeistert empfangen. Foto:  Alessandro Di Meo (dpa)

    Ohne die in der südlichen Küstenstadt beheimatete Camorra direkt zu nennen, forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag, die Mafiosi sollten "sich zur Liebe und zur Gerechtigkeit bekehren". Der Besuch des 78-jährigen Argentiniers wurde von immensen Sicherheitsvorkehrungen begleitet.

    Franziskus besuchte in Neapel zunächst das als Hochburg der Mafia verrufene Viertel Scampia, wo er von einer riesigen Menschenmenge begeistert empfangen wurde. Nach einer Fahrt im sogenannten Papamobil mischte sich der Papst unter eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die Fotos mit ihm machten.

    "So wie ein totes Tier stinkt, so stinkt die Korruption, so stinkt eine korrupte Gesellschaft", sagte Franziskus den Einwohnern Scampias. "Ein Christ, der die Korruption in sich eindringen lässt, stinkt ebenfalls", fügte er hinzu und warnte: "Wir alle können bestechlich werden und in die Kriminalität abgleiten."

    Bei einem Gottesdienst mit rund 100.000 Gläubigen unter freiem Himmel auf der Piazza del Plebiscito im Stadtzentrum appellierte der Papst dann indirekt an die Mafia. "Es ist jederzeit möglich, zu einem anständigen Leben zurückzukehren", sagte er. Dies sei es, was sich "Mütter unter Tränen in den Kirchen von Neapel" wünschten. "Reagiert mit Stärke auf die Organisationen, die die Jugend, die Armen und die Benachteiligten mit dem zynischen Drogenhandel und anderen illegalen Geschäften korrumpieren und ausbeuten."

    In der Messe verurteilte Franziskus auch die hohe Arbeitslosigkeit in Neapel, die den Menschen ihre "Würde" raube, schlechte Bezahlung und die grassierende Schwarzarbeit. Außerdem prangerte er die Unmenschlichkeit gegenüber Flüchtlingen an, von denen in Neapel viele als Obdachlose auf der Straße leben. "Sie sind Bürger, keine Bürger zweiter Klasse", betonte der Papst.

    Papst Franziskus besucht Gefängnis

    Später besuchte Franziskus für rund eineinhalb Stunden das völlig überbelegte Gefängnis Poggioreale. "Nicht einmal die Gitter eines Gefängnisses können euch von der Liebe Gottes trennen", sagte der Papst, der sich mit rund 120 der 2500 Häftlinge traf und mit ihnen zu Mittag aß, darunter auch einige Transsexuelle. "Auch wenn ihr im Leben Fehler gemacht haben, wird der Herr nicht müde, euch den Weg zurück zu zeigen", versprach Franziskus.

    Der Papstbesuch in Neapel endete mit einem Konzert am Meer, bei dem Jugendliche bekannte neapolitanische Lieder sangen. Die Sicherheitsmaßnahmen für den Besuch waren enorm, nicht zuletzt wegen jüngster Drohungen der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) gegen den Papst. Örtlichen Medienberichten zufolge waren etwa 3000 Polizisten und Scharfschützen im Einsatz.

    Seit seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren wandte sich der Papst immer wieder mit klaren Worten gegen die Mafia. Im Juni erklärte er ihre Mitglieder für exkommuniziert. Die Kirche und die Gläubigen forderte Franziskus auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden. dpa

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