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Naturkatastrophe: Nach Erdbeben fünf Millionen Chinesen obdachlos

Naturkatastrophe

Nach Erdbeben fünf Millionen Chinesen obdachlos

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    Ganze Städte liegen in Trümmern: Das verheerende Erdbeben in China hat nach Schätzungen von Behörden wohl rund fünf Millionen Menschen obdachlos gemacht.
    Ganze Städte liegen in Trümmern: Das verheerende Erdbeben in China hat nach Schätzungen von Behörden wohl rund fünf Millionen Menschen obdachlos gemacht.

    Peking (dpa) - Das verheerende Erdbeben in China hat fünf Millionen Menschen obdachlosgemacht. Die meisten campieren im Freien - ohne sauberes Wasser undunter schlechten hygienischen Bedingungen. Der Krisenstab geht von50.000 Toten aus.

    Auch 100 Stunden nach dem Beben wurden am Freitag noch Überlebende aus den Trümmern gezogen, obwohl die kritische Grenze von 72 Stunden für die Rettung von Verschütteten längst vorüber war. Mehr als 14.000 Menschen wurden noch unter den Trümmern vermisst. Die Zahl der Verletzten stieg auf 169.000. Es fehlt an Ärzten, Medikamenten, Trinkwasser, Nahrung und Zelten.

    Die Hilfsbemühungen stecken nach den Worten von Präsident Hu Jintao in einer "entscheidenden Phase". Bei einem Besuch im Katastrophengebiet rief der Staats- und Parteichef zu "größeren Anstrengungen" auf, um die Erdbebenopfer zu versorgen und die Infrastruktur wieder aufzubauen. "Die Herausforderung ist weiter gewaltig, die Aufgabe schwer und die Zeit drängt", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Xinhua. Bislang sind in der südwestchinesischen Provinz Sichuan rund 22.000 Todesopfer bestätigt worden.

    Unterdessen rückte die Seuchengefahr immer dringender in den Mittelpunkt. Die Regierung mahnte, die Leichen möglichst schnell und abseits von Wasserquellen oder bewohnten Gebieten zu beerdigen. In einem Aufruf des Parteiorgans "Renmin Ribao" (Volkszeitung) hieß es: "Wir müssen gegenüber den potenziellen Gefahren höchst wachsam sein und vorbeugende Maßnahmen ergreifen." Vizegesundheitsminister Gao Qiang sagte, die hygienischen Bedingungen und die Seuchenkontrolle müssten jetzt besondere Beachtung finden.

    Niemals seit der Staatsgründung im Jahr 1949 sei ein Erdbeben so zerstörerisch gewesen, sagte Regierungschef Wen Jiabao. Es sei stärker gewesen als das Beben 1976 in Tangshan in Nordostchina, das mit rund 240 000 Toten als das folgenschwerste des 20. Jahrhunderts gilt. Seismologen korrigierten die Stärke des Bebens vom Montag nachträglich von 7,8 auf 7,9. Vier Tage später wurden noch Überlebende gefunden. In der Stadt Shifang wurde ein Mann aus den Ruinen einer Düngemittelfabrik gerettet. 17 Überlebende fanden die Helfer in dem zerstörten Gebäude der Kreisregierung von Beichuan. In der Stadt hatte nur jeder fünfte Bewohner überlebt.

    Nach vier Tagen im Erdbebengebiet kehrte Regierungschef Wen Jiabao nach Peking zurück. Da viele Kinder ihre Eltern verloren haben und jetzt in der Obhut der Behörden sind, kündigte das Verwaltungsministerium an, Adoptionen zu organisieren. Erstmals in der Geschichte Chinas arbeiten auch ausländische Bergungsteams in einem Katastrophengebiet. Als erste kamen japanische Spezialisten. Auch Südkorea, Singapur, Taiwan und Russland haben Rettungsmannschaften entsandt.

    Neue Gefahr drohte durch Schäden an Staudämmen im Erdbebengebiet. Das Wasserministerium entsandte mehr als 100 Experten zu deren Begutachtung. Die Regierung stellte eine Soforthilfe von umgerechnet fünf Millionen Euro bereit, um zerstörte Anlagen zur Kontrolle der Wasserreservoirs und zur Wetterbeobachtung zu reparieren. Vor Beginn der Regenzeit befürchtet das Ministerium eine "ernste Gefahr" durch die "beträchtlichen" Schäden an Staudämmen. Betroffen sind mehr als 500 kleinere und mittlere Staubecken in Sichuan und der Region von Chongqing. Ein starkes Nachbeben der Stärke 5,9 löste am Freitag neue Erdrutsche aus.

    Die Regierung in Peking ordnete die Untersuchung der Bauqualität der Schulen an, nachdem Vorwürfe wegen des Einsturzes vieler Schulgebäude laut wurden. Die Trümmer begruben tausende Kinder unter sich. Falls die Gebäude Qualitätsprobleme hatten, sollen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Allein in der Provinz Sichuan sind 6898 Schulhäuser zerstört worden. Empörte Eltern wiesen darauf hin, dass viele Behördengebäude dem schweren Beben besser standgehalten hätten als die Schulen.

    In Berlin erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes auf Anfrage, bisher wisse man von einem deutschen Staatsangehörigen, der durch das Erdbeben in China verletzt worden sei. Einigen wenigen Vermisstenmeldungen gingen die deutsche Botschaft in Peking und das Generalkonsulat in Chengdu nach.

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