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Naturkatastrophe: Erdbeben in Taiwan: sechs Tote und mehr als 200 Verletzte

Naturkatastrophe

Erdbeben in Taiwan: sechs Tote und mehr als 200 Verletzte

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    Nach dem schweren Erdbeben in Taiwan ist die Zahl der Toten, Verletzten und Vermissten weiter gestiegen.
    Nach dem schweren Erdbeben in Taiwan ist die Zahl der Toten, Verletzten und Vermissten weiter gestiegen. Foto: Paul Yang, afp

    Verschüttete Menschen, schrägstehende Hochhäuser, aufgerissene Straßen: Ein Erdbeben der Stärke 6,0 hat in der Nacht zum Mittwoch (23.50 Uhr Ortszeit) an der Ostküste Taiwans zu Leid und Verwüstung geführt. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben. Mindestens 67 Menschen galten am Abend noch als vermisst, wie die staatliche Nachrichtenagentur Central News Agency (CNA) meldete. 258 Menschen wurden verletzt. Staatspräsidentin Tsai Ing-wen verschaffte sich vor Ort einen Eindruck von den Rettungsarbeiten. Die Suche nach Verschütteten werde unermüdlich weitergehen, sagte sie.

    Erdbeben in Taiwan: Fast 70 Menschen werden noch immer vermisst

    Das Beben ereignete sich etwa 18 Kilometer nördlich der am stärksten betroffenen Stadt Hualien in einer Tiefe von lediglich zehn Kilometern, wie die Zentrale Wetterbehörde der Insel mitteilte. Es war das stärkste einer ganzen Serie von Beben, die in den vergangenen Tagen registriert worden waren. Mehr als 160 Nachbeben gab es, doch für besonderen Schrecken sorgte am Mittwochabend eines der Stärke 4,7 vor der Ostküste Taiwans: Die Rettungs- und Sucharbeiten in

    Premierminister Lai Ching-te sagte eine Soforthilfe der Regierung von 300 Millionen Taiwan-Dollar (gut acht Millionen Euro) für die Bewohner von Hualien zu. Dort stürzten mindestens vier große Gebäude teilweise oder komplett ein, mindestens vier Menschen wurden getötet. So starb eine 60-jährige Frau im eingestürzten Erdgeschoss des "Marshal Hotel", wo Retter am Mittwoch daran arbeiteten, zu zwei weiteren Verschütteten vorzudringen. 

    40.000 Haushalte ohne Strom und Wasser

    Drei Menschen kamen zudem in den Trümmern von Wohnhäusern ums Leben. Rettungskräfte brachten 116 Menschen aus einem elfstöckigen Gebäude in Sicherheit. Etwa 500 Einwohner von Hualien mussten in Notunterkünfte ziehen, während 40.000 Haushalte ohne Wasser und weitere 1800 ohne Strom waren. Größere Straßen waren aufgerissen und unbefahrbar, Brücken beschädigt.

    "Als das Beben einsetzte, hat alles gewackelt. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment von Trümmern getroffen werde", sagte eine Lehrerin namens Yeh dem lokalen Fernsehsender. "Ich war geschockt, wie lange das Beben dauerte" sagte Ching-ting Huang, eine weitere Frau aus Hualien. Eine Frau aus Südkorea bedankte sich überschwänglich, nachdem Retter sie nach zehn Stunden mit nur leichten Verletzungen aus Trümmern zogen.

    Das Beben hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,4 und ereignete sich nach Ortszeit am Dienstag kurz vor Mitternacht (MEZ 16.50 Uhr).
    Das Beben hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,4 und ereignete sich nach Ortszeit am Dienstag kurz vor Mitternacht (MEZ 16.50 Uhr). Foto: Hualien County Fire Bureau/AP/dpa

    Auch 31 Ausländer erlitten während des Bebens leichte Verletzungen, wie das Außenministerium bekannt gab. Angaben zu den Nationalitäten gab es zunächst nicht. Taiwans Regierung bedankte sich am Abend bei der internationalen Gemeinschaft für die Anteilnahme unter anderem aus Japan, den USA und der Europäischen Union. Papst Franziskus sprach den Menschen in Taiwan sein Beileid aus. 

    Viele der Vermissten gehören zu Bewohnern des "Yunmen Cuiti? Building" in Hualien. Das zwölfstöckige Wohnhaus neigte sich gefährlich zur Seite, weil die untersten Etagen eingestürzt sind. Rettungskräfte versuchten, das Haus mit Stahlträgern zu stützen. Laut den Rettern ist unklar, wie viele der im Gebäude registrierten Menschen zum Unglückszeitpunkt tatsächlich da waren und wie viele es nach draußen geschafft haben. Auch ein weiteres Hotel drohte einzustürzen.

    Stärkste Erdbebenserie, die die Region jemals erfasst hat 

    Die gesamte Serie von Erdbeben, die am 4. Februar mit einem Erdstoß der Stärke 5,8 begonnen habe, sei die stärkste, die die Region jemals erfasste habe, zitierte CNA die Wetterbehörde. "Dies ist ohne Beispiel und eine nicht normale Freisetzung von Energie", sagte Chen Kuo-chang demnach, der bei der Behörde für die Seismologische Abteilung zuständig ist.

    In der Nähe von Taiwan treffen zwei tektonische Platten aufeinander, auf der Insel bebt immer wieder die Erde. Bei einem Erdstoß der Stärke 6,4 waren im Februar 2016 in Taiwan 115 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Hochhäuser waren eingestürzt. Die Behörden machten Pfusch am Bau und nicht eingehaltene Vorschriften zum Erdbebenschutz mitverantwortlich. Ein Beben der Stärke 7,3 erschütterte Taiwan im September 1999. Damals starben dort mehr als 2400 Menschen. (dpa)

    Erdbeben-Stärke: So wird sie gemessen

    Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude).

    Jeder Punkt bedeutet etwa eine Verzehnfachung der Bebenstärke. Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 ist demnach zehnmal so stark wie eines mit 4,0.

    Früher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet.

    Heute wird die Skala nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert.

    Durchgesetzt hat sich immer mehr die Momentmagnitude. Als einzige bezieht sie sich direkt auf die Vorgänge am Erdbebenherd.

    Weltweit treten jährlich zwischen 1500 und 2000 Erdbeben mit Stärken über 5,0 auf.

    Mit einer Stärke höher als 8,0 bebt die Erde durchschnittlich einmal pro Jahr.

    Das heftigste bisher auf der Erde gemessene Beben hatte eine Magnitude von 9,5 und ereignete sich 1960 in Chile.

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