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Narren in den Startlöchern

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Narren in den Startlöchern

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    Narren in den Startlöchern
    Narren in den Startlöchern Foto: DPA

    In den rheinischen Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Bonn stürmen verkleidete Weiber mit Scheren bewaffnet die Rathäuser, gehen den Herren gnadenlos an den Kragen und machen kurzen Prozess mit ihren Schlipsen. Die Narren übernehmen das Kommando für die tollen Tage. Auf den Straßen und in den Kneipen wird wieder getanzt, gefeiert, gesungen - und gebützt (geküsst).

    In Köln eröffnen Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) und das Dreigestirn den Straßenkarneval mit einem Countdown pünktlich um 11.11 Uhr. In Düsseldorf wird Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) schon wenige Minuten später vor den jecken Weibern kapitulieren und seinen Rathaus-Schlüssel abgeben. In Bonn-Beuel stürmen die legendären Waschweiber um 12.00 Uhr das Rathaus und übernehmen das Zepter - angeführt von Wäscherprinzessin Lara I. Der Brauch, einmal im Jahr die Männer "in die Mangel" zu nehmen, entstand bereits 1824.

    In Mainz startet das jecke Treiben zur Weiberfastnacht traditionell am Fastnachtsbrunnen. Auch in Mülheim-Kärlich bei Koblenz gibt es kein Halten mehr, die närrischen Möhnen ziehen wieder in Scharen los. In Wittlich in der Südeifel wollen die verkleideten Weiber über eine Leiter in zehn Meter Höhe in das Gebäude der Stadtoberen eindringen. Am Strick werden die männlichen "Gefangenen" auf den Marktplatz geführt - dann kommt unter Jubel der Schlips ab.

    In Baden-Württemberg beginnt mit dem "Schmotzigen Dunschdig" (von Schmotz = Schmalz) die schwäbisch-alemannische Fastnacht. Nach altem Brauch durften Christen während der Fastenzeit ab Aschermittwoch 40 Tage lang kein Fleisch essen und nutzten daher den Donnerstag davor zum Schlachten und Herstellen vom Fettgebackenem. Dann war einige Tage lang kräftiges Zulangen üblich. Auch in Aachen und in der Eifel weist der "Fettdonnerstag" auf diesen Brauch hin. Dagegen heißt die Weiberfastnacht in Köln und Bonn auch "Wieverfastelovend".

    Bei aller guten Laune - das Wetter wird kein Erbarmen mit dem Karnevalsfans zeigen. Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit Minusgraden, maximal null Grad soll es am Rhein werden. Die Narren sollten auch auf leichten Schneefall eingestellt sein. Sich mit Hochprozentigem wärmen zu wollen, sei allerdings nicht ratsam, warnte der Malteser Hilfsdienst: "Schnaps gegen Kälte ist wie in die Hose machen: Erst angenehm warm, dann ganz schnell unangenehm", meinte Malteser-Sprecher Kai Vogelmann.

    Quasi in letzter Minute fiel für den Kölner Straßenkarneval noch ein wichtiger Eilbeschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster: Ab Weiberfastnacht herrscht ein Glasverbot in einigen Innenstadt-Zonen. Das

    Höhepunkt und Abschluss der fünften Jahreszeit sind für Millionen Menschen wieder die Rosenmontagszüge. In der Domstadt lautet das närrische Motto 2010 "In Kölle jebützt", die Düsseldorfer haben sich für "Jeck - we can!" entschieden. Die Mainzer lassen sich inspirieren von "Bei uns in Mainz gilt die Devise, die Fassenacht kennt keine Krise". In Mainz nimmt der Rosenmontagszug Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) aufs Korn - auf ihrem Weg in eine Flitterwochen-Suite.

    Der kleinste Karnevalsumzug der Welt startet schon an Weiberfastnacht: Der Ein-Mann-Zug von und mit Helmut Scherer (75) und seinem Bollerwagen in Unna wird wohl wieder von Hunderten bejubelt werden, wie schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Allerdings will das Karnevals-Urgestein 2011 zum letzten Mal antreten.

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